Rainer Maria Salzgeber
Gezittert um seinen «Donnschtig-Jass»!
Sie taten alles, damit die Sommer-Jass-Reihe 2020 trotz Corona stattfindet. Der Moderator ist froh und zufrieden, im Ballenberg einen würdigen Ersatz-«Dorfplatz» gefunden zu haben. Worauf er noch stolz ist, verrät er hier.
In diesem bisher von Corona geprägten Jahr wurden viele TV-Sendungen, die traditionell vor Live-Publikum aufgezeichnet werden, gestrichen. Dass dies beim «Donnschtig-Jass» nicht passiert, dafür setzten Moderator Rainer Maria Salzgeber (50) und das «Donnschtig-Jass»-Team alle Hebel in Bewegung. Sie fanden die perfekte Lösung: Das Freilichtmuseum Ballenberg im Berner Oberland wird heuer Austragungsort aller Folgen. Die GlücksPost nahm den neuen «Jass-Dorfplatz» in Augenschein – von dem eine Woche vor Start noch nichts zu sehen ist, bis auf halb zugeschüttete Kanäle, durch die Stromkabel und andere wichtige Leitungen gezogen worden sind.
GlücksPost: Herr Salzgeber, es ist wunderschön hier oben. Aber kann der prächtige Ausblick die fehlende Stimmungsmache von 4000 Zuschauenden ersetzen?
Rainer Maria Salzgeber: Unser oberstes Ziel war, die Sendung durch die Corona-Zeit zu bringen. Klar hätte ich auch lieber 4000 Live-Gäste, und mir tun die Gemeinden leid, die nicht zum Zuge kommen. Doch es bringt nichts, etwas zu bedauern, das man nicht ändern kann. Ich bin einfach nur unglaublich froh, dass die Show überhaupt stattfindet. Unsere erste Teamsitzung dieses Jahr stand im Zeichen der Diskussion: Wie können wir es anders machen?
Wie kam das Team auf den Ballenberg?
Irgendwann kam alles zusammen, und wir wussten: Das ist es! Leere Dorfplätze wären nicht in Frage gekommen. Auch hier auf dem Ballenberg wussten wir anfangs nicht, ob wir ein Live-Publikum haben dürfen. Das erlaubt nun der Bund, Veranstaltungen über 300 Personen an einem Ort sind gestattet. Die Tische sind mit genügend Abstand platziert, es sitzen nur Leute zusammen, die den Tisch gemeinsam reserviert haben und sich persönlich kennen.
Letztes Jahr sind Sie von einem Austragungsort zum nächsten geradelt. Nun sind Sie wieder mit dem Velo in der ganzen Schweiz unterwegs – zusammen mit Jass-Schiedsrichterin Sonia Kälin. Mussten Sie sie lange überreden, diesen Marathon mitzumachen?
Gar nicht! Sie ist so sportlich und fährt mit ihrem Mann zusammen leidenschaftlich gerne Mountainbike. Das ist auch der Unterschied zum letzten Mal, da war ich mit dem Rennvelo unterwegs, das ich privat bevorzuge. Unter Sonias Anleitung musste ich erst einmal lernen, richtig mit dem Mountainbike umzugehen.
Die Kamera begleitet Sie beide: Was wird aus diesen Ausflügen?
Das gibt schöne Beiträge für die Sendung, in denen man sieht, wie ich es nicht kann, das Mountainbiken. (Lacht herzlich.) Und zudem wollen wir dem Publikum die wunderschöne Schweizer Landschaft näherbringen.
War Radeln immer eine Passion?
Nein! Nachdem ich vor drei Jahren auf dem Matterhorn gewesen bin und ein Jahr später das Ultra-Tourenskirennen Patrouille des Glaciers gemacht habe, fing ich einige Monate vor dem Start des «Donnschtig-Jass» mit dem Radfahren an. Meine Frau sagte: «Bau das doch in die Sendung ein.» So kam das. Es hat mich schon sehr gepackt, mit dem Rennrad unterwegs zu sein. Wenn ich erfahrenen Radfahrern erzähle, dass ich über den Winter zu Hause auf der Rolle 3000 Kilometer hinlege, sagen die: «Du spinnst!»
Wie war Ihr Fazit nach der ersten Staffel letztes Jahr? Sie bedankten sich in der letzten Sendung mit den Worten: «Es war ein Risiko, einen Sportreporter auf diese Bühne zu stellen. Danke von Herzen, dass uns die Schweizer Jassgemeinschaft so ins Herz geschlossen hat.»
Ich habe das schon vor meinem ersten Einsatz gesagt: Eine Sendung ist grösser als ihr Moderator. Der ist wichtig, aber nicht matchentscheidend. Das beweisen gerade die Jass-Sendungen bei SRF, die im Laufe der Jahrzehnte von vielen verschiedenen Moderatorinnen und Moderatoren präsentiert wurden. Aber ich bin erleichtert, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die Änderungen, die mit mir kamen, akzeptiert haben.
Was bleibt speziell in Erinnerung?
Neben vielem anderem der Tag, an dem mein 50. Geburtstag auf die letzte Sendung der Saison fiel und das ganze Dorf mit mir feierte, Peter Reber mir ein Geburtstagsständchen brachte und wir lange mit dem Publikum den Abend genossen – ohne Kameras.
Danke für das Stichwort: Ein Sportreporter präsentiert eine Unterhaltungs-Show. Ihre Tochter hingegen, die zu gerne in Vaters Fussstapfen treten würde, moderiert nun YouTube-Interviews mit dem EHC Kloten. Vor zwei Jahren sagte Cloé noch zu uns, sie sähe sich eher hinter dem Radiomikrofon und sei interessiert an Leuten, Musik und Klatsch. Wie kam es zu dem Gesinnungswandel? Stecken Sie dahinter?
Im Gegenteil! Sie macht momentan ein Praktikum bei der Eventorganisations-Firma Tit-Pit. Deren Chef, Mike Schälchli, ist Verwaltungsratspräsident beim EHC Kloten. Er sagte zu Cloé, sie solle doch die Interviews führen. Natürlich kenne ich Mike, aber das hat meine Tochter alles selbst eingefädelt!
Und nun talkt sie sich mit Präsidenten, Trainern und Spielern über einen ihr im Detail fremden Sport.
Ich bin so stolz auf sie. Die ist 19 und macht das einfach so! Sie hat sicher viel von mir mitgekriegt, wäre aber zu stolz, den Papa als Vitamin-B-Quelle zu missbrauchen. Bei ihrem allerersten Interview sollte ich mitkommen. Ich musste aber im Hintergrund warten, durfte mich erst zeigen, als das Gespräch fertig war.
Wenn man sich achtet, bemerkt man, dass sie sich in der Gesprächsführung einiges beim Vater abgeschaut hat.
Das ist mir jetzt gar nicht so aufgefallen. Was mir auffiel, war, dass sie die ersten beiden Sendungen auf Zürichdeutsch moderierte. Ich sagte ihr – nicht zum ersten Mal – sie solle unbedingt Walliserdeutsch sprechen. Das ist ein natürliches Markenzeichen. Man wird sie deswegen wiedererkennen – im Positiven wie im Negativen. Schliesslich hat sie auf meinen Rat gehört.
Von Ihrem Sohn sprechen Sie weniger, und man sieht ihn auch nicht auf Ihren Social-Media-Konten.
Jascha ist ganz anders. Der könnte sich das nie vorstellen, in der Öffentlichkeit zu stehen. Aber ich bin auf ihn ebenso stolz wie auf Cloé, wie jeder Vater stolz auf seine Kinder ist. Er ist gut in der Schule und ein sehr anständiger Mensch.
Was verbindet Sie mit ihm?
Die Liebe und Leidenschaft zum Fussball und zum Sport im Allgemeinen. Wir fahren gemeinsam Ski in Zermatt, spielen Tennis oder Golf. Er ist begeisterter Fussballer beim FC Bassersdorf und Captain bei den Junioren B. Wir machen jedes Jahr eine «Männerreise» in ein grosses Fussballstadion in Europa: Wir sahen Spiele der englischen Premier League im Wembley, in Newcastle und Southampton, waren in Schottland am weltberühmten Old Firm Derby zwischen Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers. Ein Highlight war auch «El Clásico» in Madrid zwischen Real Madrid und Barcelona. Am häufigsten besuchen
wir aber die Spiele der Bayern in München.
Wegen Ihres neuen Engagements fallen Ihre traditionellen Familien-Sommerferien im Wallis ins Wasser. Ersatz gefunden?
Wir wollten im Frühling für zwei Wochen nach Thailand. Der Urlaub fiel dem Corona-Virus zum Opfer. So gibt es 2020 keine Familienferien bei uns.