Glaube, Glück und Tod

Erinnerungen an seine Eltern, das Verhältnis zu Tochter Nina und ein dramatisches Erlebnis: Zum 70. Geburtstag gibt der Aargauer Komiker Einblicke in sein Leben und in seine Gedankenwelt.

Seit 45 Jahren bringt er die Schweiz zum Lachen. «Da war viel Glück dabei», sagt Peach Weber bescheiden. Derzeit ist er mit seinem 16. Programm «Gäxplosion» unterwegs, und noch mehr von ihm gibt’s am 6. Oktober: Zu seinem 70. Geburtstag zeigt SRF 1 den Dok-Film «Peach Weber – Da ist noch mehr» (20.05 Uhr). Er sei ein eher ernsthafter Mensch, sagt er da, und gibt viel Privates – und auch Dramatisches – preis. Der Komiker über …

… seine Eltern: Mit seinen jüngeren Geschwistern Carla und Marcel wuchs er in Wohlen AG auf. Seinen Eltern Cesar und Ida windet er ein Kränzchen: «Sie haben mir ein wahnsinniges Urvertrauen mitgegeben – nicht bewusst, aber durch die Art, wie sie als Menschen waren. Und von diesem Urvertrauen zehre ich bis heute.» Die Worte seiner Mutter habe er noch immer im Ohr: «Das chond scho guet!»

… seine Tochter Nina: Mit TV-Frau Jeannette Eggenschwiler hat er Tochter Nina. Ihre Geburt 1995 sei einer der schönsten Momente seines Lebens gewesen. Ab sofort trat  er am Wochenende kaum mehr auf. «Die beste Entscheidung meines Lebens. Denn dabei zu sein, wenn ein Kind aufwächst, kannst du mit Geld nicht aufwiegen.» Sein Verhältnis zu Nina blieb trotz der Scheidung ihrer Eltern, als sie drei war, immer eng. Im Film sagt die studierte Linguistin: «Ich fand diesen Patchwork-Familien-Groove immer schön.» Ihr Vater schmunzelt: «Ich bin vielleicht ein unbrauchbarer Ehemann, aber ich bin ein genialer Ex-Mann.»

… die Kirche: Einst wollte er Pfarrer werden. Doch seine Beziehung zur Kirche habe sich schon als Elf- oder Zwölfjähriger massiv verändert. «Ich war beichten, als ein Pfarrhelfer hineinkam und sich vor dem Altar erschossen hat.» Er habe nicht verstanden, worum es ging. Später aber fand er heraus, dass dieser sich so an seinem früheren Arbeitgeber rächen wollte. «Da dachte ich: Wenn ihr so miteinander umgeht und es so weit geht, dass sich jemand umbringt, dann müsst ihr mir nicht sagen, was man im Leben besser machen sollte.» Kirche habe für ihn nicht viel mit Religion zu tun. Er glaube nicht, dass irgendwo ein alter Mann sitzt, der die Fäden in der Hand hält. Jeder, und daran glaube er, trage etwas Gutes und etwas Schlechtes in sich. «Je nachdem, was man erlebt, kommt eher das eine oder das andere nach vorne.» Er vertraue darauf, dass durch Menschen, die anderen helfen, Gutes entsteht und nicht dadurch, dass man jeden Sonntag in die Kirche geht, aber sonst vielleicht ein etwas fragwürdiger Charakter ist.

… den Tod: Peach Weber ist Mitglied der Sterbehilfeorganisation Exit. Jeder Mensch wisse, wann sein Leben nicht mehr lebenswert sei, da habe niemand reinzureden. Er geht fast jede Woche auf den Friedhof, mag die friedliche Atmosphäre. «Es ist sehr philosophisch – zu wissen, dass man eines Tages auch hier liegen wird. Das relativiert alles. Vor allem wenn ich sehe, wie gewisse Leute aus dem Dorf, die ein Leben lang Krach hatten, nun friedlich drei Gräber voneinander entfernt liegen. Für mich eine gute Art, übers Leben nachzudenken.»

… die Zukunft: Für seinen Abschiedsauftritt hat Peach Weber das Hallenstadion schon gebucht – 2027, an seinem 75. Geburtstag (www.peachweber.ch). «Aber mir war immer klar: Ich möchte eigentlich so lange wie möglich noch etwas machen.» Es komme darauf an, wie es ihm dann geht: Vielleicht gebe es ein neues Programm, ein Best-of – oder eine Gedenkveranstaltung. «Ich lasse es auf mich zukommen: Es wird schon gut kommen, auf irgendeine Art», sagt er und fügt an: «Urvertrauen haben … wie es mir meine Eltern mitgegeben haben.»