«Ich bin schon fast pedantisch»

Der Ski- und Schwing-Kommentator ist privat gerne in ländlichen Gefilden unterwegs und hat seit einem Jahr ein neues Hobby. Mit uns spricht er über seinen Job, den Sport und ­warum er sich lieber im Hintergrund aufhält.

Von Irene Lustenberger

Wer auf SRF Schwingen, Ski alpin oder Kunstturnen schaut, kommt an seiner Stimme nicht vorbei: Stefan Hofmänner (57). Kompetent und emotional führt der Berner durch die verschiedensten Wettkämpfe im In- und Ausland. Im Gepäck oft mit dabei: sein Langnauerörgeli. So auch, als wir ihn an der Aare nahe seines Wohnortes treffen. 

Seit rund einem Jahr spielt der ausgebildete Primarlehrer das traditionelle Instrument. «Ich besuchte mit meinem besten Kollegen das Strassenkünstler-Festival Buskers in Bern. Auf ­einem Prospekt sahen wir, dass in ­einem Keller ‹Langnauerli & Co.› gezeigt werden. Weil wir keine Ahnung hatten, was das ist, wollten wir da hin», erzählt er. Dort traf er auf Thomas Aeschbacher, den er vom Sportstudium kannte und der 2023 den «Goldenen Violinschlüssel», die höchste Auszeichnung in der Volksmusikszene, erhalten hat. «Und Thomas ist einer von denen, die das Langnauerli aus der Versenkung geholt haben.» Hofmänner war so fasziniert von dem, was Aesch­bacher und dessen Kollegen dar­boten, dass er dieses Instrument erlernen wollte. «Ich wusste allerdings nicht, ob ich das in meinem Alter noch würde lernen können, da ich noch nie ein Instrument gespielt hatte – ausser im ‹Zwangs-Klavierunterricht› im Lehrersemi.» Auf Aesch­bachers positive Rückmeldung hin legte er sich ein Langnauerli zu und begann zu üben. Das meiste brachte er sich selbst mit Hilfe von Videos bei. «Ich spiele fast jeden Tag 15 bis 20 Minuten. Das tut mir einfach gut.»

Auf dem Land wird er eher erkannt 

Ansonsten ist Stefan Hofmänner viel draussen in der Natur – oder macht eben beruflich von sich hören, wie zuletzt beim Jubiläumsschwingfest 125 Jahre ESV in ­Appenzell. Als wir mit ihm der Aare entlangspazieren, wird er kaum angesprochen, einzig ein paar Schlauchböötler winken. Anders sieht es aus, wenn er in eher länd­lichen Gebieten unterwegs ist. «Personen, die auf dem Land wohnen, schauen eher Schwingen und Skirennen als die Städter und kennen deshalb mein Gesicht», erklärt er. «Für mich persönlich ist ­Popularität nichts Erstrebenswertes. Ich bin Kommentator, weil ich das gerne ­mache. Ich erzähle gerne Geschichten, ­liebe Emotionen und den Sport.» Zwar ­seien die Leute meist wohlwollend, «aber wenn ich nicht mal in ein Restaurant kann, ohne dass die Leute sich umdrehen und ­tuscheln, ist mir das nicht so angenehm».

Der TV-Mann bereitet sich akribisch auf seine Einsätze vor. Nach jedem Rennen oder Schwingfest führt er die Resultate nach und aktualisiert die Biographien der Sportler. «Ich bin fast schon ­pedantisch. Wenn es in der Tabelle einen Formatierungsfehler hat oder zwei unterschiedliche Grün verwendet werden, macht mich das fast wahnsinnig», erklärt er und lacht. «Ich glaube aber, genau dieser Fleiss ist das, was die Leute an meiner Arbeit schätzen. Sie merken, dass sich jemand wirklich mit der ­Sache beschäftigt und nicht einfach etwas daherplaudert. Das hat mit Respekt gegenüber den Athleten zu tun. Denn diese geben auch viel ­Akribie in ­ihren Sport», versucht er seine Beliebtheit zu erklären. «Ausserdem bin ich schon so lange dabei, dass es für viele wohl eine ­Frage der Gewohnheit ist. Manchmal ist es schön, wenn man den Fernseher ein­stellt und eine vertraute Stimme hört.» Es heisse oft, dass er eine angenehme Stimme habe und sein ­Dialekt zum Schwingen passe. «Aber dafür kann ich nichts», sagt der Berner grinsend.  

Auch Hofmänner feiert ein Jubiläum

Mit Ski alpin und Schwingen kommentiert er die beiden Schweizer Sportarten schlechthin, hegt aber keine Präferenzen. «Das Spannende an meinem Job ist, dass jeder Sport eine andere Dramaturgie hat. Beim Skirennen kann jede Zehntelsekunde etwas passieren. Beim Schwingen geht es langsamer und ich muss neun Stunden am Stück konzentriert bleiben.» Durch seine Tätigkeit bewegt er sich ­zwischen globalen Gross­anlässen und urchigem Schwingsport – und somit in unterschiedlichen Welten. «Beruflich spielt es keine Rolle, wo ich bin. Da ver­suche ich, meine Arbeit so gut wie möglich zu ­machen. Privat bevorzuge ich die ländliche Schweiz.» Deshalb war für ihn auch das Jubiläumsschwingfest etwas Besonderes. «Ich mag nicht nur ­Geschichten, sondern auch Geschichte. Weil das Jubiläumsschwingfest mehrmals verschoben wurde, sind es jetzt zwar 129 Jahre Schwingverband. Aber das werde ich genau einmal erleben. Und obwohl es eine lange Zeit ist, war ich bei ­einem Fünftel davon mit dabei. Es war also auch für mich ein Jubiläum», sagt Hofmänner, der seit 1999 Schwingfeste kommentiert.

Ist seine Arbeit ein Traumjob? «Wenn man gerne unterwegs ist, Sport liebt, gerne Geschichten erzählt, kein Problem mit un­regelmässigen Arbeitszeiten hat und in Kauf nimmt, dass das soziale Umfeld auf ein Minimum schrumpft, dann ist sie das.» Sein soziales Umfeld besteht unter anderem aus seiner Partnerin und seiner 21-­jährigen Tochter. Sitzt er nicht gerade am Mikrofon, treibt er Sport. «Ich spiele einmal pro Woche Tennis, gehe stand-up-paddeln, ab und zu joggen und Ski fahren.» Zwischendurch besucht er Schwingfeste als Gast. «Innerlich kommentiere ich aber mit», sagt er augenzwinkernd.

Stefan Hofmänner setzt sich mit seinem Langnauerörgeli auf einen Baumstumpf und gibt ein paar Stücke zum Besten. Ziel sei, alle zwei Monate ein neues Lied zu lernen und so das Repertoire zu vergrössern. «Und ich habe dieses Bild vor mir, wie ich am Meer in einer Bucht ein melancholisches Lied spiele», führt er aus.  «Oder an der Aare. Und diesen Wunsch hat die GlücksPost mir jetzt erfüllt», fügt er lachend an.