Caterina Valente
Ihr geheimer Lebensabend im Tessin
Auch zum 90. Geburtstag macht die Entertainerin mit der einzigartigen Karriere keine Ausnahme: Seit dem Rücktritt verweigert die Wahltessinerin Interviews zum aktuellen Dasein konsequent.
Mit 70 Jahren zog sie sich ins Privatleben zurück und gibt seither keine Interviews mehr. Auch ihre runden Geburtstage sind kein Anlass, aus der Rente zurückzukehren. So kündigte sie auf Facebook Mitte Dezember 2020 an: «Während Ehrungen und Feiern geschätzt und sehr schmeichelhaft sind, werden diese weder von mir noch von meinem Team organisiert oder unterstützt.» Die Presse müsse sich mit einem allgemeinen Statement zufriedengeben. Dazu wünsche sie allen schöne und sichere Feiertage.
2019 machte sie eine letzte Ausnahme und stand ihrem ehemaligen Manager Günther Huber (53) Red und Antwort: «Das Alter ist nichts für Feiglinge», sagt sie da. Es bedrücke sie, dass viele Freunde und Begleiterinnen nicht mehr da seien. «Mein Bruder Silvio war mein Lebensmensch, er fehlt mir jeden Tag. Aber man lernt, damit zu leben.» Sie freue sich über jeden Morgen, an dem sie aufwache. «Ich habe zwei verrückte Söhne, die sich um mich kümmern und mich zum Lachen bringen.» Der Ältere, Eric (62), stammt aus ihrer ersten, drei Jahre dauernden Ehe mit Jongleur Erik van Aro Sr. († 2001). Der zweite, Alexander (46), ist der Sohn des britischen Pianisten und Komponisten Roy Budd († 1993), mit dem Valente von 1972 bis 1979 verheiratet war.
Die Entertainerin lebt seit Jahrzehnten friedlich und zurückgezogen in Lugano TI. Wie die GlücksPost weiss, geht sie zurzeit kaum aus dem Haus, lässt sich die Einkäufe von ihren Söhnen bringen. Den immer noch zahlreichen Fans schickt sie ebenfalls per Facebook ab und zu einen Gruss sowie Bilder oder Aufnahmen aus ihrer über 65 Jahre dauernden Karriere. Material gibt es genug.
Valente entstammt einem Variété-Clan. Caterinas Mutter Maria († 1977), ein Vaudeville-Star und die bekannteste Clownin der 1920er-Jahre, sowie Vater Giuseppe († 1957), ein europaweit berühmter Handorgelspieler, standen bereits in siebter Generation auf der Bühne. Bereits als Fünfjährige stieg Caterina ins Familiengeschäft ein, performte in Stuttgart (D) erstmals mit ihren Eltern und den drei älteren Geschwistern. Sie verliess die familiäre Künstlertruppe erst mit 21, nachdem sie Erik van Aro geheiratet hatte. Der hatte ein Engagement beim Schweizer Circus Grock, in dem dann auch seine Frau auftrat – eigentlich nicht der richtige Rahmen für eine Sängerin und Tänzerin.
Immerhin entdeckte sie so der Chef von Radio Zürichsee und war dermassen begeistert, dass er mehrere Songs mit der kecken jungen Dame aufnahm. Sämtliche Instrumente spielte Valente selbst ein. Erik van Aro sandte die Aufnahmen später an alle wichtigen deutschen Radiostationen. Bereits die dritte Single, die auf den Markt kam («Ganz Paris träumt von der Liebe») wurde ein Superhit. Sie verkaufte sich über 500 000-mal. So etwas hatte man 1954 noch nie erlebt.
Das war der Start einer einzigartigen Weltkarriere: Ab 1954, nachdem ihr Song «Malaguena» in den USA ein Radiohit geworden war, nahm Valente immer mehr Rollen in Filmen an. Und erhielt kontinuierlich Einladungen in beliebte amerikanische TV-Shows wie der von Bing Crosby († 1977) oder Dean Martin († 1995), der von Valente schwärmte: «Du musst das talentierteste Mädchen auf der ganzen Welt sein.» Es dauerte nicht lange, bis Multitalent Caterina Gastgeberin eigener Shows in Europa wurde.
Valente, die sechs Sprachen fliessend spricht und in elf Sprachen gesungen hat, rangiert auf Platz zwei der ewigen Bestenliste der Künstlerinnen und Künstler mit den meisten Live- und TV-Engagements aller Zeiten – hinter Frank Sinatra († 1998). Dazu kommen 1800 aufgenommene Lieder.
Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte Valente bei der «Bambi»-Verleihung 2005 in München vor einem gerührten Millionenpublikum. Ihr wurde der Ehrenpreis für ihr Lebenswerk verliehen. «Das Showbiz ist heute ganz anders, das ist auch richtig so. Heute bin ich lieber Beobachterin als Darstellerin», ist das Fazit der grossen Künstlerin. «Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte. Was will ich mehr?»