Ewigi Liebi bei Guschti und Hanny

Von Leo Lüthy 

Am Briefkastenschild in einem beschaulichen Wohnblock im zürcherischen Altstetten stehen zwei Namen: Heinz Hürbi und ­Heino Orbini, und dann gibt’s auch noch den Witzkünstler namens Guschti Brösmeli. Drei Namen für eine der legendärsten Figuren der Schweiz! In der Stube sagt Heino Orbini (85) dann stolz und auch ein bisschen schelmisch: «Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch in der Schweiz, der auf drei Namen unterschriftsberechtigt ist. Damit niemand anderes diese Namen verwenden kann, musste ich den Guschti und den Heino amtlich schützen. Auch in meinem Pass sind mein richtiger Name und ­Heino Orbini aufgeführt.» 

Violette Orchideen leuchten aus jeder Ecke im Wohnzimmer, an der Wand hängt eine Goldene Schallplatte und in der grossen Wohnwand glänzen gravierte Zinnkrüge und Zinnbecher. Sie zeugen vom grossen Erfolg des Unterhalters. Wichtiger aber als Gold oder Zinn ist Heino Orbini seine Ehe. Er hegt und pflegt sie, wie eine der vielen Orchideen im Haus. Und wenn man Heino und Gattin Hanny (79) beobachtet, wie sie miteinander umgehen, sieht man, dass da viel Zuneigung, viel Liebe ist.

Die zwei haben sich in den 60er-Jahren in einem Jugendtreff in Zürich kennen­gelernt. Schnell wurde Liebe daraus und schnell wurde geheiratet. «Dieses Jahr können wir ein paarmal feiern», sagt ­Hanny ­Orbini, alias Hanny Hürbi, alias Hanny Brösmeli stolz. «Unsere Diamanten-Hochzeit und meinen 80. Geburtstag.»    

Heino Orbini, der in seiner Karriere schon Tausende von Ehe-Witzen erzählte, hat seine Ehe stets «ernst ­genommen». Das Paar hat zwei erwachsene Söhne und vier Enkelkinder, zu welchen sie eine wunderbare Beziehung pflegen. Und wenn man Heino Orbini nach seinem Geheimrezept für eine lange und glückliche Ehe fragt, sagt er augenzwinkernd: «Einfach die richtige Frau heiraten.»

Im Schwarzwald, in der Nähe des Schluchsees, haben sich die Orbinis vor Jahren eine Parterre-Wohnung gekauft und  verbringen da viel Zeit. Sie geniessen die Ruhe, die Wälder, die Zweisamkeit und halten sich bei langen Spaziergängen fit. Ausser  Problemen mit seinem Gehör hat Orbini kaum ein Leiden und wirkt sehr vital. «Ich war früher in der Leichtathletik unterwegs. Und ich habe nie geraucht und nie viel Alkohol getrunken.»  

Weit über 600 000 Tonträger hat Heino Orbini als Guschti Brösmeli verkauft. Witze erzählen tun viele, selten aber hatte jemand so grossen Erfolg damit. «Ich erzähle die Witze so, wie auch Trudi Gerster ihre Märli erzählt hat. Ich lebe den Witz vor, das gibt dem Ganzen mehr Farbe, und ich wechsle immer wieder mal den Akzent.» Wer nun denkt, dass ­Orbini mit seiner Kunst Millionär geworden sei, der täuscht sich. «Ich habe anfänglich lediglich 12 Rappen pro verkaufte LP bekommen, später dann 20 Rappen. Andere haben wohl mehr verdient an mir.» 

Auch bei gut 80 «Teleboy»-und «Verstehen Sie Spass?»-Gags war Orbini als Lockvogel mit dabei. Einer der bekanntesten Scherze mit versteckter Kamera war «Das Modellflugzeug». Der verzweifelte Ruf «Söll emol choo!» eines Pensionärs, der mit der vermeint­lichen Fernsteuerung total überfordert war, ging in die ­TV-Geschichte ein.

65 Jahre hat er als Guschti Brösmeli die Leute zum Lachen gebracht. Im Dezember 2023 gab er am Arosa Humorfestival seinen Rücktritt bekannt. «Ich werde dieses Jahr 86 und habe Angst, dass ich mitten in einem Witz die Pointe nicht mehr weiss», be­gründet er seinen Abschied. «Mit einer Standing Ovation hat ihn das Publikum in Arosa geehrt. «Ich hatte Tränen in den Augen, es war sehr be­rührend.» Aber es sei nun gut so, denn heute würden die Leute gar nicht mehr richtig zuhören. «Ich war für eine Hochzeitsfeier gebucht. Als ich auf der Bühne stand, waren 80 Prozent der Gäste mit ihrem Handy beschäftigt und hörten gar nicht zu. So macht es einfach keinen Spass mehr!» Die Brösmeli-Perücke, das
rote Halstuch, den blauen ­Arbeitskittel und die Rund­brille hat er in einer Schachtel in seinem Büro verstaut. Manchmal nimmt er alles raus und erzählt von seiner aus­gestorbenen Kunst.