Daniel Bill
«Es ging mir nie so gut wie heute»
Eine volle Agenda, eine bezaubernde Familie – der Schauspieler ist glücklich. Im Sommer nimmt er seine Liebsten mit in seine Unterkunft beim Artisten-Camp von «Karl’s kühne Gassenschau».
Hundegebell und Kinderstimmen empfangen uns bei der versteckten Brache im Industrieviertel von Oberwinterthur. Daniel Bill (52) zeigt sein Sommer- und Herbst-Quartier. Hier wohnt Dani während der Spielsaison von «Karl’s kühne Gassenschau», seit er 2006 als festes Crewmitglied eingestiegen ist. Er logiert in einem von rund zehn Wohnwagen, die hier für die Darsteller zwischen mannshohem Unkraut stehen, gleich hinter dem Spielgelände mit der Zuschauer-Tribüne. «Wir haben von Mai bis Oktober an fünf Tagen pro Woche Show», erklärt Dani. «Da ist es am einfachsten, wenn ich hierbleibe.» Trotzdem zieht es ihn immer wieder ins Familienheim in Wangen (SZ). Dann steigt er spät nach der Vorstellung auf seine Harley, donnert zu seinen Liebsten und bleibt, bis er am Nachmittag zur Gassenschau zurückmuss.
Mitunter lebt Danis Familie bei ihm im Wohnwagen-Dorf – für ein Wochenende oder in den Sommerferien für mehrere Tage. Grace (5) und den dreijährigen Zwillingen Amy und Jack gefällt das Gelände, auf dem sie tun und lassen können, was sie wollen. Der Vorplatz von Bills Wohnwagen ist übersät mit Decken und Kinderspielsachen sowie kleinen Stecken, denen Foxterrier Csutka mit Vorliebe nachjagt. Die kleine Joleen (sieben Monate) macht ihr Mittagsschläfchen im grossen Bett im Wohnwagen. In einem separaten Zelt können die Darsteller selber kochen. Man trifft sich hier auch zum gemeinsamen Zmorge. Die Körperpflege findet in einem Dusch- und WC-Wagen statt. Alles ist leicht improvisiert, jedoch genau nach dem Geschmack von Familie Bill. Zumindest vorübergehend: «Ich bin schon froh, können wir bei schlechtem Wetter in unser Haus zurückkehren», sagt Danis Frau Marlène (32).
Von der Gassenschau ist Dani begeistert. «Die Art, wie wir diese Stücke aufbauen, ist einzigartig. Nur das Thema ist vorgegeben, die Figuren und die Geschichte kreieren wir erst bei den Proben, die völlig spontan ablaufen, alles ist improvisiert.» Auch die Atmosphäre ist einzigartig. Viele Mitarbeiter sind wie Dani seit Jahren dabei und bilden eine grosse Familie.
Obwohl er mit dem Openair-Spektakel die Hälfte des Jahres gebucht ist, möchte Dani auch andere Projekte realisieren. Im September dreht er einen Schweizer Kinofilm. Die Dreharbeiten müssen nachmittags stattfinden, am Abend erwartet man ihn in Winterthur. In den sechs Monaten Pause bis zur nächsten Gassenschau-Saison im Mai 2017 spielt Dani in drei Zürcher Theaterstücken. Ein Engagement folgt aufs Nächste: Im Oktober und November ist er in «Stägeli uf, Stägeli ab» und «Das kleine Gespenst», von Januar bis April in Erich Vocks neuer Produktion «Ausser Kontrolle» zu sehen.
Dani, bislang bekannt für seine Rollen in deutschen Krimiserien, hat dafür keine Zeit mehr – obwohl es immer wieder Anfragen aus dem grossen Kanton gibt. «Es ist wunderbar, dass ich in der Schweiz arbeiten kann, in der Nähe der Familie. Wäre ich in Deutschland tätig und käme nur ab und zu heim, würden mich die Kinder bald nicht mehr richtig kennen. Das möchte ich auf keinen Fall.»
Um sein volles Programm durchzuziehen, braucht er Marlène. «Ich bin so froh, dass sie bereit ist, die ganze Familienarbeit zu übernehmen. Ich finde es sehr wichtig, dass die Mama in den ersten Jahren voll für die Kinder da ist.» Nebenbei erledigt Marlène Danis Administration. «So, dass er einfach nur noch spielen muss. Gerade jetzt, wo er wegen der vielen anstehenden Produktionen eine Menge Text lernen muss, halte ich ihm den Rücken frei», sagt Marlène. Sie geht dann mit den Kindern in die Berge, damit er seine Ruhe hat. Oder er bleibt im Wohnwagen und lernt. «Das hat einen grossen Vorteil: Wenn er dann zu Hause ist, hat er seine Arbeit erledigt und ist wirklich nur für die Familie da.»
Ein ausgefülltes Arbeitsleben und eine Familie, die er über alles liebt. Dani strahlt vor Glück: «Es ging mir nie so gut wie heute.»