Hans Sigl
Begeistert vom Schweizer «Onkel»
Während Christian Kohlund dem «Bergdoktor» in den neuen Folgen das Leben schwer macht, geniesst der TV-Star diese Zusammenarbeit.
Es ist spät geworden am Vorabend: Nach einem langen Drehtag für den «Bergdoktor» in Ellmau in Tirol fuhr Hans Sigl (48) noch gut anderthalb Stunden zurück an seinen Wohnort am Ammersee bei München. Denn dort wurde er bereits frühmorgens zu den Interviewterminen erwartet. Von Stress war dem gut gelaunten Österreicher allerdings gar nichts anzumerken.
GlücksPost: Die neue Staffel startet mit der 100. Folge – «Höhenangst». Welche Ängste kennen Sie bei sich?
Hans Sigl: Ich glaube, dass Ängste grundsätzlich mental bedingt sind – es ist eine Frage der Gedanken und der Einstellung. Zu jedem negativen Gefühl gibt es ein positives Pendant, das es zu suchen gilt. Das Leben ist aber nicht immer positiv, es gibt auch traurige Dinge, Schicksalsschläge.
Wie gehen Sie damit um?
Es steckt viel Kraft in einem, wenn man sich auf die Suche begibt. Eine Möglichkeit ist, zu meditieren oder sich musischen Dingen hinzugeben. Das verschafft in unserer hektischen Welt oft Klarheit.
Meditieren Sie regelmässig?
Nur wenn ich Lust dazu habe. Es ist eine von mehreren Möglichkeiten, der man sich bedienen kann. Ich habe ja Hör-CDs dazu aufgenommen, beschäftige mich seit einigen Jahren mit Meditation. Fühlt man sich unwohl, ist es der vielleicht richtige Zeitpunkt, sich hinzusetzen und mal zehn Minuten auf seinen Atem zu hören.
Lassen Sie sich noch stressen?
Solche Situationen gibt es immer – ob beim Drehen oder auch privat. Positiver Stress kann aber durchaus bereichernd sein. So hatte ich eben nach einem zehnstündigen Drehtag noch eine sehr emotionale Szene zu spielen. Ich hätte sie verschieben können, nahm mir jedoch vor, diesen positiven Stress da hineinzupacken. Und es hat funktioniert, wäre mir entspannter in dieser Form vielleicht nicht geglückt.
Können Sie nach einem Drehtag gut abschalten?
Ich habe meine Arbeit nie als Therapieform angesehen, bin eher pragmatisch. Man lernt, mit diesen Emotionen umzugehen – sie herzustellen, sie abzustellen, da hat jeder so seine Methode. Nach gewissen Szenen braucht es allerdings einen Moment zum Durchatmen, weil sie so intensiv waren.
Könnten Sie eigentlich nach zehn Jahren im Einsatz als «Bergdoktor» gewisse medizinische Notfallmassnahmen selbst durchführen?
Ich fürchte, über die Handgriffe, die man bei einem Erste-Hilfe-Kurs lernt, geht es bei mir auch nicht hinaus. Aber dieses Können frische ich gerne immer wieder auf und appelliere an alle Menschen, das ebenfalls zu tun, da es im Zweifelsfall Leben retten kann!
Sie haben im Krankenhaus Ihren Zivildienst absolviert. Wie waren Ihre Erfahrungen dort?
Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Nirgends sonst war ich je so unmittelbar mit dem Tod konfrontiert. Man wird sich seiner Endlichkeit bewusst, was zu einer anderen Einstellung zum Leben führt. Werte verschieben sich, man wird dankbarer, demütiger.
Neuzugang in der Serie ist Christian Kohlund, der Ihren Onkel verkörpert. Wird er länger dabei sein?
Ja! Eine sehr ambivalente Figur, die mich in sehr unangenehme Gewissenskonflikte bringt.
Wie war es, mit ihm zu drehen?
Es hat viel Spass gemacht. Er ist ein toller Kollege, den ich über alle Massen schätze. Und wenn er noch Sätze auf «KohlundSCH» spricht, ist das grossartig.
Was meinen Sie damit?
Das ist eine Kunstsprache, die habe ich entdeckt und so benannt. Wenn man «KohlundSCH» kann, hat man es im Fernsehen geschafft. Denn dann kannst du jeden Satz sagen (er lacht). Damit meine ich nicht seinen Schweizer Dialekt, sondern es hat mit seiner Art zu sprechen zu tun. Er schafft es, in scheinbar nichtige Sätze ein ganzes Universum hineinzulegen.
Zum Beispiel?
Er sagt den Satz: «Du musst das Leben umarmen, du darfst es nicht mehr loslassen.» Manche Kollegen würden diesen aus dem Drehbuch streichen lassen, aber wenn er das spricht, knallt einem da eine Lebensweisheit entgegen, der man sich kaum entziehen kann. Das ist «KohlundSCH»!
Was bewundern Sie zudem an ihm?
Dass er nach so vielen Berufsjahren noch mit einer enormen Präzision ans Set kommt. Seine Textseiten sind vollgeschrieben, er bereitet sich akribisch vor. Das ist es, was einen guten Schauspieler ausmacht – dass man sich
niemals auf seine Wirkung, seine Sprache verlassen kann. Er weiss genau, wie seine Figur konstruiert ist und wie er sie spielen will.
Wo verbringen Sie nach Drehende die Ferien? Auch in den Bergen?
Meine Frau und ich sind in dieser Hinsicht spontan. Unsere Ferien sind immer anders und nie langweilig. Wir lieben Städtereisen, fahren aber auch gerne ans Meer oder im Winter zum Skifahren. Badeurlaube sind nicht nach unserem Geschmack, wir erleben zu gerne Land und Leute.
Und die Schweiz?
Ich war schon lange nicht mehr dort, aber ich liebe die Schweiz und die Schweizer. Ich kann sogar «Schwyzerdütsch» sprechen, das ist ja auch ein alemannischer Dialekt, der ein bisschen dem Vorarlberger Dialekt ähnelt.
Während der Dreharbeiten sind Sie länger getrennt von Ihrer Frau.
Eigentlich sehen wir uns im Schnitt sicher häufiger als manch anderes berufstätiges Ehepaar. Susanne kommt, wann immer es ihr Zeitplan erlaubt, nach Österreich, und ich bin an den Wochenenden in der Regel zu Hause.
Im nächsten Mai feiern Sie den 10. Hochzeitstag. Wie wichtig ist es Ihnen, solche Jubiläen zu zelebrieren?
Sehr wichtig. Man sollte Jubiläen feiern, Hochzeitstage und Geburtstage gehören da unbedingt dazu. Gewisse Anlässe muss man mit einem Fest entsprechend würdigen. Ausserdem bin ich gerne unter Menschen und finde es schön zu feiern.