Friedensangebot aus seinem Exil

Durch seine Skandale hat es sich der Spanier mit seiner Familie und dem Volk verscherzt. Doch nun scheint er es wiedergutmachen zu wollen.

Einst war Alt-König Juan Carlos (86) als Einführer der Demokratie und volksnaher Monarch beliebt beim spanischen Volk. Doch dann kamen immer mehr Skandale ans Licht, die zum Bruch mit seiner Familie führten. Der frühere spanische Regent flüchtete gar ins Exil nach Abu Dhabi. Doch seit längerem heisst es, Juan Carlos hege den Wunsch, in seine Heimat zurückzukehren. Macht er deshalb nun ein Friedensangebot?

Zumindest lassen das seine Memoiren vermuten, die Juan Carlos nächstes Jahr in Frankreich veröffentlicht. Denn das 500 Seiten lange Buch trägt den Titel ­«Versöhnung». Gemäss dem Verlag will er darin «seine Fehler und schlechten ­Entscheidungen» offenlegen. Und das, obwohl ihm sein Vater, Juan de Borbón y ­Battenberg (1913–1993), genau das Gegen­teil empfohlen hat. «Mein Vater hat mir immer davon abgeraten, Memoiren zu schreiben», schreibt der Alt-König gemäss der Zeitschrift «Point de Vue», der ein Vorab­exemplar vorliegt. «Könige gestehen nicht. Und noch weniger öffentlich. Ihre Geheimnisse bleiben in der Dunkelheit der Paläste verborgen. Warum sollte ich ihm nicht gehorchen? Warum habe ich meine Meinung geändert? Ich habe das Gefühl, dass mir meine eigene Geschichte gestohlen wird», erklärt der Spanier seine Beweggründe für die Memoiren.

Alt-König muss Reue zeigen

Doch wie ehrlich wird Juan Carlos sein? Bereits klar ist, dass er nebst seiner Ab­dankung auch seine Kindheit im Exil und die Beziehung zu Diktator Franco ­thematisieren wird. Noch nicht bekannt hingegen ist, ob er auch seine Skandale aufarbeitet. Will er tatsächlich eine Versöhnung mit seiner Familie, muss er sich aber genau damit befassen – und vor allem Reue zeigen. Denn das Verhältnis zu ­seinem Sohn, König ­Felipe VI. (56), wie auch zu seiner Ehefrau Alt-Königin Sophia (85) ist schon länger zerrüttet.

Juan Carlos und Sophia führen seit Jahren nur noch eine Ehe auf Papier. Denn der frühere Regent soll seine Ehefrau immer wieder betrogen haben. Die Rede ist von mehreren tausend Frauen. Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (60) gibt sogar an, mehrere Jahre eine Beziehung mit ihm geführt zu haben. Sie war es auch, die ihn 2012 zur skandalösen Elefantenjagd in Botswana begleitete.

Schwierige Beziehung zum Sohn

Auch das Verhältnis zu seinem Sohn ist angespannt. Seit Juan Carlos wegen Korruptionsvorwürfen nach Abu Dhabi geflohen ist, soll zwischen den beiden meist Funkstille herrschen. Kein Wunder, mit seinen Aktionen schadete der frühere Monarch dem Ruf der Krone. Ganz zum Leidwesen Felipes. Er strich seinem Vater 2020 sogar das Gehalt, das er seit seiner Abdankung erhalten hatte. Zuletzt reiste der emeritierte König zwar wieder vermehrt nach Spanien, doch die Begeisterung darüber soll bei seinem Sohn nicht gerade gross sein. Dass Juan Carlos bis anhin nie verlauten lassen hat, dass er seine Taten bereut, dürfte das Verhältnis nicht gerade besser ­gemacht haben. Deshalb stellt sich die Frage: Ist Juan Carlos’ Familie überhaupt bereit für eine Versöhnung?