Bernd Ulrich
Häufige Trennungen – das ist für keine Ehe gut!
Aufhören ist für ihn und seinen Bruder kein Thema: Als Amigos sind sie nach wie vor mit viel Freude unterwegs. Und da ihre Ehefrauen die beiden begleiten, haben sie ihr privates Glück immer mit dabei.
Es gibt für die Amigos selten mal eine freie Minute. Und jetzt, wo sie mit «Babylon» ein neues Album auf dem Markt haben, könnte der Tag für Karl-Heinz (70) und Bernd Ulrich (68) gerne noch ein paar Stunden mehr haben wegen all der TV-Shows, Radiotermine und Pressegespräche. Nicht nur als Brüder, sondern auch als Bandkollegen sind die Amigos ein gutes Team. Sie teilen sich alle Aufgaben, jeder tut das, was er am besten kann. Während sich Karl-Heinz um organisatorische Dinge kümmert, überlässt er Bernd gerne die Interviews.
GlücksPost: Wie kamen Sie auf «Babylon»?
Bernd Ulrich: Ein bisschen ungewöhnlich, nicht? Zuerst sollte das Album «Nächte aus Feuer» heissen, doch dann bekamen wir noch diesen Titel angeboten, den wir toll fanden. Diese Stadt aus der Antike im Zweistromland, die Mythen und Geschichten, die sich darum ranken, haben uns fasziniert.
Sie schreiben Ihre Texte fast alle selbst, so zum Beispiel «Dafür lebe ich». Wofür leben Sie?
Als wir zu diesem Song auf einem Weinschloss ein Video drehten, lernten wir die Besitzer, ein älteres Ehepaar, kennen. Zu sehen, wie liebevoll sie nach all den Jahren miteinander umgehen, war schon sehr bewegend. Ich wünsche mir das auch für meine Frau Heike und mich – dass wir im Alter ebenso glücklich miteinander sind. Wir leben auch füreinander, machen alles miteinander, haben grosses Vertrauen zueinander. Das gilt natürlich auch für meinen Bruder Karl-Heinz und seine Frau Doris. Wir stehen alle füreinander ein.
Sie sind seit 1988 mit Heike zusammen, seit 2007 verheiratet. Was ist für Sie wichtig in der Beziehung?
Respekt, Ehrlichkeit und Zusammenhalt, das ist das A und O. Wir reden auch viel miteinander, sprechen über alles, was uns bewegt. Ebenso wichtig ist die Nähe: Wir stehen morgens zusammen auf, schlafen abends zusammen ein.
Die Frauen sind bei den Konzerten immer dabei. Funktionieren Job und Privatleben ohne Reibereien?
Worüber sollten wir miteinander streiten? Klar, ist man nicht immer einer Meinung. Aber die grundsätzlichen Dinge, die stimmen bei uns. Und die Nähe ist uns, wie gesagt, sehr wichtig. Heike und Doris begleiten uns auf unseren Reisen. Häufige Trennungen sind für keine Ehe gut. Ausserdem helfen sie uns vor Ort, organisieren den Fanshop, erzählen uns nach jedem Auftritt, wie das Publikum reagiert hat, wie sie das Konzert empfunden haben, was man verbessern könnte, was super lief. Ich bin froh, dass unsere Frauen mitreisen. Besser könnte es gar nicht laufen.
Gehen Sie auch gemeinsam in die Ferien?
Einmal im Jahr machen wir Urlaub: Heike und ich fliegen seit Jahren nach Teneriffa, Karl-Heinz und Doris hingegen gehen gerne in die Berge.
Was hat es mit dem Song «Das Zeichen am Himmel» auf sich? Auch schon welche bekommen?
Ja, immer wieder. Man fährt zum Beispiel mit dem Auto jeden Tag die gleiche Strecke – jahrelang. Und dann fährt man an einem Tag aus irgendeinem Grund einen anderen Weg. Das passiert unbewusst. Man wird wie von einer inneren Stimme auf einen anderen Weg geführt, weil sonst vielleicht etwas passiert wäre. Das sind diese Zeichen vom Himmel, von denen wir singen.
Sie sind viel unterwegs. Gab es schon brenzlige Situationen, wo Sie einen Schutzengel hatten?
Ja, vor fünf Jahren waren wir nachts nach einem Auftritt auf der Autobahn unterwegs, als uns plötzlich ein Reh ins Auto sprang. Das ging so schnell, dass wir nicht mehr ausweichen konnten. Das Auto hatte Totalschaden, aber wir sind mit dem Schrecken davongekommen, keiner von uns hatte auch nur eine Schramme.
Vor zwei Jahren ist Ihre Mutter Erna gestorben. Wie nahe ist sie Ihnen noch?
Nach wie vor sehr nahe, und das wird sie auch immer bleiben. Unsere Mutter ist 88 Jahre alt geworden. Unser Vater ist schon 1989 gestorben.
Mit welchen Gefühlen denken Sie an Ihre Eltern?
Voller Liebe. Sie haben uns grossgezogen, uns viel geholfen, uns mit unserer Musik unterstützt. Der Schmerz über den Verlust ist etwas besser geworden mit der Zeit, trotzdem vergeht er nie. Aber die Gedanken und Erinnerungen an sie, die bleiben ein Leben lang.
Das neue Album werden Sie auch Ihren Schweizer Fans bald vorstellen. Was verbindet Sie mit der Schweiz?
Sehr viel. Es ist ein wunderschönes Land, und es gibt immer wieder wunderbare Begegnungen mit unseren Fans dort. Und wir sind jedes Mal begeistert von der Gastfreundschaft der Schweizer und natürlich auch von der hervorragenden Küche. Meistens haben wir nicht viel Zeit, um dort länger zu sein, aber wir geniessen auch unsere kurzen Aufenthalte immer sehr.
Wie geht es weiter mit den Amigos?
Im nächsten Jahr feiern wir unser 50-jähriges Bühnenjubiläum und planen eine Doppel-CD, dafür sind wir schon im Studio. Auf der ersten CD sind viele alte Lieder, die wir in den ersten Jahren gesungen haben. Und es gibt natürlich wieder eine CD mit neuen Songs.
Bis wann haben Sie Ihre Termine vorausgeplant?
Aktuell haben wir bis 2021 geplant, da für die Konzerte logistisch ein grösserer Vorlauf nötig ist.
An Rente denken Sie also noch lange nicht?
Nein! Die Rente liegt schon längst hinter uns. Wir hatten ja, bis es 2006 so richtig mit der Musik losging, auch noch unsere Berufe als Kraftfahrer und Bierbrauer. Unser Feuer brennt noch lichterloh: Solange uns die Musik noch Spass macht, wir gesund und fit sind,
treten wir auf. Die Musik ist unser Leben!