Hoffnung statt Verzweiflung

Kein TV-Dreh berührte die Moderatorin mehr: Vor zwei Jahren war sie drei Tage im ­Spital im Einsatz – bei krebskranken Kindern. Nun gibt es ein ­emotionales Wiedersehen.

Kranke Kinder, Eltern zwischen Hoffen und Bangen – und ein ganzes Album mit Erinnerungen an kleine Patientinnen und Patienten, die viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Zwei Jahre ist es her, seit Mona Vetsch (44) für «Mona mittendrin» drei Tage die Krebsstation des Kinderspitals St. Gallen besuchte. In der dreiteiligen Reihe «Mona mittendrin – Update» gibt es nun ein Wiedersehen mit den damaligen Patienten Jaime (14), Mattia (14) und Finn (8).

GlücksPost: Ihr Einsatz 2018 ging Ihnen nah. Wie war es diesmal?

Mona Vetsch: Tatsächlich fiel mir das Abschiednehmen damals so schwer wie nach keiner anderen Sendung, es herrschte bei allen grosse Unsicherheit. Jetzt war es wieder emotional, aber mit viel Hoffnung!

Hatten Sie im Vorfeld Angst, dass es einer der Buben nicht geschafft haben könnte?

Nach den intensiven Begegnungen 2018 hatte ich das Bedürfnis, zumindest lose Kontakt zu halten. Daher wusste ich grob Bescheid. Aber ja, es hätte passieren können. Umso schöner ist es zu spüren, dass der Weg für alle drei aufwärts geht. Jeder Einzelne hatte eine wirklich heftige Zeit.

Wie haben Sie die Jungs dieses Mal erlebt?

Als Erstes habe ich Finn getroffen. Im Kispi war er gezeichnet von der Chemo, konnte eine Zeitlang nicht einmal mehr gehen. Und jetzt? Da hüpft mir ein Bub entgegen, der als Erstes den Handstand macht, gefolgt vom Brüggli und einem Salto. Purlimunter! Er ist jetzt noch in der sogenannten Erhaltungstherapie.

Wie geht’s den anderen beiden?

Ebenfalls gut. Auch sie sind sehr aktiv: Mattia beim Geräteturnen, Jaime spielt wieder Fussball. Es war wunderbar, sie so zu sehen.

Haben diese Buben sich durch die harte Zeit verändert ?

Ich kannte sie vorher nicht und würde mir nicht anmassen, das zu sagen. Spürbar ist aber, dass sich die Familien plötzlich mit ganz elementaren, schwierigen Themen befassen müssen. Das Kind, die Eltern, aber auch die Geschwister. So eine Krankheit dominiert die ganze Familie.

Und es hört nach der Therapie wahrscheinlich nicht einfach auf.

Ich glaube, die Kinder haben die Gnade des schnellen Vergessens, sie leben mehr im Moment. Jaime zum Beispiel möchte nicht darüber nachdenken, was war, einfach nach vorne blicken. Bei den Eltern dagegen sitzen die Erlebnisse tief, zurückschauen ist immer noch schmerzhaft. Sie müssen lernen, mit dieser Unsicherheit, die ihnen immer im Nacken sitzt, weiterzuleben.

Was haben Sie persönlich aus diesen Begegnungen gelernt?

Mir hat eine Frau geschrieben, die ihr Kind verloren hat: «Geniesse jeden Moment, sogar, wenn ihr gerade streitet.» Ich glaube, das bringt sehr gut zum Ausdruck, was ich für mich mitnehme, zumal ich viel unterwegs bin: mehr innehalten und mir bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass die Familie gesund ist.

Haben Sie durch dieses Erlebnis als Mutter eine grössere Angst um ihre drei Söhne entwickelt?

Nein. Ich glaube, es ist uns allen ja klar: Ein Schicksalsschlag kann jeden ganz plötzlich treffen. Ich fragte mich eher, ob ich auch so stark wäre wie diese Eltern, ob wir das auch so gut meistern würden.

Und was glauben Sie?

Wer weiss … Die Eltern meinten, sie hätten wohl ebenfalls gezweifelt, wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt. Aber es fragt dich ja niemand vorher, und dann geht man da durch.

Oft mit Unterstützung.

Ja. Ich habe bei den Eltern eine riesige Dankbarkeit gespürt, für all die Hilfe, die sie bekommen haben – sei es ein vorbeigebrachtes Essen oder Geschwister hüten. Konkrete Unterstützung statt der Floskel: «Melde dich, wenn du was brauchst.» Denn dafür fehlt oft die Kraft. Das ist das Zweite, was ich mitnehme, wie wir als Gesellschaft helfen können.

Ist es Ihnen ein Anliegen, durch Ihre Sendungen etwas zu bewirken? In der zweiten Folge etwa gibt es ein Wiedersehen mit Asylsuchenden – ein Thema, das oft kontrovers diskutiert wird.

Es freut mich auf jeden Fall, wenn wir Barrieren abbauen und vielleicht Vorurteilen entgegenwirken können. Bei uns war es so, dass alle Flüchtlinge – die wir ja zufällig getroffen hatten – sehr engagiert waren, unbedingt arbeiten wollten. Wie etwa Samsom, der eine Lehrstelle gefunden hat. Sein Chef gab ihm die Chance. Da merkt man: Du kannst alleine vielleicht nicht die Welt retten, aber fast jeder kommt einmal in die Position, dass er für jemand anderen den kleinen Unterschied machen kann.

Sie vielleicht mit Ihrer Sendung.

Vielleicht, es wäre auf jeden Fall sehr schön, wenn wir zum Verständnis untereinander beitragen könnten.

Update!

In «Mona mittendrin» taucht Mona Vetsch jeweils für drei Tage in neue Welten ein, trifft unterschiedlichste Menschen. Was ist aus ihnen geworden? Das zeigt sie in der dreiteiligen Sendung «Mona mittendrin – Update» (donnerstags, 20.05 Uhr, SRF 1). Sie trifft ehemalige Patienten aus dem Kinderspital (19. 3.), besucht Menschen wieder, die sie im Asylzentrum kennenlernte (26. 3.). Und sie schaut, wie es ihren Bekanntschaften aus der Folge «Bei den Gehörlosen» geht.