Ganz de Bappe

Ein 13-Jähriger macht sich auf, von Grossbritannien aus mit einfachen Rezepten die Küchen in der ganzen Welt zu erobern: Buddy Oliver, Sohn des britischen Koch-Stars, überzeugt mit eigener Koch­sendung und eigenem Rezeptbuch.

Flink teilt er mit dem grossen Messer die panierte, gebratene Pouletbrust in mundgerechte Streifen und richtet sie auf dem Schneidebrett vor sich an. Noch etwas ­Zitronensaft darüberträufeln, Meersalz und schwarzen Pfeffer dazugeben – fertig ist das «Crispy Chicken».

Kein Zweifel: In dieser Küche arbeitet ein Profi. Kennen wir ihn? Das braunblonde, etwas längere Haar, der Schalk im Gesicht, Freizeit-Sweater statt Küchenuniform, die typischen, schnellen Bewegungen? Nein, es ist nicht Jamie Oliver (49), es ist sein Sohn Buddy (13).

Der Zweitjüngste des bekanntesten TV-Kochs der Welt hat dieses Jahr am britischen Fernsehen eine eigene Kochshow mit neun Folgen erhalten. «Cooking Buddies», übersetzt «Koch-Kumpels», heisst das Format. Seine jugendlichen Gäste begrüsst er mit einem kumpelhaften «Hi guys» und bereitet für sie vor der Kamera scharfe Tomatenpasta zu, schnelle Pizza – oder eben knuspriges Güggeli.

Die Sendung lief zwar nur im Kinderfernsehen der BBC, doch die Vermarktungsmaschinerie ist olivermässig ausgewachsen – mit einem Youtube-Kanal (#Cook­ingBuddies) und einem Kochbuch «Let’s cook. 60 Rezepte – einfach und nice». Zu Weihnachten schliesslich soll es noch eine finale zehnte Ausgabe geben.

«Kochen können ist eine ebenso wichtige Fähigkeit wie Schreiben und Lesen», sagt Vater Jamie, der den britischen Schulen einst den Junkfood austrieb und den Geflügelzüchtern die Batteriehaltung. Und er fügt hinzu: «Ich bin stolz auf Buddy. Ich hoffe, dass die Show die Leute inspiriert, in die Küche zu gehen und selbst zu kochen.»

Das war schon sein Motto, als Jamie Oliver vor nunmehr 25 Jahren mit der Kochshow «The Naked Chef» debütierte. Unter «naked» verstand der 24-Jährige «einfach», «ohne Schnickschnack», «unprätentiös». Mit diesem Dreiklang kochte er sich rastlos und euphorisch in die Herzen der Hausmänner und -frauen auf der ganzen Welt. Jamie Oliver propagierte eine mediterrane Küche mit frischen, gesunden Zutaten. Und verwendete stets reichlich Olivenöl, grad aus der Flasche!

25 Kochbücher später – 50- Millionen-fach verkauft und in 36 Sprachen übersetzt – ist Jamie Oliver nicht mehr nur Chef, sondern König über 140 Mitarbeiter seiner Jamie Oliver Group, ­eines globalen Food- und Gas­troimperiums. Seine 70 Restaurants zählen weltweit 35 Millionen Besucher (Stand: 2023). Sich und seiner Frau Jools (49) zahlte er kürzlich eine Rekord­dividende von umgerechnet 7,7 Millionen Franken aus. Olivers Ver­mögen liegt geschätzt bei 220 Millionen.

Kein Zweifel: Was Jamie Oliver eben noch als die «härteste Zeit meines Lebens» bezeichnet ­hatte, ist vorbei. 2019 war seine Restaurantkette Jamie’s insolvent, hatte über 90 Millionen Pfund Schulden angehäuft und Mit­arbeiter entlassen müssen. Doch der Chef brachte das ­Unternehmen wieder auf Kurs.

So rückte er denn im Sommer 2024 seine Familie in den Vordergrund. Ehefrau Juliette «Jools» Norton, die ein Faible für Elvis Presley hat, gab er in Las Vegas (USA) vor einem Elvis-Double erneut und zum dritten Mal das Ja-Wort. Notabene ist er selbst «The Rock ’n’ Roll Chef». Und überschwänglich feierte er den ­Uni-Abschluss seiner ältesten Tochter Poppy Honey Rosie (22, dt. Mohnblume Honig ­Rosie) sowie das TV-Debüt von Buddy Bear Maurice (13, Kumpel Bär Maurice). Auch die anderen Kinder tragen aussergewöhnliche Namen: Daisy Boo Pamela (21, Gänseblümchen Buh Pamela), Petal Blossom Rainbow (15, Kronblatt Blüte Regenbogen), River Rocket Blue Dallas (8, Fluss Rakete Blau Dallas).

Es scheint: So offenherzig die Familie über Zutaten und Zuberei­tungen spricht, so reserviert ist sie in Familiendingen. In einem Kochbuch über die ­Olivers würde es demnach ­heissen: Man nehme etwas ­Zurückhaltung, gebe viel Herzlichkeit hinzu, schmecke zünftig mit Vertrauen ab und lasse es 25 Jahre köcheln.