«Diese Kinder sind für mich ein Geschenk»

«All I want for Christmas is you!» Inbrünstig singt Maja Brunner (69) im Studio von Philipp Mettler (45) in Siebnen SZ den Weihnachtslied-Klassiker – während draussen Temperaturen von über 30 Grad herrschen. Sogar ein künstlicher Christbaum steht im Raum. «Zur Inspiration», sagt der Musiker und Produzent augenzwinkernd. Und Maja Brunner erklärt, dass sie musikalisch jeweils schon im Januar an die nächste Adventszeit denke.

Das Interesse für das Fest der Liebe kommt nicht von ungefähr: Seit 13 Jahren sind die zwei für das Programm des «Lachner Wiehnachts-Zaubers» (siehe Box) verantwortlich – mit ungebrochener Begeisterung. Beide kommen ins Schwärmen, wenn sie von ihren diesjährigen Künstlerinnen und Künstlern erzählen: Sabrina Sauder, Linda Fäh, Frank Tender und Sarah-Jane werden das Zelt am Zürichsee mit Musik erfüllen. Und selbstverständlich Maja und Philipp selbst, er mit seinem Sextett. «Pop, Rock, Gospel, Volkstümliches und natürlich Weihnachtslieder – wir sind sehr breit aufgestellt», erzählt er.

Aber was ist mit Corona? «Der Veranstalter hat entschieden, den ‹Wiehnachts-Zauber› nicht abzusagen, es können alle aktuellen BAG-Bestimmungen eingehalten werden. So werden wir zum Beispiel weniger Gäste empfangen», erzählt Maja. «Wir sind guten Mutes, aber natürlich wissen auch wir nicht, wie die Situation Ende Jahr sein wird. Das letzte Wort haben dann der liebe Gott, der Bundesrat und der Kanton.»

Die monatelange Unsicherheit war nicht leicht, Philipp Mettlers Rezept dagegen schon: «Ich habe das Thema – so gut es ging – beiseitegeschoben und mich in die Arbeit gestürzt.» Zwar sind die Auftritte mit seinen Musikformationen ausgefallen, aber er konnte im Studio einiges für kommende Produktionen, etwa die «Wiehnachts-Zauber»-CD, vorbereiten. Und Maja Brunner? «Auch ich hatte natürlich keine Auftritte. Aber Langeweile kenne ich sowieso nicht, ich hatte immer etwas zu tun. Und nach dem Lockdown habe ich auch viel Zeit mit den Kindern verbracht.»

Wie aufs Stichwort stürmt eine fröhliche Rasselbande das Studio: Sarina (9), Philipp jun. (7) und David (4). Philipp Mettlers Kinder schauen mit seiner Frau Patricia (40) vorbei. Es wird geplaudert, gespielt, gelacht. Ein schöner Anblick, der nicht selbstverständlich ist. Immerhin waren Philipp Mettler und Maja Brunner mal liiert. Aus der früheren Liebe ist eine Freundschaft entstanden, die Philipps ganze Familie miteinschliesst. Selbst seine Frau findet: «Mich stört das gar nicht, im Gegenteil, ich finde es sogar eine schöne Geschichte.»

Diese Geschichte begann früh. Maja Brunner kannte den 24 Jahre jüngeren Musiker schon, als er noch ein Teenager war. Im Jahr 2000 verliebten sie sich bei der gemeinsamen Arbeit, blieben acht Jahre lang ein Paar. Trennungsgrund war in erster Linie der Altersunterschied. «Ganz klar!», betont Maja. «Oft wird gesagt, dass der keine Rolle spiele, aber das tut er. Plötzlich merkt man, dass man in verschiedenen Lebensphasen steckt. Ein junger Mensch ist im Aufbau, der ältere will bewahren, was er hat. Die Bedürfnisse sind einfach total unterschiedlich.» Philipp Mettler: «Wir waren beide nicht mehr glücklich.» Die Trennung sei schwer gewesen, zumal zwischen ihnen kein böses Blut herrschte. Die Zusammenarbeit – die nahtlos weiterging – war anfangs gar nicht einfach. Aber der Schmerz verflog, und eine tiefe Freundschaft entstand. Als Philipp seine Frau kennenlernte und eine Familie gründete, freute sich Maja für ihn.

Alle drei Kinder hielt sie im Arm, kaum hatten sie das Licht der Welt erblickt. Mindestens zweimal pro Woche sieht sie das Trio, das auch gerne bei ihr in den Ferien ist. «Sie sind unglaublich lieb, fröhlich und höflich. Sarina ist schon eine kleine Dame. David läuft oft mit einem ernsthaften Gesichtchen durch die Welt, ist aber auch lustig und verschmitzt. Und Philipp jun. geht auf die Leute zu und ist an allen Konstruktionen, allem Technischen höchst interessiert.»

Maja Brunner hat selbst keine Kinder. Wehmut darüber kenne sie zwar, aber schon wenn ein Anflug davon aufkomme, sage sie sich selber: «Maja, wenn du Kinder hättest haben wollen, dann hättest du Kinder.» Sie geniesse das Zusammensein mit Sarina, Philipp jun. und David umso mehr, und dass ihr dieses Glück in ihrem dritten Lebensabschnitt zuteilwurde, sei ein Segen. «Für mich sind diese Kinder wirklich ein Geschenk, und ich habe nochmals eine ganz neue Art der Liebe kennengelernt, die reinste, selbstloseste Art der Liebe. Das ist eine Erfahrung, die für mich vieles relativiert und mir auch einen neuen Blickwinkel gibt auf Dinge, die ich als Nicht-Mutter vielleicht nicht verstanden habe. Auch im Rückblick auf das Verhältnis zu den eigenen Eltern.»

Sie selbst lebt seit zwölf Jahren alleine, trotzdem ist sie nicht einsam. «Die Liebe ist das Grösste und Schönste auf der Welt», sagt Maja Brunner, während sie ihre Sachen packt, um mit den Kindern, Philipp jun. und Patricia, noch ein Glacé essen zu gehen. «Und sie hat viele Gesichter. Die Liebe zu einem Partner, zur Familie, Freunden oder eben Kindern. Ich habe immer viel Liebe bekommen, und so ist es immer noch. Deshalb bin ich glücklich und zufrieden mit meinem Leben.»