Die Tragik hinter seiner neuen Komödie

Eine skurrile Geschäftsidee führte zu seinem neuen Film «Flitzer». Darauf freute sich der Vater des Schauspielers ganz besonders. Doch die Premiere erlebt dieser leider nicht mehr.

Die Zuschauer von Beat Schlatters (56) neuer Komödie «Flitzer» werden wohl alle dasselbe denken, nämlich: «Warum gibt es das nicht in echt?» Die Idee – und damit der Plot – ist so kurios wie genial: Flitzen (während eines Fussballspiels nackt über das Spielfeld rennen und somit die Partie durcheinanderbringen) zu Geld machen. Wer tatsächlich mit dem Gedanken spielt, das auszuprobieren, sei hiermit gewarnt. Schlatter selbst wollte Flitzen als Sportwetten professionell aufziehen. Er hatte bereits erste Flitzer angeworben, die dann aber in letzter Sekunde Schiss bekamen, als sie auf den Rasen sollten. Und: «Ich merkte schnell: ‹Hey, da kommst du voll dran von den Behörden, wenn die realisieren, dass das organisiert ist!›», erzählt der Schauspieler der GlücksPost beim Besuch in seiner Wohnung im Zürcher Niederdorf.

Seine Business-Idee stattdessen zu verfilmen, war lange kein Thema. Als Schlatter einmal dem Ex-Young-Boys-Chef Fredy Bickel (52) davon erzählte, fand dieser das gar nicht lustig. Auch Schlatters Buchhalterin fand, ihr Gewissen erlaube es ihr nicht, länger mit ihm zu arbeiten, wenn er solche Sachen mache. «Sie plünderte dann noch mein Geschäftskonto, bevor sie ging», meint der Geprellte lapidar. Erst Regisseur Peter Luisi (42), der schon zwei Filme mit Schlatter realisiert hatte, fand, dass dies ein super Filmstoff wäre. Das Duo Schlatter/Luisi gewann immer mehr Begeisterte für das Projekt. Am Ende hatten sie keinerlei Probleme, die benötigten rund drei Millionen für «Flitzer» zusammenzubekommen. «Wir mussten einfach beweisen, dass wir die schriftliche Erlaubnis einiger Stadionbesitzer hatten, dort mit den jeweiligen Stamm-Mannschaften zu drehen. Das wollte man uns beim Zürcher Filmamt nämlich zuerst nicht glauben», erinnert sich Schlatter lachend.

Was auffällt, ist die schier endlose Reihe schillernder Nebendarsteller, die sich praktisch alle selbst spielen: Rainer Maria Salzgeber (48) und Gilbert Gress (75) «kommentieren» die Fussballspiele, ebenso Beni Thurnheer (68)
aus dem Off. Schwingerkönig Christian Stucki (32) gibt sich die Ehre, Goalie-Legende Jörg Stiel (49), ZSC-Verwaltungsratspräsident Ancillo Canepa (64), Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger (71) und gar der zuerst verärgerte Fredy
Bickel. Büne Huber (55) von Patent Ochsner hat im Titelsong seinen Frust gegen die divenhaften Fussballer von heute vertont. «Wir haben diese Einsätze aber alle bezahlt. Das waren keine reinen Gefallen von Kollegen», betont Schlatter. Wie viel Vergnügen alle am Dreh hatten, lässt sich dennoch
nicht leugnen – der Film zeugt davon. Wie sehr spekulierte Schlatter damit, dass ihn die Zuschauer nackt durchs Bild rennen sehen wollen? «Gar nicht, man sieht ja sowieso im ganzen Film nicht mehr als ein paar Hinterteile und mich am Ende auch nur ganz kurz von hinten.» Seine Frau habe nichts dagegen gehabt, die wisse aber auch nicht immer, was er so treibe.

Diesen Sommer gab es an 52 Openair-Festivals Vorpremieren von «Flitzer». Schon da steckte die Idee an: «Bei zwei Vorstellungen hat sich jeweils jemand nach dem Film ausgezogen und ist nackt nach vorne gerannt», sagt Schlatter. Und wenn er selber heute Fussball schaut, wartet er immer darauf, ob nicht irgendwo ein Flitzer auftaucht.

Am sehnsuchtvollsten wartete jedoch Schlatters Vater Armin darauf, den Film endlich zu sehen. «Er war ein grosser Fussball-Fan, hat mich schon als Bub mit in den Letzigrund genommen», erzählt der Komiker und dreht den Wimpel des FCZ, der bei ihm zu Hause an der Wand hängt, in den Händen. «Er war bei jedem Projekt von mir begeistert und kam immer alles anschauen, aber auf den ‹Flitzer› hat er sich schon speziell gefreut.» Armin Schlatter, der bei der Brauerei Hürlimann gearbeitet hatte, starb vergangenen April im Alter von 84 Jahren. «Es war völlig überraschend. Mich rief eines Tages ein Nachbar an, dass sich die Post vor seiner Tür staple.» Schlatter selbst fand seinen Vater – leblos. Todesursache war ein Herzstillstand.

Für die Einäscherung schob der Sohn den Sarg seines Vaters eigenhändig ins Feuer. «Mein Vater hatte mir erzählt, wie viele Emotionen es bei ihm ausgelöst hatte, als er damals, beim frühen Tod meiner Mutter, ihren Sarg ins Feuer schob. Ich wollte diese Emotionen teilen. Es war eine verrückte Erfahrung in diesem Krematorium. Vor mir waren Leute da, die weinten, nachher kam ich, der natürlich auch weinte, und hinter mir wartete der Nächste, der weinen würde. Das Krematorium ist ein Ort, an den die Menschen zum Weinen gehen. Während sie zu mir kommen, um zu lachen.» Mit Garantie!