Jörg Abderhalden
«Ich bin eine Spielernatur»
Als neuer Schiedsrichter ist der dreifache Schwingerkönig jetzt zum ersten Mal im «Samschtig-Jass» zu sehen. Seinen Einsätzen sieht er gelassen entgegen – weil er sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Eigentlich wollte er es ja etwas ruhiger nehmen. Als Schreinermeister, SRF-Schwing-Experte, Vize-Präsident des Ostschweizer Skiverbands und kantonaler technischer Leiter der Schwinger hätte Jörg Abderhalden (38) schon genug um die Ohren. Nun tritt er im «Samschtig-Jass» die Nachfolge von Dani Müller als Schiedsrichter an.
GlücksPost: Am 25. August gilt’s ernst! Es ist Ihr erster Einsatz als neuer «Samschtig-Jass»-Schiedsrichter. Aufgeregt?
Jörg Abderhalden: Nein, ich bin ja nicht der Hauptdarsteller. Als Schiedsrichter falle ich nicht allzu sehr auf – nur wenn ich en Seich mache (lacht).
Als Schwingerkönig hatten Sie die Nase voll vom Rummel um Ihre Person. Der könnte nun aber wieder beginnen.
Ich war ja nie ganz weg, habe unter anderem für SRF Sportsendungen kommentiert, aber es war natürlich lange nicht mehr so intensiv wie als Schwinger. Damals hatte es auch mit dem zusätzlichen Druck zu tun, der herrscht, und den eigenen Zielen. Das war eine ganz andere Situation. Klar, es ist ein Schritt zurück an die Öffentlichkeit, aber viel entspannter. Zudem ist Jassen ein Hobby von mir, und es besteht ein ganz anderer Druck – wenn überhaupt.
Wie kam es denn dazu?
Ich war prominenter Gast bei der letzten Sendung von Ernst Marti, Dani Müllers Vorgänger. Damals wurde ich angefragt, ob ich Schiedsrichter sein könnte, damit Ernst seine allerletzte Runde mitjassen kann. Beim Abschied sagte ich dann mehr im Scherz: «Ruft an, wenn ihr mal wieder einen braucht.» Das war vor etwa acht Jahren. Und nun haben sie angerufen.
Göpf Egg war 22 Jahre im Dienst, Ernst Marti übte das Amt gar 23 Jahre aus, Dani Müller schaffte acht Jahre als Jass-Schiedsrichter. Ziemlich steile Vorlagen!
So lange werde ich es sicher nicht machen! Also sicher keine 20 Jahre. Einfach so lange, wie es mir Spass macht.
Liegt die «Jass-Bibel» nun unter Ihrem Kopfkissen oder griffbereit auf dem Nachttisch?
(Schmunzelt.) Nein, die steckt in der Tasche, in der all meine Sachen sind. Ich habe sie immer dabei. Es geht vor allem darum, sämtliche Jass-Fragen beantworten zu können. Ich weiss ja nicht alle Regeln auswendig, muss ich auch nicht.
Es ist schon klar, dass man Ihnen nun sehr genau auf die Hände schaut. Schon Termine für eine Maniküre gebucht?
Nein, habe ich nicht. Aber es geht ja schliesslich um die vier Jasser. Ich bin ja wirklich nur der, der die Karten verteilt, schaut, dass alles richtig abläuft, und dann die Punkte zusammenzählt. Ein wichtiger Job, aber man darf ihn dennoch nicht überbewerten.
Sind Sie ein guter Kopfrechner?
Ja, ich glaube, das darf man schon sagen. So schwierig ist das nicht – aber man muss die Karten kennen und schnell rechnen können.
Eine Frage an Ihre Frau Andrea: Werden Sie wie Dani Müllers Frau Claudia im Hintergrund die Telefonjasser betreuen?
Andrea Abderhalden: Nein. Unsere Kinder Lynn, Terry und Jill sind mit 14, zehn und neun Jahren in einem Alter, wo noch jemand zu Hause sein sollte. Jörg macht nun den Schiri, ich bin daheim. Ich werde für ihn aber alles vorbereiten, die Termine koordinieren und dafür sorgen, dass er alle Eckdaten und Infos bekommt. Wie damals, als er noch aktiver Schwinger war. Ich bleibe im Hintergrund, halte ihm den Rücken frei. Jörg macht seine Sachen, ich meine. Wir sind ein eingespieltes Team.
Herr Abderhalden, worauf freuen Sie sich am meisten im neuen Job?
Jörg Abderhalden: Auf interessante Begegnungen. Man verbringt doch ein paar Stunden mit den Gästen, erklärt ihnen die Jass-Regeln und worauf sie beim Spielen achten müssen. Jede Sendung hat einen anderen Prominenten zu Gast, und das macht meine Arbeit noch spannender.
Dani Müllers Wunschgast war Roger Federer. Haben Sie auch einen?
Nein, eigentlich nicht. Die Mischung aus Showbusiness, Sport, Politik und Wirtschaft macht es spannend. Aber es gibt niemanden, den ich unbedingt in der Sendung möchte. Ausserdem kenne ich aus meiner aktiven Zeit als Sportler bereits viele prominente Leute. Ich habe daher schon eine andere Ausgangssituation.
Ihr grösster Trumpf?
Bestimmt meine Erfahrungen, die ich bereits mit den Medien gemacht habe. Es ist schon ein Vorteil, wenn man nicht zum ersten Mal vor der Kamera steht. Zudem bin ich eine Spielernatur, jasse sehr gerne, und bin mit Karten aufgewachsen. Das ist sicher eher positiv für mich.
Lampenfieber ist also kein Thema?
Den Umgang mit Druck habe ich im Sport gelernt. Hier ist das allerdings weniger ein Thema, und daher ist auch die Nervosität gering. Ich nehme mich halt auch nicht allzu wichtig.
SRF überträgt vermehrt Schwing-Anlässe. Bedeutet das nun auch mehr Arbeit für Sie als Experte?
Es wird schon mehr Einsätze geben, aber ich wechsle mich ab mit Adrian Käser. Also alles im grünen Bereich. Aber es summiert sich, und daher müssen wir schon schauen, dass es nicht zu viel wird (lacht).