Art Furrer
«Ich hoffe, ich darf noch etwas bleiben»
Kafi fertig mit Fürst Albert II., sein Glaube an Schutzengel, Weisheiten seines früh verstorbenen Vaters: In seinem neuen Buch gibt der Walliser Einblicke in sein Leben – berührend, spannend, amüsant.
Ärmliche Kindheit in einem Walliser Bergdorf, Skistar in Amerika, Erfinder der Skiakrobatik, Promi-Skilehrer, Bergführer-Legende mit Cowboy-Hut, Hotelier, Medien-Profi, Familienvater: Mit seiner Lebensgeschichte könnte Art Furrer (83) Bücher füllen – und genau das tut er! In diesen Tagen erscheint sein neues Werk: «Ich sage danke!». Gegenüber der GlücksPost gibt er vorab kleine Einblicke.
«Denen wollte ich es zeigen!»
Als junger Mann wird der Bergler aus dem 88-Seelen- Dorf Greich zum Star, scheffelt Geld. Da lassen die Neider nicht lange auf sich warten. Auch ihnen dankt Art Furrer in seinem Buch, denn sie spornten ihn an. «Denen wollte ich es zeigen!» Er ist ein ehrgeiziger Mensch – auch heute noch: «Man muss Körper und Geist trainieren und im Gleichgewicht halten, sonst wird die Lebensqualität massiv eingeschränkt», sagt er. Ziele seien wichtig – wie etwa sein Buch. Auch ein Dok-Film über ihn stehe zur Debatte. Die Füsse hochlegen? Das passe nicht zu ihm. «Da werde ich unruhig. Auch im Alter gibt es immer etwas zu tun.» Offen und umtriebig ist er. «Man muss Menschen mögen, sage ich immer.»
«Ein nachhaltiger Schock»
Viel von seinem Ehrgeiz hat er seinem Vater zu verdanken, der als Jäger, Wilderer und Tagelöhner versuchte, die Familie über Wasser zu halten. Er litt an einer Staublunge und erstickte zu Hause mit erst 40 Jahren. Arthur war 13, sein Bruder Gregor 12 Jahre alt. «Ein Schock, unvergesslich und nachhaltig bis zum heutigen Tag.» Nachhaltig sind aber auch die Worte seines Vaters: «Er sagte immer: ‹Die da unten im Tal haben zwar mehr als wir, aber sie sind nicht besser als wir.› Ich habe hinuntergeschaut und mir gedacht: ‹Eines Tages möchte ich das sein, was die da unten sind, und wenn möglich mehr.› Das hat mich mein ganzes Leben lang angetrieben.»
«Der Fürst trank wie ein Bergbauer»
Mit dem Erfolg kamen auch die Kontakte zu Stars und Adeligen – wie Fürst Albert II., der eine heimliche Leidenschaft offenbarte: Kafi fertig! Diesen gab’s dann nicht nur zum Zmorge, sondern – Bergführer Art Furrer sei Dank – auch als Proviant für die Wanderung. Wie ein «geeichter Bergbauer» habe er getrunken und die Tour bestens gemeistert. Trotzdem durfte der Fürst nach dem Besuch des Furrer-Restaurants Riederfurka ausnahmsweise talwärts fahren – mit dem «Ghüdelwage». «Er vorne beim Fahrer, die Bodyguards hinten auf dem Abfall. Leider durfte ich es nicht fotografieren», erzählt Furrer. Neben Albert beehrten ihn u.a. auch Spaniens König Juan Carlos I. sowie dessen Sohn Felipe mit Familie. Er beschreibt sie als «liebenswürdig, pflegeleicht, lustig.» Zu pikante Details, etwa über eine Begleiterin von Juan Carlos, behält er für sich. Ehrensache.
«Sie isch ä Berggaiss»
Mit 80 Jahren bestieg Art Furrer nochmals das Matterhorn, zwei Jahre später den Mont Blanc. Unglaubliche Leistungen! Doch damit ist Schluss – schreibt er. Ehrlich? «Ja», sagt er. «Gälet, in dem Alter, in der Höhe… Da muss man auch mal vernünftig sein.» Oft und gern geht er aber noch, in kleinerem Rahmen, mit seiner Frau Gerlinde (79) über Stock und Stein. «Sie isch ä Berggaiss!», meint er schmunzelnd.
«Ich glaube an Schutzengel»
Bei keinem Berggang ist dem Walliser Schlimmeres passiert – dank Schutzengeln, ist er überzeugt. «So viele Zufälle kann es nicht geben, darum haben wir Bergführer meist einen stärkeren Glauben an unsere Schutzengel. Der eine sagt’s, die meisten nicht.» Der Glaube begleitet Furrer schon sein Leben lang, und mit dem Älterwerden erhöhe sich sein Stellenwert noch. Religion ist ihm, einst vom Gebirgskatholizismus geprägt, allerdings weniger wichtig. «Am Ende beten wir alle zum gleichen Gott.»
«Ich bin dankbar für mein Leben»
Gedanken ans Älterwerden und den Tod schiebt Art Furrer meist beiseite, zumal er, abgesehen vom Grünen Star, mit guter Gesundheit gesegnet sei. Ebenso seine Frau: «Gerlinde ist noch extremer diesbezüglich und findet: An den Tod kann man denken, wenn es so weit ist, vorher bringt es nichts. Jeder weiss, dass er irgendwann gehen muss», sagt Art Furrer. «Wenn ich zurückblicke, bin ich sehr dankbar für dieses erlebnisreiche Leben. Ja, ich hoffe schon, noch etwas bleiben zu dürfen.» 100 Jahre alt werden? «Bei guter Gesundheit darf es auch darüber hinaus gehen!»