Gölä
«Wir leben so naturnah wie möglich»
Luxus ist ihm nicht wichtig, denn Glück bedeutet für den Sänger das Leben im Grünen mit seinen Töchtern und Ehefrau Heidi. Ihr widmet er auf der neuen CD berührende Liebeslieder.
Die Idylle dort oben im Wald in der Nähe von Fulensee BE ist ein Paradies für Gölä (48) und seine Familie. Dort packt der einstige Bauarbeiter an, arbeitet mit Kettensägen und Baumaschinen. Andere Rockstars leisten sich einen Ferrari. Gölä kauft stattdessen – Bagger! «Da bin ich wie ein Goof. Mittlerweile habe ich drei. Zurzeit baue ich eine eigene Kläranlage, da wir so abgelegen wohnen. Wir leben ziemlich ‹grün›, obschon wir keine Ökofreaks sind», sagt Gölä. «Wir reden nicht nur, sondern wir leben es. Bei uns gibt es nur Solarstrom und Holz, kein Internet, kein Satelliten-TV, dafür Uhus und Füchse. Zu uns kommt auch kein Pöstler. Zum Duschen und Kochen müssen wir einfeuern. Du lebst so viel bewusster.» Nur manchmal machen er und Ehefrau Heidi (27) eine Ausnahme – bei schlechtem Wetter. «Dann schauen wir mit den Mädchen im Bett eine Trickfilm-DVD.» Die beiden sind Eltern von Nikki (3½) und Leslie (2½).
Chrampfen hat Gölä schon als junger Mann auf dem Bau gelernt. «Jetzt bin ich mein eigener Chef und Sklave», grinst er. «Ich stehe früh auf und mache spät Feierabend. Das Jahr hat zu wenige Tage für mich. Bis Ende Jahr schaffe ich jeweils höchstens die Hälfte meiner Vorhaben. Das
frustriert mich meistens sehr.»
Den Frust kann er mit Songschreiben abbauen. «Dann packe ich meine Gitarre, schliesse mich in meinem Musikzimmer ein, und die Lieder finden mich.» Gölä schrieb Ohrwürmer wie «Keini Träne meh» oder «Schwan». Die Songs auf dem aktuellen Album «Stärne» handeln von seinem neuen Glück, drei davon sind Heidi gewidmet. In «Dr glich Ring am Finger» etwa heisst es statt «Uf u dervo», wie in seinem Hit: «Du hesch mis Härz feschtgnaglet. Das louft dir nie meh dervo.» Dennoch ist «Uf u dervo» noch in Gölä verankert: Sein grösstes Problem sei, dass das Leben so schnell vorbeigehe. Auch deshalb spuke manchmal das Thema Auswandern wieder durch seinen Kopf. «Auswandern auf Zeit vielleicht. Für zehn Jahre in einem anderen Land leben und eine alte Farm auf Vordermann bringen, bevor ich ein alter Chnuschti bin. Das wär was! Aber eben, ich hatte schon immer mehr Träume als Zeit.»
Seine Bissigkeit freilich hat der Berner trotz Liebesliedern nicht verloren. Auf «Stärne» legt Gölä einen Zacken zu und singt offen wie immer – auch über seine politische Einstellung. Dass er musikalisch nie den geraden Weg ging, gehört zu seinem eigenwilligen Charakter. Der zeigt sich nicht nur in den Songs: Die CD-Hülle von «Stärne» ist ein 3D-Cover, und vertriebsmässig überrascht er ebenfalls. Dank eines speziellen Vertrags gibt es «Stärne» beim Beck zu kaufen!