
Schwelgt gerne in Erinnerungen: «Ich habe mich nie verbiegen lassen und nur das gemacht, was für mich gestimmt hat», sagt Leonard. «Und das war der richtige Weg.»
Leonard
Der Schlagerstar öffnet sein Fotoalbum
Er hat Grund zu feiern! Schon 40 Jahre steht der Urner Sänger auf der Bühne. Nun blickt er auf seine Karriere zurück, erinnert sich an lustige Episoden und spricht über die Veränderungen in der Schlagerszene.
Von Irene Lustenberger
Schon als Bub liebte er Schlager. «Eine meiner ersten Platten war ‹Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an› von Monica Morell», erinnert sich Leonard (61). Oft ging er ins Plattengeschäft, um sich Singles zu kaufen. «Während andere Buben davon träumten, Fussballstar zu werden, wollte ich Schlagersänger werden. Auch wenn es im Kanton Uri, wo ich aufgewachsen bin, keine Schlagerszene gab und mein Traum deshalb ziemlich unrealistisch war.»
Leonard, der bürgerlich Carlo Schenker heisst, absolviert bei einem Schuhhersteller eine Lehre zum Werbekaufmann. Mit 20 investiert er sein ganzes Erspartes in die Produktion einer Single. «Diese hiess ‹Einfach davon träumen› und hat im Nachhinein furchtbar getönt.» Trotzdem durfte er 1985 im «Sonntagsmagazin» bei Ursi Spaltenstein und Mani Hildebrand auftreten. «Das war mein allererster Auftritt. Aus Unwissenheit dachte ich damals: ‹Du bist im Fernsehen, jetzt hast du es geschafft›», blickt er lachend zurück. «Doch das war natürlich nicht so, und es geschah lange nichts mehr.» Leonard ging bei namhaften Produzenten in Deutschland vorsingen. «Immer hiess es: ‹Wir melden uns› – was leider nicht passierte.» Seine Beharrlichkeit und Geduld zahlten sich schliesslich dennoch aus. 1987 erschien sein Stück «Schau mir in die Augen», kurz darauf die LP «Reise in die Zärtlichkeit». In den folgenden zehn Jahren veröffentlichte er fast jedes Jahr eine Schallplatte, hatte viele öffentliche Auftritte – mehrheitlich in Deutschland – und war gern gesehener Gast in den damals noch zahlreichen Schlagersendungen.
Moderator und Schlagersänger
Anfang der 1990er-Jahre hängt Leonard seinen Beruf als Werbetexter an den Nagel und wird Moderator beim Zentralschweizer Sender Radio Sunshine. 1998 bekommt er bei SRF seine eigene TV-Show «Schlag auf Schlager», später «Hit auf Hit» auf MDR. 2000 führt er gemeinsam mit Monique durch das internationale Finale des «Grand Prix der Volksmusik». «Da hatte ich die schlimmste Frisur meines Lebens. Ich schäme mich noch heute», sagt er und lacht.
Die Zeit bei «Schlag auf Schlager» bezeichnet Leonard als Höhepunkt seiner Karriere. «Das hat mir in der Schweiz einen enormen Schub als Schlagersänger gegeben. Vorher war ich eher in Deutschland unterwegs», erklärt er. «Man liess mir bei der Auswahl der Künstler und Requisiten sowie bei der Moderation völlig freie Hand.» «Schlag auf Schlager» war so erfolgreich, dass ihm sogar eine Samstagabend-Show angeboten wurde: «Rondo Mondo». Weil ihm das Konzept aber nicht entsprach, gab er die Moderation nach der ersten Sendung ab. Nach drei Folgen wurde die Sendung eingestellt.
Angesprochen auf lustige Episoden der vergangenen 40 Jahre, erzählt Leonard: «Ich war in eine Fernsehsendung von Dieter Thomas Heck eingeladen. Dummerweise hatte ich den Tag der Proben falsch eingeschrieben. Nachdem mich mein damaliger Manager angerufen hatte, fuhr ich schnurstracks nach Deutschland. Ich erschien zwar rechtzeitig, wurde aber aus der Sendung ausgeladen. Das war das erste und letzte Mal in den 40 Jahren, dass ich eine Fernsehsendung oder einen Auftritt vergessen habe.» Bei einer Live-Übertragung einer Radiosendung wartete Leonard hinter der Bühne, während eine Damen-Band spielte. «Und plötzlich wurde eine Trompeterin ohnmächtig.» Diese wurde auf der Monitor-Box schockgelagert und lag auch während des Auftritts des Schlagersängers noch dort. «Keiner interessierte sich für mich, alle schauten nur die Ohnmächtige an», erinnert er sich an diese kuriose Situation.
Auch zu seiner Ballade «Das Kind, das ich niemals haben werde» weiss Leonard etwas Lustiges zu erzählen. «Darin geht es darum, dass sich nicht alle Wünsche erfüllen und man das akzeptieren muss», erklärt er. Ein lesbisches Paar bot dem schwulen Sänger dann an, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. «Aber ganz so ernst war mein Wunsch dann doch nicht», hält Leonard fest.
Immer seinen Weg gegangen
Sein Bühnenjubiläum feiert der Schlagersänger mit einem Konzert am 12. April in Stans. Gaststar ist Monique. Gleichzeitig erscheint ein «Best of»-Album mit 40 Titeln, davon 6 neue. Die erste Single «Goldene Berge» ist bereits erschienen. Darin besingt Leonard seine Karriere. Unter anderem heisst es: «Ich erlebte keinen Höhenflug, stürzte aber auch nie tief.» Er führt aus: «Ich war nie der grosse Star, aber auch nie ganz unten. Dies, weil ich immer ein gutes Näschen und ein Gespür dafür hatte, wem ich vertrauen konnte.» Er habe sich nie verbiegen lassen und nur das gemacht, was für ihn gestimmt habe. «Und das war der richtige Weg.»
Auf die Frage, wie sich die Schlagerszene verändert habe, sagt er: «Meiner Meinung nach leider zum Negativen. Es ist viel zu einfach geworden, Musik zu machen, und auf Qualität wird oft kein Wert mehr gelegt. Jeder, der drei falsche Töne singen kann, nimmt eine Platte auf, verbreitet diese via soziale Medien und hat damit sogar noch Erfolg. Und die Schnelllebigkeit macht auch vor dem Schlager nicht halt», sagt Leonard.
Wie lange er noch auf der Bühne stehen will, kann der Urner nicht sagen. «Ich nehme es, wie es kommt. Das habe ich schon immer so gemacht.»