Pasquale Aleardi
«Es ist schön, dort zu sein, wo alles begann»
Nach fast 30 Jahren in Deutschland freut sich der Schauspieler und Musiker, wieder in seiner Heimat Zürich zu leben. Viel davon sehen wird er in nächster Zeit nicht: Seine Agenda ist randvoll.
Mit Karacho gehe er ins neue Jahr, sagt Pasquale Aleardi zur GlücksPost. Dies, nachdem schon das Jahr 2022 sehr turbulent gewesen sei. «Dafür habe ich jetzt eine schöne Pause gehabt. Zwei Wochen nur mit der Familie – es fühlte sich an wie ein Monat.» Über die Feiertage ist der Schauspieler jeweils in Zürich und feiert mit seiner riesigen Sippe: «Wenn meine griechischen und italienischen Verwandten alle kommen, sind das schnell mal hundert Leute.» Seit seiner Kindheit organisiere stets jemand eine Hütte, und alle brächten selbstgemachtes Essen in Überfluss mit. «Da geht’s dann richtig rund! Es ist jedes Mal so lässig, eine Tradition, die ich liebe!» Seit Corona gab es das allerdings nicht mehr. An der vergangenen Weihnacht seien sie immerhin fast 20 Leute gewesen. Geschmaust wurde natürlich auch – zwei
Kilo habe er zugenommen, gesteht der 51-Jährige lachend.
Zum ersten Mal müssen Pasquale, seine Frau Petra (36) und die beiden Söhne Leonardo (6) und Armando (4) für die Weihnachtsferien nicht aus Berlin in die Schweiz reisen: Seit letztem Juni wohnen sie wieder in Zürich. Der Umzug geschah relativ spontan: Petra erhielt ein Job-Angebot bei einem hier ansässigen Start-up-Unternehmen. «Es ist ein schönes Gefühl, wieder dort zu sein, wo alles begann», schwärmt Pasquale. «Kürzlich war ich in Zürich auf der Gemüsebrücke und habe mich daran erinnert, wie ich schon 1995 hier stand, kurz bevor ich nach Deutschland ging – mit einer gewissen Melancholie, dass ich meine Heimat verlassen werde.» Für die Kinder sei der Ortswechsel kein Problem gewesen: «Sie kennen die Schweiz schon und sind sich ausserdem gewohnt, zu reisen und sich in neue Umgebungen einzuleben.» Beide besuchen einen Kindergarten, der nahe am neuen Zuhause liegt. «Wir haben Glück gehabt: Sie gehen sehr gern hin.» Der stolze Vater freut sich bereits jetzt darauf, wenn sein Ältester nächstes Jahr in die erste Klasse kommt: «Das wird dann auch wieder ein ganz anderes Leben.»
Das Schönste an Zürich sei für ihn, dass er seine alten Freunde wieder spontan treffen könne. «Das hat mir in Berlin immer gefehlt. Dafür vermisse ich hier die Restaurant-Preise aus Deutschland.» Und die Bäckerei, die bei ihnen in Berlin um die Ecke war, und «die besten Zimtschnecken der Welt» anbot – das traditionelle Sonntagsfrühstück der Familie.
Momentan weilt Aleardi, der auch ein passionierter Sänger und Musiker ist, in Köln bei seinen beiden Bandkollegen von den Phonauten. Mit ihnen startet er in sein ereignisreiches 2023: Seit vergangenem Freitag sind sie auf Tour und spielen am 25. 1. auch im Casinotheater Winterthur und am 27. und 28. 1. in der Kellerbühne St. Gallen. «Sobald ich mit den Phonauten zusammen bin, fühle ich mich wie ein Zehnjähriger», freut sich Aleardi. Nicht umsonst nennen sie ihre Kreationen «Antidepressionsmusik». «Egal, wie du drauf bist: Nach einem Phonauten-Konzert bist du gut gelaunt», verspricht der Frontmann.
Das Video zu ihrer neuen Single «Bevor du in die Kiste gehst» hat er übrigens eigenhändig realisiert. «Das war eine richtige Corona-Therapie für mich. Mit dem Smartphone und ein paar
Videoprogrammen habe ich das geschafft. Für die Programme musste ich zuerst unzählige Tutorials anschauen. Meine Maske habe ich auch selbst gemacht.» Das Video fertigzustellen nahm rund 200 Stunden in Anspruch. «Es war toll, ich konnte mich total austoben.» Pasquale bezeichnet die Phonauten als Spassprojekt. Wann immer er zwischen seinen Drehs und Bühnenaufführungen Zeit hat, musiziert er mit der Band. «Im Gegensatz zu meinen anderen Produktionen, bei denen alles perfekt stimmen muss, herrscht bei den Phonauten Anarchie und Chaos – ich liebe das!» Im Übrigen hätten sich die Mitglieder der Phonauten versprochen, dass keiner die Gruppe verlässt – einziger akzeptabler Grund: Wenn einer in die Kiste geht.
Neben den Auftritten mit den Phonauten ist Aleardi aktuell in «Der Scheich», der ersten deutschen Produktion des neuen Streaminganbieters Paramount+ (auch in der Schweiz verfügbar) zu sehen. Er lobt die Zusammenarbeit mit Regisseur Dani Levy (65): «Mit ihm zu drehen, ist spektakulär, er ist ein ganz besonderer Mensch. Zudem hat mich schon die Buchvorlage beeindruckt.» Im Frühjahr gibt es eine neue Romanverfilmung der ARD-Reihe «Kommissar Dupin», und am 30. 3. startet der Kinofilm «The Ordinaries» – «einer der originellsten Filme, bei denen ich mitmachen durfte». Ausserdem führt Aleardi ab Ende März einen Monat lang durch «Mein Grand Prix» im Tipi beim Kanzleramt im Berlin. Es ist eine musikalische Zeitreise durch 66 Jahre Grand Prix Eurovision de la Chanson oder Eurovision Song Contest, wie der multinationale Musikwettbewerb heute heisst. «72 Songs in 14 Sprachen – darunter Hebräisch – zu lernen, war ein ganz schöner Knackpunkt, wir haben das mächtig
unterschätzt, es aber letzten Endes gemeistert.»
Als ob das alles noch nicht genug wäre, beginnen Ende Januar die Dreharbeiten für einen Weihnachtsfilm im ZDF. Während andere nicht wüssten, wo ihnen bei all dem der Kopf steht, findet Aleardi nur: «Ich liebe es, wenn viel los ist.» Für zusätzliche Angebote etwa von Schweizer Theatern ist er mehr als offen.