Die Liebe macht ihn noch stärker

Es ist Sonntagmorgen, und im beschaulichen Wohnquartier in Sursee LU ist es noch ruhig. Im neuen Haus von Christoph Walter (54) und Nelly Patty (41) läuft es jedoch schon rund. Bis zum ersten Advent sollen die Räume weihnächtlich geschmückt werden. Dafür holt der Musiker auch die Kisten mit seiner Samichlaus-Sammlung aus dem Keller und platziert die rund 50 kleinen und grossen Figuren wirkungsvoll. Während 15 Jahren war er aktiv in der St. Nikolausgesellschaft in Triengen engagiert. Er erinnere sich gerne an diese Zeit, liebe alles mit Bezug zu Weihnachten, erzählt er.

Musikalisch befassen sich der Bandleader wie auch seine Frau schon seit Monaten mit diesem Thema. In wenigen Tagen startet ihre Tournee «It’s Christmas Time». In der aktuellen Situation brauche es Mut, diese neun Konzerte durchzuführen, aber er denke immer positiv, betont der Optimist. Auch wenn noch ganz viel Arbeit ansteht, lässt sich das Paar den gemütlichen Brunch am Sonntag nicht nehmen. «Mein Mann ist der Rösti-König», scherzt Nelly Patty. Die gebürtige Französin steht mit Leidenschaft am Herd der grosszügigen, offenen Küche, wenn es um die Zuberei­tung von aufwendigen Mehrgang-­Menüs für Gäste geht. Im Alltag schwingt Christoph Walter nebst dem Taktstock auch den Kochlöffel. Das Paar konnte im Sommer 2020 sein modernes Sechszimmer-Traumhaus beziehen. Statt Glücksgefühle herrschten coronabedingt aber Verunsicherung und Frust vor. «Sämt­liche Aufträge waren weggebrochen, wir lebten von den Er­sparnissen. Und als dann letztes Jahr auch für den Herbst und Winter alles abgesagt wurde, da vergoss ich erstmals Tränen der Verzweiflung», gesteht Christoph Walter. Genau zum richtigen Zeitpunkt wurde der kreative Musiker mit dem Projekt für das Festspiel «Rigi – Königin der Berge» zum 150-jährigen Jubiläum der ersten Bergbahn Europas im Sommer 2022 beauftragt. «Ich habe Tag für Tag fokussiert daran gearbeitet, so wie ich das seit meinem Studium nie mehr machen konnte», meint der Komponist und Arrangeur zufrieden.

Nicht einfach war die Situation ebenfalls für Nelly Patty. Sie lebe als Sängerin für und von der Bühne. Auch das Einrichten des neuen Hauses sei kaum machbar gewesen. «Die Möbelhäuser waren geschlossen. Zudem mussten wir uns finanziell mit Anschaffungen zurückhalten», seufzt die zierliche Künstlerin. Ja, sie sei in ein tiefes Loch gefallen, gibt sie zu. Trotzdem glaubte sie immer an ihren Schutzengel. Unerwartet habe sie plötzlich eine Anfrage als Lehrerin für Französisch, Italienisch und Musik erhalten. «Es war für mich eine grosse Herausforderung, da ich das vorher noch nie gemacht habe.»

Bis heute unterrichtet sie nun begeistert an zwei Schulen in einem Teilpensum. «Diese Arbeit gab mir wieder eine Struktur sowie unglaublich viel Kraft und Motivation für die Musik.» Sie habe Ukulele gelernt, das Spielen auf der Gitarre aufgefrischt, nehme wieder Saxophon-Unterricht. Er sei stolz auf seinen Schatz, sagt Christoph Walter. «Nelly wollte arbeiten und eigenständig Geld verdienen.» Wenn nun morgens um 6 Uhr der Wecker klingelt,  bringt er seiner Frau einen Tee und frischen Fruchtsaft ins Badezimmer und gibt ihr als fürsorg­licher Ehemann eine Box mit Früchten mit, wenn sie wegfährt. Um 7 Uhr sitzt auch der Musiker bereits in seinem Büro.

Für ihre Beziehung sei die Pandemie keine Belastung gewesen. «Unsere Liebe ist nach neun Jahren noch genauso intensiv wie zu Beginn», weiss Nelly Patty. «Wir haben eine innige Grund­verbindung», ergänzt ihr Mann. Corona vereitelte allerdings dem Paar die geplante kirchliche Hochzeit. «Zum Glück war unsere Ziviltrauung im März 2019 hochemotional. Ein Tag für die Ewigkeit», schwärmt der Luzerner, und seine Frau nickt. Er wünsche sich aber vor allem für Nelly auch noch die Traumhochzeit in Weiss. «Damit lassen wir uns aber Zeit, bis wir ein Fest ohne Einschränkungen feiern können.»