«Ich lebe allein, bin aber nicht einsam»

Nach Jahren der Selbstfindung und ­spirituellen Reisen ­veröffentlicht die weibliche Mitte des bekannten Trios Peter, Sue & Marc eine CD mit besinnlichen Liedern. Sie blickt zu­frieden auf ihr ­Leben zurück und spricht über Höhen, Tiefen und das Alter.

Von Irene Lustenberger

Die Haustüre öffnet sich. Mischlingsrüde Mishko beschnuppert die Ankömmlinge neugierig. Sein Frauchen bittet die Besucher hinein und serviert Zitronenwasser. Sue Schell (74), die weibliche Stimme des legendären Trios Peter, Sue & Marc, ist freundlich, wirkt aber zurückhaltend. Sie steht nicht gerne in der Öffentlichkeit, tat sie eigentlich noch nie. Deshalb zog sie sich nach dem Ende des Trios und einer nicht ganz so erfolgreichen Solo-Karriere Ende der 80er-Jahre ziemlich konsequent zurück. «Ich musste zur Ruhe kommen und zu mir selbst finden», erklärt sie. «Und weil ich keine Familie habe, konnte ich einfach die Koffer packen und gehen.»

Schell reiste für ein halbes Jahr nach Sri Lanka in ein Meditationszentrum. «Dort wurde mir klar, dass ich nicht mehr in mein altes Leben zurückkann. Ich musste etwas finden, wo ich praktisch arbeiten und mindestens vier Stunden am Tag meditieren kann», erinnert sie sich. Dass ihr die Wohnung in Bern genau in dieser Zeit wegen Eigenbedarfs des Vermieters gekündigt wurde, war für sie «auch ein
Zeichen von oben». Kurz darauf kam das Angebot, in einem buddhistischen Zentrum in Deutschland mitzuarbeiten. Nach gut einem Jahr erhielt sie dann eine Einladung nach Berlin, wo sie sieben Jahre in einer spirituellen WG lebte.

In der deutschen Hauptstadt lernt Sue Schell die Leiterin eines Bildungshauses im Appenzellischen kennen und kehrt Ende der 90er-Jahre in die Schweiz zurück. «Durch diese Organisation engagierte ich mich in der Friedensarbeit und war unter anderem in Bosnien-Herzegowina, Serbien, Israel und im Kosovo tätig.» Sie findet zum Singen zurück und tritt in Kirchen, an Workshops, interreligiösen Tagungen und in Spitälern auf, meist zusammen mit Jutta Wurm, die sie mit Stimme und Gitarre begleitet. Ermuntert vom positiven Feedback entschliesst sich Sue Schell vor rund 20 Jahren, die CD «Breathe, You Are Alive» mit meditativ-besinnlichen Liedern zu ver­öffent­lichen. «Im Laufe der Zeit haben wir weitere Lieder in diversen Studios aufgenommen, aber nie veröffentlicht. Diese Aufnahmen habe ich nun aus der Schublade geholt und be­arbeitet sowie neue Lieder eingesungen», erzählt sie. Vor wenigen Wochen ist die CD «Songs for Coming Home» erschienen mit 15 besinnlichen Liedern in englischer und deutscher Sprache. «Mein Wunsch ist, dass diese Songs in die Welt hinaus klingen und so viele Herzen wie möglich erreichen. Sie laden ein, zu verweilen und zur Ruhe zu kommen.»

Zur Ruhe gekommen ist auch Sue Schell. Den alten Zeiten, in denen sie zusammen mit Peter Reber (75) und Marc Dietrich (76) viermal am Eurovision Song Contest teilnahm und mit «Io senza te», «Djambo Djambo» oder «Cindy» viele Hits landete, trauert sie nicht nach. «Es bleibt eine unvergessliche Zeit, aber ich sehne mich nicht zurück. Es ist schön, dass unsere Lieder auch heute noch gehört werden», sagt sie und spricht dabei das Musical «Io senza te» an, das vor ein paar Jahren in Zürich und auf der Thunersee-Bühne aufgeführt wurde. Wenn sie heute auf Youtube einen Auftritt des Trios anschaue, müsse sie immer lächeln und sei berührt von der herzigen jungen Frau, die sie damals war. «Diese Person bin ich nicht mehr. Aber ohne diese Erfahrung wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin.»

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