«Ich bin romantisch und träume gerne»

Die Schlagersängerin hat bereits viele ­Preise und Auszeichnungen eingeheimst. Auf einer Kreuzfahrt feierte sie nun aber eine Premiere: Erstmals gab sie Konzerte auf einem Schiff. Im Interview spricht sie über die Reise, ihr neues Album und die anstehende Tour. 

Von Irene Lustenberger

Kurz vor Sonnenuntergang legt die «Mein Schiff 7» in Kirkwall, das auf den schottischen Orkneys liegt, ab. Aus den Boxen ertönt «Du bist der Kompass» von Andrea Berg (58). Dies ist kein Zufall, denn die Kreuzfahrt der TUI Cruises findet unter dem Motto «Mein Schiff meets Andrea Berg & friends» statt. So sind nicht nur rund 2800 Fans, sondern auch die Künstlerin selbst an Bord. Während der Reise, die von Hamburg über Invergordon (Schottland) und Kirkwall zurück in die norddeutsche Hafenstadt führt, gibt der Schlagerstar drei Konzerte.

GlücksPost: Sie haben zum ersten Mal überhaupt Konzerte auf einem Kreuzfahrtschiff gegeben. Wie war es?

Andrea Berg: Sehr schön, auch das ganze Ambiente. Es war wie eine Reise mit Freunden. Man begegnet sich tagsüber auf dem Schiff oder bei den Landausflügen. Und dann abends an den Konzerten diese Begeisterung spüren zu ­dürfen, die einem entgegenschlägt – das war wirklich etwas ganz Besonderes. Wir waren ganz nah dran an den Fans, die Atmosphäre war toll. 

Waren Sie schon mal auf ­einer Kreuzfahrt?

Ja, aber das ist schon ziemlich lange her und ich kann mich auch gar nicht mehr richtig daran erinnern. Meine Tochter Lena-Marie, die jetzt 26 ist, war mit dabei, und sie war damals noch ein Kind. Wir waren auf einer Schlagerreise, und das Schiff hat sehr gewackelt. Im Vorfeld der jetzigen Reise haben mir alle gesagt: «Das Schiff wackelt nicht. Du merkst gar nicht, dass du auf einem Schiff bist.» Dann kamen der erste Seetag und Konzertabend. Und das Schiff hat dann doch ziemlich ge­wackelt. (Lacht) 

Wurden Sie seekrank?

Nein, das nicht. Aber ich habe mir schon überlegt, ob ich mit hohen Schuhen auf die Bühne kann. Es war wirklich schwierig, das Gleichgewicht zu halten. Einige kreuzfahrterfahrene Freunde haben mir danach erzählt, dass sie das erste Mal einen solchen Seegang erlebt haben.

Macht es für Sie einen Unter­schied, ob Sie auf einem Schiff, in einem Saal oder in einer Arena auftreten?

Das Gefühl ist immer unbeschreiblich. Aber das Theater des Schiffs ist eine eher kleine Location, und das ist schon etwas Besonderes. Ich beobachte die Menschen die ganze Zeit. Ich schaue, wie sie auf die Songs reagieren und mitmachen. Es ist toll, wenn man diese Lebensfreude spürt und die Menschen deine Songs mitsingen.

Sie sind auch sonst gerne nahe bei den Fans, oder?

Genau. Für mich ist das wichtig, ich brauche diese Begegnungen und die Resonanz. Ich bin keine, die sich einfach hinstellt und singt, sondern ich fühle das wirklich. Und ich fühle auch, was zurückkommt. Man kann nicht 30 Jahre lang auf der Bühne stehen und dem Publikum etwas vorspielen. Das wäre verdammt anstrengend. Ich bin, wie ich bin.

Haben Sie vor den Auftritten ein Ritual?

Ein Jägermeister mit der ganzen Band und meinem Team darf nicht fehlen.

Was haben Sie an den beiden See­tagen gemacht?

Ich hatte einige Medien­termine, habe das Schiff er­kundet und bin danach mit Freunden zusammengesessen. Das ist eben genau das Schöne an einer Kreuzfahrt. Man ist nicht im Stress und kann mit Freunden ein Bierchen trinken und quatschen. 

Haben Sie auch an Landausflügen teilgenommen?

Ja, ich war das erste Mal in Schottland und fuhr mit meiner Tochter zum Loch Ness. Auf dem Weg dahin sahen wir sogar Seerobben. Es war ein wirklich schöner Mutter-Tochter-Ausflug.

Ihr soeben erschienenes Album heisst schlicht und ­einfach «Andrea Berg». Es soll Ihr persönlichstes ­sein.

Im Grunde sagt man ja bei jedem Album, dass es das beste und persönlichste ist. Aber in «Andrea Berg» ist genau das drin, was draufsteht. Wie in ­einer Tüte Gummibärchen. Für jede Seelensituation gibt es ein anderes Gummi­bärchen. In ­einigen Songs widerspiegelt sich die Lebensfreude, bei ­anderen können die Fans mittanzen oder flirten, wiederum andere streicheln die Seele.

Wenn Sie zwei, drei Songs ­herauspicken müssten, ­welche wären das?

Als Erstes «Du bist der Kompass». Der Song wird hier auf dem Schiff beim Auslaufen gespielt, und das ist jedes Mal ein sehr bewegender Moment für mich. Ausserdem zwei ­weitere Balladen, «Nirgendwo anders» und «Irgendwann ist irgendwann zu spät». Ich bin romantisch und träume gerne, deshalb mag ich Balladen.

Apropos romantisch: Sie sind seit 2007 mit Uli Ferber verheiratet. Was macht ihn zum Mann Ihres Lebens? 

Er ist eben genau dieser Kompass in der Mitte, dieses Ausgleichende und Beständige. Ich kann mich auf ihn verlassen und ich selbst sein. Das ist der Schlüssel zum Glück, und der steckt von innen. Wenn ich selbst mit mir nicht im Reinen bin, dann kann mir auch kein anderer helfen. Aber bei uns ist es eine Verbindung, die passt und wo zwei Zahnrädchen inein­andergreifen. Wir können uns am anderen festhalten, wenn es nötig ist. Liebe ist für mich nicht das erste Verliebtsein, sondern das Durchhalten und einen Menschen mit all seinen Facetten an­nehmen und aushalten. Wenn das auf Gegenseitigkeit beruht, dann kann daraus etwas ­werden.

Sie sind eine der erfolg­reichsten Künstlerinnen Deutschlands. Setzt man sich selbst unter Druck, dass das neue Album ­genauso erfolgreich wird wie die früheren?

Der Erfolg ist der Fluch, der den Druck macht. Aber ich habe seit zwei, drei Jahren das ­Gefühl, dass es mit der Pflicht vorbei ist und jetzt endlich die Kür kommt. Seitdem geht mir alles viel leichter von der Hand, weil ich mich an den kleinen Dingen erfreue und diese bewusster erlebe. Früher hatte ich daran zu knabbern, wenn einer etwas Negatives geschrieben hat, auch wenn hundert an­dere ­positiv berichteten. Aber das ist ja totaler Blödsinn und bringt nix. Denn man kann es nicht jedem recht machen – und ­sollte man auch gar nicht ­wollen.

Anfang des nächsten ­Jahres gehen Sie auf Tour. Was ­erwartet die Fans? 

Es wird auf jeden Fall glitzern. Ich bin bereits dabei, Steinchen auf die Kostüme zu kleben. Es wird bunt und voller Lebensfreude, man kann tanzen und lachen. Natürlich werden auch die tiefen Emotionen nicht ­fehlen, aber am Ende wünsche ich mir eine Riesenparty mit den Songs meines neuen ­Albums und natürlich allen Hits. Wir freuen uns alle riesig darauf, dass es endlich wieder losgeht.

Am 16. März gastieren Sie im Hallenstadion in Zürich. Welchen Bezug haben Sie zur Schweiz? 

Mein Bezug ist in erster Linie René Baumann, also DJ Bobo, mit dem ich seit Jahren befreundet bin und der auch meine Live-Shows produziert. Die Stimmung in der Schweiz war bei meinen Konzerten immer toll. Ich mag die Menschen, die Berge und die gute Küche.

Sie gehen stramm auf die 60 zu. Haben Sie Probleme mit dem Älterwerden?

Nein, überhaupt nicht – die beste Zeit ist immer jetzt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich gesund bin und das Leben so intensiv geniessen kann. Und das tue ich jeden Tag, denn irgendwann ist irgendwann zu spät.