Stefan Burkhalter
Der Böse ist auch ein Wilder
Der Thurgauer Spitzenschwinger ist als zweifacher «Eidgenosse» und mit über 100 Kränzen ein ganz «Böser». Der Bauer ist aber auch noch Bodyguard der Prominenz – und bald ein ganz «Wilder»: Er spielt in der Fortsetzung der SRF-Krimiserie einen Bösewicht.
Böser, Bauer, Bodyguard: Das ist Stefan Burkhalter (44). Der bärenstarke Mann aus Homburg TG ist der älteste noch aktive Eidgenössische Kranzschwinger. Der zweifache Schwägalp-Sieger betreibt im Nebenberuf einen Limousinen-Service, ist als Personenschützer unterwegs, unter anderem regelmässig für den legendären Olympiasieger und Multi-Millionär Hans «Hausi» Leutenegger. Und auch Juweliere geben dem Hünen mit den gewaltigen Oberarmen ihre Schmuckstücke mit auf den Weg, um sie sicher zu transportieren.
Kurz: Stefan Burkhalter ist ein Hansdampf in allen Gassen. Bald ist der 105-fache Kranzschwinger auch noch als Schauspieler im Fernsehen zu bewundern. Stefan Burkhalter verrät der GlücksPost: «Es war an einem Sonntagnachmittag im September. 15 Freunde waren bei mir, wir grillierten. Da läutet mein Handy. ‹Sind Sie Herr Burkhalter?› Es gehe um die TV-Krimi-Serie ‹Wilder›. Das kenne ich doch sicher? Ich sagte: Nie gehört. Der Mann erklärt: ‹Wir suchen für die zweite Staffel noch einen Schauspieler als Bodyguard und Chauffeur für einen Bösewicht.› Heute ist doch nicht der 1. April, sage ich. Der andere am Draht lässt nicht locker: ‹Schicken Sie uns ein Video auf Whatsapp und stellen sich vor›.»
Burkhalter denkt sich: Warum nicht, geht in die Maschinenhalle in seinem Bauernhof und nimmt ein 15-Sekunden-Video von sich auf. Die Reaktion darauf: «Sie haben die Rolle! Die Dreharbeiten starten nächsten Dienstag in Saignelégier im Jura.»
Das Abenteuer konnte also beginnen. Burkhalter musste seine eigenen Kleider auf das Set mitbringen, weil er nicht gerade die handelsüblichen Grössen trägt. Während der Dreharbeiten wird er verwöhnt. Die Schauspieler fahren nicht selber, sondern werden von der Filmcrew abgeholt.
Die Dreharbeiten fanden in einem 16-jährigen Cherokee Jeep statt, ohne Klima-Anlage. «Es war sehr heiss im letzten Herbst, ich schwitzte stark», erinnert sich Burkhalter. Sein Job war auch, jemanden zu erschiessen.
«Es war verrückt», erinnert er sich. «Frühmorgens musste ich jemanden mittels Kopfschuss im Wald ermorden.» Die Dreharbeiten seien sehr anstrengend gewesen, aber vor allem auch interessant. «Es waren lange Tage: 5.30 Uhr Maske, 23.30 Uhr Feierabend.» An eine Szene, in die auch Hauptdarstellerin Sarah Spale involviert war, erinnert er sich schmerzhaft. «Sarah musste mich entwaffnen und drückte mich zu Boden. Weil sie dabei so deftig zugeschlagen hat, tropfte Blut aus meinem Auge. In diesem Moment herrschte bei den Dreharbeiten Totenstille.»
Um als Schwinger und Personenschützer fit zu bleiben, trainiert Stefan Burkhalter 20 Stunden pro Woche. Sein Wettkampfgewicht liegt bei 118 Kilo. «Wann ich mit dem Schwingen aufhören werde, weiss ich jetzt noch nicht», sagt er. Und: «Ich bin ein glücklicher Mensch, ich bin mit mir im Reinen und habe eine wunderbare Familie.» Das sind Ehefrau Sandra und die Kinder Jeanine (19) und Thomas (15).
Im Kreise seiner Liebsten ist der gefürchtete «Böse» einfach der liebende und geliebte Vater.