Daniel Bumann
Sein neues Leben gibt er nicht mehr her
Nach hektischen Monaten geniessen der «Restauranttester» und seine Frau eine Pause vor den nächsten Dreharbeiten. Die Freiheit, kein eigenes Restaurant mehr führen zu müssen, lässt den Sternekoch aufblühen.
«Das konnte er noch nie!», ruft Ingrid Bumann (54), als der Fotograf ihren Gatten zum Lächeln bewegen will. «Die Hälfte unserer Hochzeitsfotos waren unbrauchbar!» Dabei hat Daniel Bumann (59) allen Grund zum
Lachen. Er ist an einem Punkt, an dem alles stimmt: Mit dem Schliessen seines hochdekorierten Restaurants «Chesa Pirani» im April fiel ihm eine grosse Last von den Schultern. Der Umzug ins benachbarte St. Moritz in eine traumhafte Dachwohnung ist geglückt. Und der anschliessende, aufreibende Dreh der neuen Staffel von «Bumann der Restauranttester» (montags, 20.15 Uhr, 3+) ist auch geschafft. «Alles läuft gut, ich bin glücklich», schwärmt der Spitzenkoch beim Besuch der GlücksPost.
Die «Chesa Pirani» gab das Walliser Wirte-Paar nach 22 Jahren auf, da die Liegenschaft verkauft werden sollte. Ein neues Restaurant ist kein Thema: «Wir sind auf dem Höhepunkt abgetreten», meint Daniel. «Genau so muss es sein. Ich bin noch gesund und fit, habe die Freiheit, alles zu dürfen und nichts mehr zu müssen – die gebe ich nicht mehr her.»
Er ist allerdings froh, dass er nicht von Hundert auf Null herunterfahren muss: «Unsere TV-Projekte sind ein perfekter Übergang. Ich bin noch gefordert, habe aber Zeit, das Leben zu geniessen.» Das heisst für ihn: Wandern, Golfen, Laufen – auch Marathons und andere Extremläufe. In den Genuss seiner Kochkünste kommen nur noch seine Frau oder Freunde. «Ich bin gerne hier oben. Ich liebe die Natur, die Ruhe. Im Gegensatz zum Unterland, wo ich ständig angesprochen werde, interessiert hier keinen, dass ich am TV zu sehen bin.» Das bedeutet allerdings, zu den«Restauranttester»-Drehs jeweils den weiten Weg in ebendieses Unterland auf sich zu
nehmen. «Wir wollten nicht alles ändern», erklärt Ingrid. «Mit der ‹Chesa Pirani› ist ein grosser Teil unserer Lebensgeschichte abgeschlossen, wir wollten nicht auch unser soziales Umfeld wechseln.»
Trotz der neu gewonnenen Freizeit – Langweile ist für Bumanns ein Fremdwort: Wegen der hohen Einschaltquoten verlängerte der Sender die aktuelle Staffel des «Restauranttesters» um mehrere Folgen. Die zeigt 3+ nach einer Pause, in der «Der Bachelor» ausgestrahlt wird. Am neuen TV-Format, das seit Längerem im Gespräch ist, tüfteln die beiden immer noch rum. Wann es lanciert wird, ist unklar.
Daniel Bumann stört das nicht. Momentan gibt es mit dem «Restauranttester» genug Arbeit. «Ich wollte zwar immer mal wieder aufhören. Doch 3+ hat jeweils gut verhandelt und uns zu weiteren Staffeln überredet.» Ingrid ist inzwischen voll integriert ins Team und wählt als Casterin die Gastronomen aus, denen ihr Mann unter die Arme greift. «Es ist wichtig, dass die Protagonisten von Anfang an eine Bezugsperson vom Fach haben, der sie vertrauen», erläutert sie. Und ihr Mann ergänzt: «Ohne Ingrid würde gar nichts gehen in dieser Sendung. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Sie ist die Gastro-Mutter der Nation.»
Die Jubiläumsstaffel 10, die 2018 ausgestrahlt wird, liegt Daniel sehr am Herzen. «Was danach ist, weiss ich nicht. Ich plane nie weit voraus. Auch hier sage ich: ‹Man muss abtreten, wenn es noch gut ist›.» Viele Projekte, Anfragen und Ideen liegen auf dem Tisch, die Bumanns nun sichten müssen. Da wäre zum Beispiel eine Nachbetreuung der Restaurants aus der Sendung: Nach dem Kurzdrill fallen sie oft in ihre alten, geschäftsschädigenden Muster zurück. Oder sie stehen nach Bumanns Eingreifen vor neuen Problemen und rufen wieder um Hilfe. «Das Bedürfnis zur Nachbetreuung ist riesig», sagt Ingrid. «Bisher machten wir das auf privater Basis, weil wir die Leute ja auch lieb gewinnen und nicht hängenlassen wollen.» Das Paar kann sich vorstellen, im Bereich der Betreuung und Weiterbildung von Gastronomen etwas aufzuziehen, das nicht vor der Kamera stattfinden muss. Etwas, was unter Ingrids Ägide läuft, denn für Daniel schimmert verlockend der Ruhestand am Horizont. «Ich werde mich langsam ausklinken, und kann mir vorstellen, dass Ingrid dann auch hier Gas gibt», sagt er und blinzelt lächelnd in die Sonne von St. Moritz.