Er hat 3700 Melodien geschrieben

Der Kopf von «Die fidelen Mölltaler» feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Trotz Ruhestand komponiert er fleissig weiter und geniesst seine Freiheit nach dem Motto «Ich muss nicht, ich darf».

Von Irene Lustenberger

Ganze 45 Jahre lang gehörten «Die ­fidelen Mölltaler» zu den beliebtesten und erfolgreichsten Formationen der Volksmusikszene. Ihre Hits wie «Eine Herde weisser Schafe» oder «Gold, Platin und Diamant» sind unvergesslich. In ihrer langen Karriere veröffentlichte die Formation aus Kärnten 59 Alben. Für ihre Erfolge wurden sie mit 22 goldenen, acht  Platin- sowie je einer Diamant- und Titanschallplatte ausgezeichnet. Ausserdem erhiel­ten sie für eine Million verkaufter Tonträger den Kristallglobus. 2016 lösten sich «Die fidelen Mölltaler» auf. 

Während zwei des Quintetts (Sepp ­Ladinig und Lucky Ladstätter) mittlerweile verstorben sind, feierte Huby Mayer, Kopf und Komponist der Gruppe, vor ein paar Wochen seinen 70. Geburtstag. Dies tat er aber nicht im privaten Rahmen, sondern mit einem Benefizkonzert für «Licht ins Dunkel». «Ich habe Musikanten aus dem Oberkärntner Raum eingeladen, um für mich ein Konzert mit meinen Blasmusik­melodien zu spielen. Das war eine schöne Sache», erzählt Mayer, der rund 3700 Melodien geschrieben hat und 14 Instrumente beherrscht. «Ich habe die Gabe Gottes, dass ich Melodien und Lieder schreibe, die die Menschen berühren und berührt haben. Das ist mir mehr wert als alle Auszeichnungen.» Ein besonderes Geschenk erhielt er von der Gemeinde Flattach, wo er seit 70 Jahren wohnt. «Das Naturjuwel in der Gemeinde, der Inner­fraganter Wasserfall, heisst nun Huby-Mayer-Wasserfall», erklärt er stolz. «Das ist ein Wert für die Ewigkeit. Gleich daneben, am Oberschweigerhof, verbrachte ich meine Jugendzeit und trage bis heute noch immer viele schöne Erinnerungen in mir, als ich in den Felsen neben dem Wasserfall meine Lieblingsblumen, die Gams­roasn, bewunderte.»

Die Schweiz als zweite Heimat

Eine besondere Beziehung hat Huby ­Mayer auch zur Schweiz. Dies nicht nur, weil «Die fidelen Mölltaler» über 40 Jahre lang hierzulande unterwegs und sehr beliebt waren – sogar das Abschiedskonzert fand in Bazenheid SG statt –, sondern auch, weil er eine Schweizerin geheiratet hat. «Meine Frau Benedikta ist aus dem Kanton Aargau.» Kennengelernt haben sich die beiden – wie könnte es anders sein – an einem Auftritt der Mölltaler. «Das war aber im Salzburger Land», erzählt er und lacht. Benedikta und Huby Mayer sind seit 40 Jahren ein Paar, seit 21 Jahren verheiratet. Die gemeinsamen Söhne Michael (31) und Manuel (29) haben das musika­lische Talent ihres Vaters geerbt. «Michael ist Musikpädagoge und spielt in verschiedenen Formationen Trompete, unter anderem bei den Jung­fidelen. Manuel hat mit der Tuba internationale Wett­bewerbe gewonnen und war bei den Philharmonikern der Salz­burger Festspiele. Mittlerweile wohnt er im Kanton St. Gallen und lässt sich zum Bauführer ausbilden. Musik macht er aber nach wie vor, und zwar mit dem Rex Quintett aus dem St. Galler Rheintal», erzählt der stolze Vater.

Seine Liebe zur Schweiz hat Huby ­Mayer auch in Kompositionen verewigt. So hat er nicht nur das bekannte «Appenzellerlied» geschrieben, sondern zusammen mit dem Entlebucher Jodler Ruedi Renggli (72) auch mehrere Jodellieder. Er selbst spielt seit dem Ende der Möll­taler «nur» noch in der Trachtenkapelle Flattach mit. Ab und zu umrahmt er auch Messen. «Ich geniesse es, keine Verantwortung mehr zu tragen, wie ich das als Komponist und ­musikalischer Leiter der Mölltaler hatte.» Die Erfahrungen, die er mit seiner Formation gemacht habe, nehme er mit ins Pensionistenleben. «Heute lebe ich meine musikalischen Träume nach dem Motto ‹Ich muss nicht, ich darf› aus», sagt er. So dreht sich in seinem Leben nach wie vor vieles um die Musik. Er komponiert Stücke für Blas- und Volksmusik in verschiedenen Besetzungen und schreibt Kärntnerlieder. Daneben geht er gerne auf die Jagd und hackt Brennholz.

Für die Zukunft wünscht er sich, «dass ich gesund bleibe und mich meine innere Stimme, die mich schon mein ganzes Leben begleitet, nie verlässt». Die Mölltaler-­Fans werden also auch weiter­hin von «ihrem» Huby Mayer hören!