Emotionale Balance

Die Baselländerin ist längst ein Showprofi. Doch auf der Theaterbühne steht sie kurz vor ­ihrem Debüt. In einer Mundartkomödie ist sie erstmals als Schauspielerin zu sehen. Als Sängerin tritt sie trotzdem weiterhin auf – auch an traurigen Anlässen.

Von Aurelia Robles

Fünf Rollen, darunter zwei männliche, ein Zeitsprung in die 80er-Jahre inklusive Aerobic- und Gesangsszenen: Das erste Theaterengagement von Sängerin Sarah-Jane (39) hat es gleich in sich. «Meine grösste Rolle ist Verkehrspolizistin Mandy, die einen Flick weg hat», sagt sie und lacht. «Deshalb passt die Figur so gut zu mir. Es fühlt sich für mich ganz natürlich an.» Ihre Rolle in der Dialektkomödie «z’Miami isch es heiss» – angelehnt an den TV-Klassiker «Miami Vice» – vom Kulturhuus Häbse in Basel durfte sie zudem von Baseldytsch in ihre Basellandschaft-Mundart umschreiben. «Ein himmel­weiter Unterschied.»

Dass auch die Bühne nicht gleich Bühne ist, merkte Sarah-Jane bei den Proben. «Als Sängerin hatte ich anfangs den Hang, zu fest mit dem Publikum zu agieren. Doch im Theater muss ich alleine auf meine ­Mitspieler reagieren.» Am 9. November geht es los. «Es ist eine sehr lustige Geschichte, in der alles vorkommt: Wir haben Komödie, Drama, Thriller, Erotik – die geballte ­Ladung.» Bis Ende Dezember ist sie dann 37 Mal – jeweils donnerstags bis sonntags – auf der Theaterbühne zu sehen.

Parallel dazu steht sie weiterhin im eigenen Coiffeursalon, den sie seit bald zwanzig Jahren betreibt. Auch Auftritte nimmt sie an ihren freien Tagen an – ob Hochzeiten, Firmenanlässe oder Beerdigungen. «Es gibt wohl, neben Hochzeiten, keine intimeren Lebensabschnitte, die ich gesanglich begleiten könnte, als Abdankungsfeiern.» Oft waren die Verstorbenen Fans – oder wie sie es nennt Musikfreunde – von ihr. Und so sei dann meist kein ruhiges «Ave Maria» von ihr gewünscht, «sondern meine Lieder. Ich selber wünsche mir auch irgendwann einmal eine Beerdigung, die laut, bunt und fröhlich ist.» 

Wie nah sie ihren Fans beziehungsweise ihren Musikfreunden ist, hat sie jüngst bemerkt, als ein Musikfreund sie anrief. «Er teilte mir persönlich mit, dass er in einer Woche mit der Sterbehilfe Exit in den Himmel gehe.» Für Sarah-Jane, die ihren Grossvater ebenfalls auf dem selbstbestimmten Weg und singend in den Tod begleiten konnte, ein berührendes Telefonat. 

Der Wechsel zwischen Komik und Trauer bereitet ihr keine Mühe. «Der Tod gehört zum ­Leben. Und Singen vermittelt Trost und Lebens­mut.» Sie selbst fand durch intimere Konzerte auch wieder zur Gesangs­freude zurück. «Kurzzeitig habe ich meinen Weg verloren», gesteht sie. «Nun bin ich wieder auf der Hauptstrasse. Ich fahre passiv, nicht auf der Überholspur, weil ich auch möglichst alles drumherum sehen und mein Tempo bestimmen möchte.» Auf der Gesangs- und neuerdings auf der Theaterbühne gibt sie aber weiterhin Vollgas.