Gianna Nannini: «Penelopes Herzschlag ist die schönste Musik»

Die Sängerin tat schon immer, was sie wollte – und erfüllte sich mit 54 ihren Babywunsch. Ihr Kind sei ein prächtiges Mädchen mit langen, strubbeligen Haaren, verriet uns die glückliche Mama.
 
Da ist sie wieder, diese einschmeichelnde, rauchige Stimme. Gianna Nannini, 54 Jahre jung, mit zerzausten Haaren, in Sweat-Shirt und Schlabberhosen, reicht mir beim Interview in Mailand ein Tablett mit Mandelbiskuits. «Li ho fatti io!» Selbst gemacht? «Bevor ich Rocksängerin wurde, habe ich eine Konditorlehre absolviert. Wusstest du das nicht?» Sie schaut mich an, neigt den Kopf zur Seite und lächelt schelmisch. Alles nicht wahr! Gianna Nannini («Bello e impossibile») stammt zwar aus einer angesehenen Familie, die in Siena einige Cafés und Confiserien besass. Aber sie war kaum in der Backstube anzutreffen. Höchstens, um zu naschen!
 
Und, Gianna, wie fühlen Sie sich als frischgebackenes Mami? Ihre Gesichtszüge werden weicher, die Augen glänzen. «Penelopeundmir geht es glänzend. Sie ist ein prächtiges Girl, mit langen, strubbeligen Haaren. Sie schläft viel, doch so alle drei Stunden wird sie wach und hat Hunger. Wennichnicht gleich zu ihr gehe, weint sie. Ihr Weinen ist Musik für meine Ohren – ihr Herzschlag die schönste überhaupt!»
 
Penelope Jane Charlotte kam am 26.November in der Mailänder Klinik Mangiagalli zur Welt. Sie ist Nanninis erstes Kind. «Als mir die Hebamme das Mädchen entgegenstreckte, erlebte ich ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Es schaute mir direkt in die Augen, und ich wusste: Sie ist es. Sie ist das Kind, auf das ich so lange warten musste.» Gianna wischt sich die Strähnen aus der Stirn, sagt dann: «Sie hat sich Zeit gelassen, sie hat auf den richtigen Moment gewartet, um auf die Welt zukommen. Darum habe ich sie Penelope getauft.»
 
Gianna nennt ihre Tochter gleich wie die Gattin von Odysseus, die in der griechischen Sage 20 Jahre auf ihren Mann wartet, der gegen Troja in den Krieg gezogen ist. «Penelope hat mein Leben verändert. Vor ihr hatte ich schon zwei Kinder verloren, das letzte in der elften Woche. Diesmal hatte ich eine normale Schwangerschaft. Ich rauchte nicht mehr und verzichtete auf Alkohol. Ich denke, meine Stimme ist dadurch schöner geworden, weicher.» Und das neue Album («Io e te») entstand für Penelope? «Nein, ich schrieb die Lieder, da war sie noch in meinem Bauch. Mein Kind ist sehr musikalisch, ich spürte ihr Strampeln, wenn ich Musik machte. Auch heute lächelt sie, wenn ich ihr vorsinge.» Rockballaden? «Nein, das Lied ‹Volare› von Domenico Modugno. Für mich ist es das schönste italienische Lied überhaupt. Darum werde ich auch in Zukunft auf jedem neuen Album ein Lied von ihm singen.»
 
Bald startet ihre Tournee durch Italien, die Schweiz und Deutschland. Penelope kommt mit, oder? Gianna nimmt ein Mandelbiskuit. «Logisch! Zwar nicht gerade auf die Bühne, aber sie wird dabei sein. Sie ist ein Teil von mir.»