Birgit Steinegger
Ein Hauch von Wehmut in ihrem Ferienparadies
Am Ufer des Murtensees hat die Schauspielerin und Parodistin ihr privates Glück gefunden. Trotzdem vermisst sie ihre TV-Auftritte wie einst mit ihrer Comedy-Show «Total Birgit».
Die Idylle direkt am Ufer des Murtensees im Kanton Freiburg könnte kaum romantischer sein. Stahlblauer Himmel, kein Windhauch streift die Seeoberfläche, der dichte Schilfwald sorgt für ein bisschen Diskretion. Birgit Steinegger fühlt sich an diesem wunderbaren Spätsommertag im Ferienhaus ihrer Eltern, das nun ihr gehört, pudelwohl.
Das Haus mit Seeanstoss birgt für die mehrfach preisgekrönte Schauspielerin und begnadete Parodistin die schönsten Erinnerungen an ihre Kindheit. Sie ist in Bern und Burgdorf aufgewachsen. Doch in den Ferien gab es für die Familie des Wollgarn- und Socken-Fabrikanten Hans Félix Steinegger nur eines: den Rückzug ins abgeschirmte Privatleben am See. «Ich wurde Birgitta Karin, nach meiner schwedischen Mutter, getauft», erzählt die 67-Jährige bei selbst gebackenem Aprikosenkuchen und Kaffee. «In einer halben Stunde bin ich in meiner Mietwohnung in Bern. Von dort ins Zürcher TV-Studio war es früher einfacher als von hier aus.»
Früher? Nun sind wir beim Thema. Birgit Steinegger ist nicht mehr fürs Schweizer Fernsehen tätig. Auch ihre Radio-Jobs wurden gestrichen. Dabei waren sowohl ihre Ein-Frau-Comedy «Total Birgit» wie auch die Radio-Satire «Zweierleier» mit Walter Andreas Müller sehr erfolgreich. Als «Frau Iseli» war sie ebenso Kult wie als «Putzfrau Schruppatelli». Zum Schiessen, wenn sie Carla Del Ponte, Ruth Dreifuss und Christa Rigozzi parodierte. Die gelernte Schauspielerin kam spielerisch vom seriösen Theater- ins lustige Comedy-Fach; der Übergang war fliessend. «Ich bin keine Kabarettistin», sagt sie deshalb mit Nachdruck. «Diesen Titel habe ich nicht verdient. Ich stellte aber bald fest, dass es einfacher ist, die Leute zum Weinen zu bringen als zum Lachen.» Das hat die ehemalige Violinistin des Stadtorchesters Burgdorf im Verlaufe ihrer Karriere erfahren.
Birgit Steinegger war mit Regisseur Franz Matter verheiratet (u. a. «HD-Soldat Läppli» mit Alfred Rasser, «Dällebach Kari» mit Walo Lüönd). Er starb 1999. Das Paar hat eine Tochter und zwei Enkel. Über Privates spricht sie nicht gerne, steht lieber mit ihren Figuren in der Öffentlichkeit. Hingegen über ihre Begabung, in allerlei Dialekten zu parlieren. «Ich spreche Schwedisch, Dänisch, Italienisch, Englisch und Französisch, liebe meinen Job um das Parodieren, habe einen spannenden Beruf. Klar mag ich es auch, als Frau Iseli bei Gross- oder Firmenanlässen aufzutreten. Für die Rente freilich bin ich noch viel zu fit.»
Ihren ersten TV-Auftritt hatte Birgit als Elfjährige bei Heidi Abel, «in Schwedentracht und mit Geige». Es folgten Moderationen («Das Spielhaus», «Schweiz aktuell»), TV-Serien («Die Direktorin», «Lüthi und Blanc»), Comedy («Viktors Programm», «Classe Politique»), im Radio «Guete Morge» und «Nachtexpress».
«Leider hat alles ein Ende», sagt sie traurig, «Aber schön war es. Siiicher!»