Andrea Bocelli
«Gottes Segen für meine Ehe war mir so wichtig»
Einmal derart erfolgreich zu sein, hat all seine Träume übertroffen. Wunschlos glücklich ist der Startenor aber erst, seit er seine Veronica endlich kirchlich heiraten konnte.
Er ist die Ruhe selbst – trotz Anreisestress aus Italien, Verkehrsstau und Verspätung: Andrea Bocelli (57) bestellt beim Interview in Berlin erst einmal gelassen einen Kaffee. Für wohlige Entspannung sorgt der Sänger auch regelmässig mit seiner sanften Tenor-Stimme – zum Beispiel gerade zu erleben auf seinem neuen Album «Cinema», auf der er romantische Filmmelodien interpretiert, die mitten ins Herz treffen.
GlücksPost: Auf «Cinema» sind Sie im Duett mit Ihrer Frau Veronica zu hören. Im Song «Cheek to Cheek» kommt immer wieder die Passage «I’m in Heaven» vor. Fühlen Sie sich mit ihr nach 15 Jahren Zusammensein noch immer wie im Himmel?
Andrea Bocelli: Oh ja, aber das kann ich nicht alleine beantworten. Wo ist meine Frau? Das möchte ich auch von ihr hören! (Lacht) Kann sie bitte jemand hereinholen?
Veronica: Sie wollen von mir wissen, ob wir noch im Liebes-Himmel sind? Wenn man 24 Stunden am Tag zusammen ist – und das seit fast 15 Jahren –, dann muss man einander lieben. Oder man bringt sich irgendwann gegenseitig um, dazwischen gibt es nichts! (Lacht) Natürlich bin ich sehr glücklich, dass Andrea mein Mann ist, und bin auch sehr froh, dass er etwas älter ist als ich. Dadurch hat er nämlich all die Dinge unter Kontrolle, die ich nicht habe. Ich kann sehr viel von ihm lernen. Unsere Beziehung ist sehr leidenschaftlich. Und Andrea ist leidenschaftlich in allen Dingen des Lebens.
Andrea Bocelli: Ich bin nicht älter, ich bin nur weiser! (Lacht)
Sie haben bisher so viel erlebt in Ihrem Leben. Was war die schönste und intensivste Phase?
Das ist eine schwierige Frage. Ich habe wirklich viele schöne Dinge erlebt, ein grossartiger Moment war aber sicher unsere Hochzeit im letzten Jahr.
Sie mussten Ihre erste Ehe annullieren lassen, um Veronica kirchlich heiraten zu können. War Ihnen der Segen Gottes so wichtig?
Ja. Wir sind zwar sehr glücklich, aber eine standesamtliche Trauung hätte mir für unsere Ehe nicht gereicht. Ein Versprechen vor Gott ist noch einmal etwas anderes als das Ja-Wort auf dem Standesamt. Mit Veronica habe ich die Frau gefunden, die an meiner Seite durchs Leben geht. Ein wunderbares Gefühl!
Ihre Tochter Virginia ist jetzt drei Jahre alt. Soll sie noch ein Geschwisterchen bekommen?
Ich glaube nicht, denn sie hat schon zwei Brüder, meine Söhne Amos und Matteo. Drei Kinder, das reicht jetzt. Man muss sich auch denen widmen, die man schon hat. Das ist eine grosse Aufgabe und Verantwortung, wenn man es gut machen will, und es ist auch anstrengend.
Sind Ihre Söhne auch so musikalisch wie Sie?
Sie lernen beide, Klavier zu spielen. Ich halte es für sehr wichtig, ein Instrument zu lernen. Die Musik ist die schönste Sprache der Welt. In den Ferien begleiten sie mich auch sehr oft zu Konzerten, das macht ihnen Spass.
Was waren die wichtigsten Werte, die Ihre Eltern Ihnen mitgegeben haben?
In erster Linie Ehrlichkeit, Selbstvertrauen, Nächstenliebe, Respekt und Familiensinn. Deshalb ist mir ein harmonisches Familienleben auch sehr wichtig.
Wie sind Sie aufgewachsen?
Sehr behütet und mit viel Liebe. Meine Eltern hatten nicht viel, aber sie haben mein Talent gefördert.
Sie haben weltweit mehr als 80 Millionen Alben verkauft. Hat der Erfolg Sie als Mensch verändert?
Man müsste mein Umfeld fragen, wie sie das sehen. Ich denke, dass sich jeder Mensch im Lauf seines Lebens verändert. Das hat nicht nur mit dem Erfolg zu tun, vielleicht ist er ein Teil davon. Aber ich bin immer noch der gleiche Mensch, was meine Ansichten anbelangt, habe noch immer dieselben Werte.
Mit Ihrer Stiftung setzen Sie sich für benachteiligte, behinderte und sozial schwache Menschen ein. Und Sie investieren u. a. in ein Forschungsprojekt in den USA.
Da werden mobile Geräte entwickelt, die das Leben von blinden Menschen verbessern können – eine Art intelligente Navigation.
Ist Ihnen wichtig, etwas von Ihrem Erfolg zurückzugeben?
Zurückgeben ist nicht das richtige Wort. Das heisst ja, dass man jemandem zuvor etwas weggenommen hat. Nein, ich möchte meinen Erfolg gerne mit anderen teilen.
Wofür sind Sie dankbar in Ihrem Leben?
Für vieles. Aber ich kann nur sagen, dass ich mir niemals vorstellen konnte, da zu stehen, wo ich heute bin. Das hat alle meine Träume übertroffen. Und ich kann dafür nur einem danken, der mir das ermöglicht hat – dem lieben Gott! Eine Gabe zu besitzen, ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk. Wenn man sie verschwendet, ist das selbst verschuldet. Ich bin dankbar für mein Talent – und habe es genutzt.