Röbi Koller
«Distanz ist mir normalerweise fremd»
Ob privat oder in seiner Sendung: Der Moderator ist ein Mensch, dem Nähe wichtig ist. Umso mehr fehlt sie ihm derzeit. Dennoch lässt er den Kopf nicht hängen und bereitet mit viel Optimismus das kommende «Happy Day» vor.
GlücksPost: Am 2. Mai steht das nächste «Happy Day» an. So gehören auch Sie bald zu den TV-Moderatoren, die eine Live-Show ohne Studio-Publikum moderieren müssen.
Röbi Koller: Ja, das löst natürlich nicht gerade Euphorie aus. Aber zum Glück bin ich nicht ganz allein: Kiki Maeder ist ebenfalls im Studio und ganz wenige Gäste. Im Starduett spielen Gotthard ihren Hit «Heaven» in einer Akustik-Version. Ganz so trostlos wird es also nicht werden!
Was dürfen die Fans vor den Bildschirmen denn erwarten?
Wir haben uns natürlich einige Überraschungen einfallen lassen. Zum Beispiel eine fahrbare, durch eine Glasscheibe zweigeteilte «Happy Day»-Stube, wo Menschen zusammenkommen, die sich sonst derzeit nicht nahe sein dürfen. Und Beatrice Egli hat einen ganz besonderen Auftritt vor einem Altersheim.
War es schwierig, unter solchen Umständen eine Sendung auf die Beine zu stellen?
Es war auf jeden Fall anders: Sitzungen nur telefonisch, die Ungewissheit, wie sich die Situation entwickelt, die Distanz. Aber es funktionierte, und die Sendung wird auch ohne Umarmungen emotional. Unser Name verpflichtet: Es ist mir wichtig, die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht zu enttäuschen.
Wer sind Ihre Helden in der Corona-Zeit?
Neben denjenigen, die unermüdlich arbeiten, etwa im Gesundheitswesen, vor allem kleine Unternehmen, die ums Überleben kämpfen müssen. Ich hoffe, die Politik vergisst sie nicht, denn vielen Betrieben wird diese Zeit finanziell noch lange nachhängen.
Hatten Sie selbst auch Einbussen?
Ja, alle Veranstaltungen, die ich moderiert hätte, sind ausgefallen. Aber viele andere trifft es härter.
Wie sieht Ihr Alltag derzeit aus?
Das Wichtigste ist, dem Tag Struktur zu geben. Ich mache jeden Morgen bei «Schlaumeier» von Roman und Nikol Camenzind mit, einer Online-Schullektion, wo ich am Ende eine kleine, positive Meldung verkünde. Zudem drehen wir derzeit viel für «Happy Day». Und ansonsten: kochen, lesen, Serien schauen, spazieren, Velo fahren.
Und wie ist die Situation bei Ihrer Frau, Esther Della Pietra? Sie ist ja Teamleiterin Regie beim SRF.
Wegen Corona wurden viele Sendungen umgestellt – Glasscheiben, mehr Abstand, dadurch verändertes Licht und so weiter. Das gibt zu tun. Sie arbeitet mal im Leutschenbach und mal von zu Hause aus.
Sie klingen recht aufgestellt. Kann man daraus schliessen, dass – verzeihen Sie das Wortspiel – der Koller noch nicht den Koller hat?
Mir geht’s gut! Ich arbeite als Freischaffender ja generell häufig von zu Hause aus, bin mich das also gewohnt. Normalerweise habe ich einfach öfter meine Ruhe (lacht). Nein, nein: Esther ist natürlich eine willkommene Gesellschaft. Aber da fallen mir gleich noch mehr Helden ein.
Und zwar?
All jene, die mit ihren Kindern zu Hause bleiben müssen, teils in kleinen Wohnungen. Es ist eine grosse Herausforderung, sich da nicht in die Haare zu geraten, einander in Frieden zu lassen und grosszügig zu bleiben.
Was fehlt Ihnen persönlich am meisten?
Die Menschen. Es gibt ja Personen, die per se etwas distanziert sind, mir selbst ist Distanz völlig fremd. Ich mag es, Leute um mich zu haben, umarme gerne, lade Freunde ein, bekoche sie. Darauf zu verzichten, tut mir am meisten weh. Und dass so eine latente Angst in der Luft liegt: Kommt man jemandem zufällig zu nahe, erntet man sofort einen bösen Blick.
Haben Sie – abgesehen von Ihrer Frau – persönlichen Kontakt zu Ihrer Familie?
Wir haben meine ältere Tochter an ihrem Geburtstag zum Essen eingeladen – inklusive Abstandhalten natürlich. Aber ansonsten läuft alles online ab. Am Wochenende haben wir jeweils eine Art virtuellen Aperitif per Videotelefonie mit meinen Töchtern, meiner Ex-Frau und deren Mann. Ein blasser Ersatz, aber immerhin.
Und sehen Sie Ihre Eltern noch?
ormalerweise bekoche ich sie jeden Freitag, aber das haben wir wegen Corona ausgesetzt. Auch mit ihnen kommuniziere ich online, seit mein Bruder sie entsprechend instruiert hat. Das freut sie jeweils sehr.
Sorgen Sie sich um die beiden?
Sie sind mit 89 und 92 in der Risikogruppe, aber sie halten sich an die Regeln, und meine Geschwister, die in ihrer Nähe wohnen, schauen nach ihnen. Also nein, ich mache mir keine Sorgen.
Sehen Sie in dieser Zeit Positives, das wir uns für die Zukunft bewahren sollten?
Es wäre schön, wenn eine gewisse Gelassenheit bleiben würde und die Solidarität untereinander. Dass alles etwas verlangsamt ist, finde ich auch nicht schlecht. Der Traum von einem ruhigeren Leben: Vielleicht ist das in Zukunft ja mehr als nur eine Sehnsucht.