Aurel Hassler
«Ein Geschenk, dass wir uns gefunden haben»
Musikalisch gibt er mit seiner Familienformation Stubete Gäng Vollgas. Daheim schlägt der Zuger auch tiefgründige und leise Töne an, ist aufmerksamer Ehemann und fürsorglicher Papi.
Mit Hingabe zupft der Kleine auf den Saiten seiner Kindergitarre und beginnt mitzusingen, als sein Papi ein Lied anstimmt. Adeo (20 Monate) scheint Musik ebenso im Blut zu haben wie Aurel Hassler (35), Kopf der Stubete Gäng. Julia Koch (39) sitzt im Gras und schaut ihren beiden Männern lächelnd zu. Ihr Sohn drehe am Morgen, wenn sie alle zusammen singen, richtig auf und gebe sogar bei einem ruhigen Lied Vollgas, verrät sie. Gerne lassen die glücklichen Eltern ihr Kind in doppelter Hinsicht den Rhythmus angeben, stellen ihre eigenen Bedürfnisse seinetwegen auch mal etwas zurück. «Gewisse Dinge sind nicht mehr wichtig, die Werte verschieben sich durch die eigene Familie», sagt Aurel.
Familiensache ist für ihn auch die Stubete Gäng. Der Musiker bildet zusammen mit Bruder Moritz (33) und Vater Hans (75), einer Volksmusik-Legende, die Basis der innovativen Mundart-Formation. Die Idee zu diesem erfolgreichen Projekt entstand in einem fremden Kulturkreis. Aurel Hassler traf 2016 seine grosse Liebe in der Schweiz. Da die Visagistin ihren Lebensmittelpunkt aber seit Jahren in Indien hatte, reiste er ihr nach. Dort lebte das Paar dann zwei Jahre lang. Als Julia im vierten Monat schwanger war, kehrten die werdenden Eltern zurück und blieben schliesslich ganz da. In Arth SZ am Zugersee fanden sie in einem alten, von Kirschbäumen umgebenen Haus, eine passende Wohnung und ein neues Daheim.
Die Zeit in Indien hat Aurel Hassler geprägt. Er empfinde mehr Dankbarkeit dem Sein gegenüber, sinniert er. Er habe sich intensiv mit Musik auseinandergesetzt. Das habe ihm auch die Türe zur Heimat geöffnet, sagt der Zuger. Und aus dieser Inspiration entstand schliesslich die Stubete Gäng. Auf der aktuellen CD «Dunne mit de Gäng» widmet Aurel Hassler seiner Partnerin die emotionale Ballade «Stärnschnuppe». «Julia ist so viel mehr, als ich wahrnehmen kann», schwärmt er. Es sei ein riesiges Glück, dass sie sich auf der gleichen Ebene begegnen. Der Blick und die Stimme von Aurel Hassler sind bei diesen Worten voller Liebe. Dass sie während ihres dreimonatigen erneuten Aufenthalts in Indien im Winter heirateten, war trotz der tiefen Gefühle füreinander nicht geplant. Es habe sich ergeben. «Bei beiden kam der Wunsch auf, sich miteinander zu verbinden», erzählt Hassler. Das Paar liess sich vor Ort festliche Kleider schneidern, suchte Ringe aus und sagte am 20. Februar in einer feierlichen Zeremonie mit vielen Freunden Ja. Dies mit Adeo als Familie zu erleben, habe alles noch schöner gemacht.
Zurück in der Schweiz fiel die rechtsgültige Trauung auf dem Zivilstandsamt jedoch dem Corona-Lockdown zum Opfer. Bisher habe es noch nicht geklappt, gesteht der Familienvater. Das sei für beide aber kein Problem. Weil bis vor wenigen Tagen auch keine Konzerte stattfanden, konnte Aurel Hassler seiner Frau die gesungene Liebeserklärung nie live auf der Bühne präsentieren. Stattdessen überraschte er sie daheim. «Ich war sehr berührt und habe vor Freude geweint», erzählt Julia ergriffen. Sie habe Zeit gebraucht, um überhaupt zu verstehen, dass Aurel dieses Lied für sie geschrieben habe.
Hat der Musiker auch seinem Sohn schon Songs gewidmet? Ja! Eigentlich alles, was er mache, sei für Adeo, stellt er fest. Der Kleine und Kinder im Allgemeinen würden ihn inspirieren, verrät Hassler, der zwischenzeitlich auch wieder mit grossem Engagement als Primarlehrer arbeitet. «Aurel kann sich so gut in die Augen eines Kindes einfühlen. Er erkennt Situationen oft schneller als ich. Und er ist als Papi wundervoll», schwärmt Julia und schmiegt sich liebevoll an ihren Mann. Aurel hält einen Moment inne. Dann sagt er leise: «Ich bin so unglaublich dankbar, dass Julia und ich uns gefunden haben. Das ist ein grosses Geschenk!»