Urs Gredig
«Ich bin sentimentaler als früher»
Als Talkmaster trat er einst in die Fussstapfen von Roger Schawinski, als Newsmoderator ist er kaum mehr aus dem SRF-Programm wegzudenken. Im Interview spricht er über Filme, die ihn zu Tränen rühren, seine Familie und seine Träume.
Er mauserte sich in den letzten Jahren zu einem der grossen Aushängeschilder von SRF: Urs Gredig (53). Neben seiner jahrelangen Erfahrung als Newsmoderator bei «10 vor 10» führt er seit 2020 auch durch die eigene Talkshow «Gredig direkt». In diesem Jahr feiert er sein grosses Jubiläum: Seit 20 Jahren steht der Davoser für SRF vor der Kamera. Noch zu Beginn des Gesprächs meint er: «Ein schnelles Interview ist gut. Ich habe nicht viel Zeit.» Doch genau wie seine Gäste im TV, wird auch er gerne mal etwas ausführlicher in seinen Antworten.
GlücksPost: Wie feiern Sie Ihr Jubiläum?
Urs Gredig: Lustigerweise hatte ich das gar nicht auf dem Schirm. Die Zeit ist sehr schnell vorbeigegangen. Ich weiss noch gar nicht, wie ich das feiern soll und ob ich überhaupt feiern kann. Ich bin ehrlich gesagt vor allem mal überrascht, dass es so lange her ist, seit ich erstmals vor der Kamera stand.
Mögen Sie sich noch an Ihre erste Sendung erinnern?
Ja, das war eine «Tagesschau Nacht», die war damals um halb eins oder halb zwei in der Nacht. Also wirklich mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit, was sicher auch gut war. Denn ich war unglaublich nervös.
Und wie verlief die Sendung?
Ich hatte fast keine Zeit, um mich vorzubereiten. Die Chefs haben mich auf den Schirm gelassen, am Schluss ist alles gut gegangen. Lustigerweise bin ich heute nicht mehr nervös. Das hat sich gelegt.
Was sagen Sie zur Kritik, dass Sie zu langweilig sind?
Wer sagt denn so etwas? Persönlich sagt mir das eigentlich niemand, und ich selbst empfinde mich auch nicht als langweilig. Kritik an sich stört mich nicht. Ich finde, jeder, der moderiert, muss sich Kritik gefallen lassen. Mir ist auch klar, dass ich nicht allen gefallen muss. Aber die guten Einschaltquoten zeigen, dass ich nicht so schlimm sein kann.
Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?
Ich bin ein authentischer Interviewer, der die Leute mit Respekt behandelt. Gleichzeitig gehe ich mit einer gewissen Neugierde und Offenheit an die Themen heran. Ich hüte mich vor Vorurteilen.
Gehen Ihnen nach fast 150 Ausgaben «Gredig direkt» nicht bald die Gäste aus?
Das ist in der doch limitierten Schweiz ein Risiko. Aber Angst davor habe ich keine. Wir müssen vielleicht irgendwann einfach das Konzept anpassen, dass Leute ein zweites Mal kommen dürfen – was wir auch schon hatten – oder wir setzen mehr auf Gesprächspartner aus dem Ausland.
Wen wünschen Sie sich noch?
Den Papst oder Weltfiguren wie Barack Obama fände ich natürlich spannend.
Wieso hat das bisher nicht geklappt?
Das ist nicht ganz einfach und hat teilweise mit Glück zu tun, oft aber auch mit dem Netzwerk. Ausserdem sind wir als Schweizer Fernsehen international gesehen halt doch ein eher kleiner Fisch.
Wer von den Gästen war am mühsamsten?
Dazu schweige ich. Es sind nicht alle gleich spannend, das ist klar. Und es gibt tatsächlich auch wirklich mühsame Gäste – aber die sind glücklicherweise die Ausnahme.
Wie viel verdienen sie im Monat?
Sagen wir es so: Ich beklage mich nicht. Aber die Leute haben manchmal schon ganz komische Vorstellungen, wie viel wir im TV verdienen würden. Eins kann ich sagen: In der Schweiz wird man nicht des Lohnes wegen TV-Moderator.
Wie schalten Sie ab?
Indem ich mich selbst zwinge, das Handy zwischendurch abzustellen und mich nicht vor den Fernseher oder Computer setze.
Was können Sie nicht gut?
Entspannen. Mir fällt es schwer, einfach mal abzuschalten.