Königin Elizabeth II.
Ihre Hoffnung nach dem Jubiläum
Wieder musste die Queen einen Termin absagen. Das fällt ihr schwer – aber zumindest nutzt es ihrem Plan, Sohn Charles zu stärken.
Begeisterungsstürme von hunderttausenden Britinnen und Briten – das rührt die Queen auch nach 70 Jahren Regentschaft noch beinahe zu Tränen. «Oh, wie unglaublich!», soll sie ihrem Cousin zugeflüstert haben, als sie nach der Militärparade «Trooping the Colour» den Balkon des Buckingham-Palastes betrat. Lächelnd winkte Königin Elizabeth II. (96) dem Volk, schaute der Flugshow der Royal Air Force zu und plauderte zwischendurch mit ihrer Familie, die sich neben ihr aufgereiht hatte. Besonders süss: Selbst für ihr Urenkelchen hatte sie ein Ohr: Denn der vierjährige Louis – jüngster Sohn von Prinz William (39) und Herzogin Catherine (40) – war hin und weg von dem Trubel und schwatzte aufgeregt mit «Gan Gan», wie er seine Uroma nennt.
Ja, schon der erste Tag ihres Thronjubiläums dürfte sich ins Herz der Queen gebrannt haben. Allerdings war er anstrengend für sie. «Sie hat es sehr genossen», richtete der Palast aus, «aber sie hat sich etwas unwohl gefühlt.» Deshalb war sie zu schwach, um den nationalen Dankgottesdienst tags darauf zu besuchen: «Ihre Majestät hat mit grossem Widerwillen beschlossen, nicht daran teilzunehmen.» Und einmal mehr bewies die Königin, dass ihr kein Zacken aus der Krone fällt, wenn sie aufgrund ihres Alters Termine absagt oder Aufgaben delegiert. Zwar tut sie es ungern, aber sie weiss, dass es sein muss. Und es ist durchaus möglich, dass sie inzwischen sogar einige Vorteile darin sieht.
Indem sie einen Schritt zurücktritt, gibt sie ihrer Familie mehr Raum – und hat so die Möglichkeit, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Wie wird die Monarchie funktionieren, wenn sie einmal nicht mehr ist? Und vor allem: Wird ihr Sohn, Prinz Charles (73), vom Volk als ihr Nachfolger anerkannt? Das ist ihre grosse Hoffnung! Aber er hat es nach wie vor schwer: Zwar ist er nicht unbeliebt, trotzdem wünschen sich die meisten Britinnen und Briten seinen Sohn William als Thronfolger. Das ist schon lange so, und laut einer Umfrage 2021 hat sich daran auch nichts geändert. Aber die Queen kämpft für Charles – aus dem Hintergrund. So hätte sie sich wohl auch zwingen können, im Mai die Parlamentseröffnung abzuhalten. Aber sie überliess diesen traditionellen Akt ihrem Sohn, der es königlich meisterte. Situationen wie diese, bei der er seine Mutter vertritt, wird es in Zukunft noch mehr geben – und jede einzelne stärkt Charles, was ganz im Sinn der Queen und des Palastes ist. Royal-Experte Peter Hunt im «Express»: «Sie möchten zeigen, dass die Monarchie in sicheren Händen sein wird.»