Howard Carpendale
Geständnisse zu seinem Jubeltag
Grosses Glück, aber auch Todessehnsucht: Kurz vor dem 75. Geburtstag verrät der Sänger, was ihn im Leben beschäftigte und heute umtreibt.
«Ich habe beschlossen, irgendwann alle Erwachsenen als 40-Jährige zu sehen, einschliesslich mich selbst», sagt der Sänger. Sein Rücken zeige ihm seine 75 zwar immer wieder, ansonsten mache sein Körper aber gut mit. Er hält ihn mit Fitness, neuerdings Yoga und Golf in Schwung. Und er zählt Kalorien, hat zwölf Kilo abgenommen. «Ich hoffe, dass ich bis März 20 Kilo schaffe. Ich fühle mich mit weniger Ballast wohler.» Um am Puls der Zeit zu bleiben, umgibt er sich mit jüngeren Menschen. Seine Freunde seien zwischen 20 und 70. «Und mein Management ist 30 Jahre jünger als ich, das ist mir sehr wichtig.»
Schmerzhafte Zwangspause:
Die Pandemie zwang auch ihn dazu, Konzerte abzusagen. Ab September will er diese nachholen. Immerhin: Im Herbst konnte er seine neue CD «Symphonie meines Lebens 2» veröffentlichen – ein Trost in einer Zeit, die ihm die Endlichkeit des Lebens vor Augen führte. «Das beschäftigt mich am meisten. Man hofft, dass die Impfung uns einen Weg zeigt, aber wir müssen vorsichtig sein», sagt er in «SuperIllu». «Und ich frage mich: Wann darf ich meine Leidenschaft wieder ausleben?» Er sei froh um seine Fähigkeit, das Beste aus jeder Situation zu machen. «Ich habe sehr viel mehr Zeit mit Donnice verbracht. Das war schön.»
Familiäre Einsichten:
Zu seinem engsten Kreis gehören Gattin Donnice (64), der gemeinsame Sohn Cass (32), Sohn Wayne (43) mit Ehefrau Annemarie (43) und Mads (2) sowie seine Ex-Frau und Waynes Mutter Claudia (65). Ist Howard der Chef des Patchwork-Clans? «Keine Chance!» Seine Lieben würden dafür sorgen, dass er nie abhebt. «Wir leben nach dem Prinzip: Eine Million Deutsche haben deine Platte gekauft, dann sind es 81 Millionen, die es nicht getan haben.» Über seine Berühmtheit, die schwinde, dürfe man sich auch keine Illusionen machen. «Es passiert inzwischen, dass mich Leute fragen, ob ich mit dem berühmten Wayne Carpendale verwandt bin.» Von Neid keine Spur: Das Verhältnis zum Schauspieler ist eng, er verdankt ihm gar sein Leben.
Todessehnsucht:
«Ich habe an Suizid gedacht. Ohne meine Familie hätte ich es getan», erzählt Howard Carpendale, der vor 13 Jahren in einer tiefen Depression steckte. «Diese Leere, die sich plötzlich in einem ausbreitet, ist schwer zu erklären. Ich habe acht Monate auf eine leere Wand geschaut, hatte keinen Bock, irgendetwas zu tun.» Diverse Dinge hätten zu seinem Tief geführt, etwa auch der Alkoholismus seiner Frau. So war es Wayne, der ihn in eine Klinik steckte, wo ihm geholfen wurde. Heute geht es sowohl Donnice als auch Howard gut. «Das waren schwere Zeiten, dass wir da lebendig rausgekommen sind, ist fast ein Wunder!»
Tröstliches Vermächtnis:
Ruhestand ist für den Schlagerstar auch mit 75 Jahren kein Thema, wie er im «Stern» erklärte. «Solange ich es schaffe, dass eine Halle – wie in Berlin, vor Corona – neunmal hintereinander ausverkauft ist und es Standing Ovations gibt, denke ich darüber gar nicht nach.» Und wenn es mal vorbei ist? «Es ist tröstlich, zu wissen, dass meine Fans meine Lieder hören werden, wenn ich einmal nicht mehr da bin. Wenn ich eines Tages auf dem Friedhof liege, bin ich mir sicher, dass sie noch jahrelang kommen und meiner gedenken werden.»