Max Simonischek
«Ich will alles – wie meine Kinder»
Seine herausforderndsten Kino-Rollen bekommt der in Berlin lebende Schauspieler hierzulande. Nun überlegt er, mit der Familie in die Heimat zurückzukehren.
Er will weg, weg aus der deutschen Hauptstadt, wo Max Simonischek zurzeit mit seiner Frau Catharina Steiner (40), einer Journalistin, der viereinhalbjährigen Tochter und dem zweijährigen Sohn wohnt. «Weder Catharina noch ich haben einen engen Freundeskreis hier», erzählt er. «Deshalb möchten wir in spätestens einem Jahr Berlin verlassen.» Die Familie will sich lieber in Wien oder Zürich niederlassen. Zürich wäre eine gute Wahl, da der 40-Jährige die inhaltlich interessantesten und reichsten Filme in seiner Heimat drehte: «Verdingbub», «Die göttliche Ordnung», «Akte Grüninger» und «Zwingli». «Leider spielen diese Filme ausserhalb der Schweiz keine Rolle. Da auf Schweizerdeutsch gedreht wird, ist der Markt bereits definiert. Ich denke immer: Dreht doch in klarem Hochdeutsch, dann hätten diese Filme auch im Ausland Chancen.» Wobei die erwähnten Werke alle ausgesprochen schweizerische Themen behandeln, die ausserhalb der Landesgrenzen wohl auf wenig Interesse stossen würden.
Nicht so sein neuer Film «Die Nachbarn von oben»: «Im Gegensatz zu den anderen Schweizer Filmen geht es hier um ein universales Thema. Schon beim Lesen fand ich: Das ist eine flotte, gute Komödie, die funktioniert.» Entscheidend schien nur, wer die Mitdarstellenden seien und wer Regie führe. «Bei der Besetzung wurde lange herumgemacht. Mit Ursina Lardi, Sarah Spale, Roeland Wiesnekker und mir im Cast und Sabine Boss als Regisseurin war es dann perfekt.»
Das neue Jahr begann für den Schauspieler in Innsbruck (A), wo er sein Ein-Mann-Stück «Der Bau» aufführte. Max Simonischek ist auch als Regisseur verantwortlich für die gefeierte Kafka-Inszenierung, die 2015 im Zürcher Theater am Neumarkt Premiere hatte. Bis heute spielt er «Der Bau» an renommierten deutschsprachigen Häusern wie dem Wiener Burgtheater oder aktuell am Deutschen Theater in Berlin.
Die Kostüme für seine Theaterinszenierung stammen übrigens vom Vater seines Schauspielkollegen Joel Basman, Menachem Basman, der in Zürich ein Modegeschäft besitzt. «Ich kaufte einen Anzug bei ihm und erzählte ihm, dass ich ein eigenes Stück auf die Beine stelle. Da sagte er, er würde sehr gerne die Kostüme dafür entwerfen.» Menachem sei sehr theateraffin, schaue sich immer wieder Bühnenstücke an. «Mein Anliegen war, verschiedene Kräfte der Stadt Zürich am Theater am Neumarkt zusammenzubringen», betont Simonischek.
Beim Gespräch mit der GlücksPost weilt der Schauspieler gerade in München. Dort dreht er eine neue Folge seiner ZDF-Krimi-Reihe «Laim». «Parallel dazu spiele ich meinen Kafka-Monolog an verschiedenen Orten», erzählt der Schweizer. «Es könnte sein, dass ich das Stück durch die nächsten Jahre weiterhin aufführe – eine Herausforderung für mich.» Generell möchte Simonischek die Regiearbeit am Theater weiterverfolgen und hat bereits neue Aufträge dafür an Land gezogen.
Theaterbühne oder Filmset – er möchte sich nicht für einen der beiden Bereiche entscheiden müssen. «Die meisten gehen in die eine oder andere Richtung. Mir gelang es bisher, beides zu machen. Ich will alles zusammen – wie meine Kinder», meint er lachend.» Wenn es ihm wichtig wäre, dass sein Name bekannter würde, hätte er längst mehr Fernsehen und Kino gemacht.
Bei «Laim» ist es weniger das Genre Krimi, das ihn reizt, sondern, die Figur des Laim selbst: «Weil der nicht in ein Lager einzuordnen ist.» Ausserdem gefällt Max Simonischek die Arbeit mit seinem Team. «Eine wichtiger Grund, weshalb ich diesen Beruf mache, ist der Austausch mit Kollegen. Das ist hier gegeben. Und ich bin nicht zuletzt deshalb mit dieser Figur verschmolzen, weil ich da auch mitschreiben kann. Meine Frau wiederum hat das Buch zu einer Folge verfasst. Je mehr Verantwortung man trägt, desto mehr wird das zum eigenen Baby.» Ein weiterer Vorteil der Rolle: Er sieht während des Drehs seine Mutter Charlotte Schwab (70), die in München wohnt, öfter. «Das ist ein schöner Nebeneffekt.» Auffällig während des Gesprächs mit Max Simonischek: Er spricht zwar perfekt Schweizerdeutsch, trotzdem formuliert er hie und da einen Satz in perfektem Bühnen-Hochdeutsch, als würde er jemanden zitieren.
Max hat seine Kindheit praktisch hinter den Kulissen des Schauspielhauses Zürich verbracht. Nachdem sich seine Mutter von Max’ Vater Peter Simonischek (76) getrennt hatte, kam sie zurück in die Schweiz. «Ende der 80er-Jahre, im Alter von zwei bis sechs, ging ich in Zürich in den Hort und in den ‹Kindsgi›.» Er hat die Zeit in warmer Erinnerung.
Dieses Jahr wird er übrigens zwei Filme in der Schweiz drehen, verrät Simonischek. Man darf gespannt sein.