Christian Stucki
«Ich bin 15 Jahre immer ‹gsecklet›»
Während seiner Aktivzeit gehörte er zu den Publikumslieblingen. Nach seinem Rücktritt arbeitet der Schwingerkönig noch in einem 20-Prozent-Pensum, ist Markenbotschafter und geniesst seine Familie. Und er ist deutlich leichter. Mit uns spricht er über sein Leben nach der Karriere.
Von Irene Lustenberger
Mit 134 Kränzen, 44 Kranzfestsiegen und dem Gewinn des sogenannten Schwinger-Grandslams (Kilchberger 2008, Unspunnen 2017, ESAF 2019) gehört er zu den ganz Grossen der Szene: Christian Stucki (39). Am Seeländischen Schwingfest in Lyss bestritt der 1,98-Meter-Hüne im Juni 2023 quasi vor der Haustür sein letztes Schwingfest – und gewann es. Die GlücksPost trifft ihn an der Golf Trophy des FC Luzern in Engelberg OW. «Ich komme immer gerne in die Innerschweiz», sagt Stucki und lächelt. Kein Wunder, feierte er doch in Zug 2019 seinen grössten Triumph, als er sich zum Schwingerkönig krönte. Auch fünf Jahre nach dem Sieg erinnert er sich gerne an diesen Tag. «Mit 34 Schwingerkönig zu werden, ist schon ein Highlight. Das war einer der schönsten Tage meines Lebens und das i-Tüpfchen auf meine Karriere.»
Auch nach seinem Rücktritt besucht er ab und zu Schwingfeste. «Das Erkennungspotenzial ist relativ gross, und viele wollen ein Foto mit mir. Aber ich bin mit diesem Sport gross geworden, und deshalb gehört das dazu und stört mich nicht», sagt Stucki, der wegen seiner «gmögigen» Art ein Publikumsliebling ist. Am Jubiläumsschwingfest in Appenzell am 8. September wird der Berner ebenfalls vor Ort sein und zusammen mit Fabienne Gyr (36) als Experte fürs Schweizer Fernsehen im Einsatz stehen. Als Favoriten für den Sieg nennt er Fabian Staudenmann (24), Adrian Walther (23), Samuel Giger (26), Joel Wicki (27), Pirmin Reichmuth (28) und Werner Schlegel (21).
Selbst in den Sägemehlring zu steigen, reizt ihn nicht mehr. «Ich habe den Rücktritt noch keine Sekunde bereut und nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt.» Er fiebere zwar mit den Seeländern und den Bernern mit, «aber für mich ist das Thema Schwingen abgeschlossen». Zumal er gegen die Besten sowieso nicht mehr mithalten könnte. Weil aber sein jüngerer Sohn Elia (8) das Schwing-Gen seines Vaters geerbt hat und Stucki dort das Training mitleitet, ist er dem Schwingsport nach wie vor verbunden. «Ich zeige ab und zu etwas vor und mache einen Gang. So lohnt es sich nach dem Training wenigstens, die Waschmaschine anzulassen», sagt er und lacht. Stucki freut sich, dass auch sein Sohn in die Zwilchhosen steigt, Druck machen will er ihm aber nicht. «Wichtig ist, dass Elia Freude hat. Wenn er will, unterstütze ich ihn, wenn er mal keine Lust hat, dann ist es halt so», hält er fest.
Auf die Frage, was der gelernte Forst-wart und spätere Lastwagen-Chauffeur seit seinem Rücktritt vor einem knappen Jahr macht, antwortet er grinsend: «das Leben geniessen.» Er nehme noch immer Termine mit seinen Sponsoren und Partnern wahr. «Zudem habe ich ein 20-Prozent-Mandat beim Sackmesserhersteller Swiza», führt er aus. «Ich bin 15 Jahre immer ‹gsecklet› und kann jetzt mal zu Hause bleiben, Hausmann sein und die Giele geniessen.» Mit seiner Frau Cécile (43) hat er nebst Elia noch Sohn Xavier (11). Beide spielen Fussball. Auch «Chrigu» kickte als Kind, beendete seine Fussballkarriere aber mit 14, weil es keine Fussballschuhe in Grösse 51 gab.
Christian Stucki bringt heute deutlich weniger auf die Waage als zu seinen Aktivzeiten. «Ich habe zwischen 25 und 30 Kilo abgenommen», erklärt er. Als Schwinger habe er zu wenig auf die Ernährung geachtet. «Nun esse ich weniger Weizen- und kaum noch Milchprodukte, dafür mehr Hülsenfrüchte.» Zudem trainiert er einmal pro Woche bei seinem langjährigen Athletiktrainer Tommy Herzog (47). «Und zusammen mit meiner Frau absolviere ich zweimal pro Woche ein Online-Training.»
Im Januar feiert Christian Stucki seinen 40. Geburtstag. «Es wird sicherlich ein Fest geben. In welchem Rahmen und wen ich einlade, weiss ich noch nicht.» Welchen Wunsch hat er denn? «Dass wir gesund bleiben und alles so bleibt, wie es ist. Wir haben alles, was wir brauchen und sind glücklich.»