Susanne Kunz
«Ich versuche, die innere Ruhe zu finden»
Wenn sie am Bildschirm erscheint, ist beste Unterhaltung sicher. Denn die TV-Frau ist fröhlich und nicht auf den Mund gefallen. Was keiner sieht: Sie hat auch eine nachdenkliche Seite und ist gerade auf der Suche nach sich selbst.
Hier entsteht also ihre Zauberfrisur! Wir treffen Susanne Kunz (37) beim Coiffeur – schliesslich sind ihre wechselnden Frisuren eines ihrer Markenzeichen. Letztes Jahr schnitt sie ihre Haarpracht sogar ab. Die Ehre hatte Nathalie vom Coiffeur Valentino in Zürich. «Ihr vertraue ich seit vielen Jahren», erzählt die TV-Frau. «Sie ist lustig, interessant und kann einfach gut Haare machen. Zudem ist sie schnell.» Gerade das ist für die TV-Frau ideal, denn bei ihr ist viel los: Neben «1 gegen 100», das seit 2015 ganzjährig ausgestrahlt wird, ist sie neu Jury-Mitglied bei «Die grössten Schweizer Talente» (siehe Box). Und zudem Mutter, hat mit Ehemann David Sohn Elfen (10) und Tochter Soane (5).
GlücksPost: Es heisst, ein neuer Haarschnitt geht oft mit einer persönlichen Krise oder Veränderung einher. Wie war das bei Ihnen?
Susanne Kunz: Ich hatte einfach Lust auf eine optische Veränderung. Man gibt sich einen neuen Look, wird anders wahrgenommen. Meine Haare kurz zu schneiden, gibt mir seltsamerweise einen Energieschub.
Und wie waren die Reaktionen?
Ich habe sehr viele Komplimente erhalten, auch von Männern. Frauen finden es meist super und erzählen mir, dass sie selbst sich nicht trauen oder es ihrem Mann nicht gefällt. Da sage ich: «Frauen, tut es! Und wenn er es nicht will, lasst euch scheiden!» (lacht)
Wie hat denn David, Ihr eigener Mann, reagiert?
Er findet es super, hat mich auch mit raspelkurzen Haaren kennengelernt. Eigentlich mag er alles –wild, brav, lang, kurz. Ich finde es toll, dass ich damit mehr machen kann: die Haare nach hinten frisieren, aufstellen, verwuscheln …
Ihre Wandelbarkeit sehen wir bald auch in «Die grössten Schweizer Talente», wo Sie erstmals in der Jury sitzen. Ganz neue Gefilde für Sie!
Oh ja, und ich war anfangs wirklich nervös! Wir hatten sieben Aufzeichnungstage – wenig Zeit, um in die Rolle zu finden. In diesem Saal wuselt es vor Emotionen, da kam auch ich nicht umhin, in stillen Momenten meine Leistung zu hinterfragen. Manchmal dachte ich wirklich: «Hör auf damit, du kannst das nicht.» Da waren grosse Selbstzweifel.
Dabei wirken Sie – auch wegen Ihrer frechen Frisur – taff und nicht gerade wie eine zartbesaitete Elfe.
Klar, aber selbst nach aussen taff wirkende Mädels haben tiefe Momente von Selbstzweifeln. Und das ist gut so. Hätte ich gedacht, ich sei ein «Sibäsiech», der das einfach nur hervorragend macht, wäre es doch etwas einfältig. Wer bin ich schon, andere Leute zu beurteilen?
Wie streng sind Sie?
Ich kann schon streng sein und klar sagen, was mich stört. Aber ich mache niemanden fertig.
Wie sehr verletzt Kritik Sie selbst?
Am wenigsten verletzt mich Kritik über meine Frisur (lacht). Im Ernst: Wenn es um meine Kompetenz in der Arbeit geht, kann es mich schon «wurmen». Es kommt aber darauf an, wie es gerade um mein Ego bestellt ist – mal tut es weh, mal denke ich: «Jajaaa …»
Dürfen Ihr zehnjähriger Sohn und die fünfjährige Tochter «Die grössten Schweizer Talente» schauen?
Ja. Aber ich bin da etwas ambivalent: Eigentlich kann ich gut leben, ohne etwas von mir im Fernsehen anzusehen, ganz überzeugt bin ich immer noch nicht davon, dass ich im TV vorkommen sollte (lacht). Zur Qualitätskontrolle muss es aber sein, allerdings tue ich es lieber in einer Arbeitsatmosphäre.
Also wird der Fernseher dann gar nicht eingeschaltet werden?
Ich weiss es noch nicht. Vielleicht bin ich ja dann zufällig im Ausgang. Oder wir schauen es zusammen. Mal sehen!
Ihr Sohn realisiert sicher schon, dass Sie im Rampenlicht stehen?
Ja, und er ist extrem stolz darauf, dass ich nun in der Jury von «DGST» sitze. Er findet es «mega cool» und hat mir vor Arbeitsantritt den Tipp mit auf den Weg gegeben: «Tust dann viel buzzern, gell!»
Und Ihre Kleine realisiert das alles auch schon?
Sie versteht, dass ich Theater mache und auf der Bühne stehe – es interessiert sie aber nicht sonderlich. Als sie mal bei «1 gegen 100» in den Kulissen dabei war, fragte sie später, warum ich ständig rede, die Leute rumstehen und nichts passiert. Herrlich!
Sie scheinen zwei aufgeweckte Kids zu haben.
Ja, es läuft viel. Wer Kinder hat, führt praktisch einen Hotelleriebetrieb mit psychologischer Anlaufstelle: Man muss entweder einkaufen, waschen, kochen, Hausaufgaben machen, trösten, ein Pflaster aufkleben, Haare waschen, putzen oder Lego bauen. Ja, es ist streng. Aber wissen Sie was …?
Was denn?
Ich finde es fast schon diskriminierend, dass immer nur wir TV-Frauen zu den Kindern befragt werden. Es gibt doch auch TV-Männer, die zu Hause sind.
Ich merke es mir! Sie und David teilen sich die Hausarbeit, richtig?
Ja, wir arbeiten beide etwa 70 Prozent. Jeder macht alles. Er hat definitiv mehr Talent in Sachen Computer, ich eher den Überblick in organisatorischen Dingen. Es ist intensiv. Ich bewundere Leute, die mehr als zwei Kinder haben. Man liebt sie so sehr, will jedem Kind gerecht werden, eine Beziehung zu ihm haben, daneben Beruf, Ehe, Haushalt. Und dieser Lääärm. Kinder sind einfach laut und machen immer Unordnung (lacht).
Sind Sie manchmal froh, wenn Sie zur Arbeit gehen können?
Natürlich. Aber ich komme auch immer wieder gerne nach Hause. Die Familie gibt mir einen schönen Boden und ist das wunderbare Zentrum meines Lebens.
Sie haben noch ein drittes Baby – die Comedy-Figur «Elsbeth», mit der Sie zwei Bühnenprogramme machten. Wie geht es ihr?
Sie brütet in mir, «chräbelet» zwischendurch, aber richtig offenbart hat sie sich noch nicht. Ich notiere Ideen, habe aber die Musse noch nicht, die Produktion anzureissen.
Weshalb nicht?
Ich möchte einfach eine ruhigere Phase. So ein Stück auf die Beine zu stellen, ist ein schöner Prozess, der aber viel Energie braucht. Die habe ich im Moment nicht dafür.
Wofür brauchen Sie sie denn?
Neben Beruf und Familie auch für mich selbst, ich will versuchen, eine innere Ruhe zu finden. Ich muss mich darin schulen, nicht immer fünf Sachen gleichzeitig zu machen – was ich während Jahren getan habe. Nun möchte ich mir eine Identität geben, wenn ich nicht Hansdampf in allen Gasssen bin. Das geht immer besser.
Wieso gerade jetzt?
Es war einfach der richtige Moment, vielleicht hat es mit dem Alter zu tun. Ich mache ja genug: habe Jobs, Kinder, treibe Sport. Neuerdings beschäftige ich mich zudem mit Anatomie. Ich will wissen, wie es in uns aussieht, wie mein Körper – der ja mein Instrument und mein Zuhause ist – funktioniert.
Das klingt, als hätte die neue Frisur doch einen Wandel angezeigt, eine Art Selbstfindung.
Ich glaube, wenn man immer von aussen gesehen wird, eine Projektionsfläche ist für viele Menschen, muss man immer wieder genau hinschauen, wer man ist und sein Innenleben sorgfältig pflegen. Ausserdem ist es mir wichtig, mir immer wieder neue Inhalte zu geben, an etwas zu wachsen, mich auf unbekanntes Terrain zu begeben. So kam auch das Bedürfnis, wieder etwas zu lernen.
Können Sie sich vorstellen, beruflich etwas anderes zu machen?
Ich wüsste nicht was. Diese Phase hat wohl eher damit zu tun, dass ich in meinem Leben immer gerne Brüche hatte. Vor gut zehn Jahren ging ich nach Paris, wurde dort Mutter. Wir würden gerne wieder einmal für eine längere Zeit ins Ausland gehen, haben überlegt, nach New York zu ziehen. Aber es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für so ein Abenteuer. Also habe ich mir gesagt, ich suche das «Ausland» einfach in mir drinnen. Man kann seinen Horizont ja auch so erweitern!