Andrea Berg
Warum sie nur Vertraute um sich haben will
Seit 25 Jahren dominiert die Sängerin das deutschsprachige Musikgeschäft. Sie ist sicher: Das gelang nur, weil sie immer authentisch und nahbar blieb.
Gleich beim ersten Anlauf 1992 gelang Andrea Berg (51) der Sprung ins grosse Musikbusiness – dank Hitproduzent Eugen Römer, der sie unter seine Fittiche nahm. Bis 2010 arbeitete er mit ihr zusammen. 2017 darf die Sängerin nun feiern: «25 Jahre Abenteuer Leben», so der Titel des Jubiläums-Albums, das am 15.9. erscheint. Die Songs liess sie von ihren Fans auswählen. Die GlücksPost traf die Schlagerkönigin in München, erlebte sie als natürliche und liebevolle Gesprächspartnerin.
GlücksPost: Hätten Sie es damals weiter versucht mit der Musikkarriere, wenn es nicht auf Anhieb geklappt hätte?
Andrea Berg: Für mich hat sich ja lange gar nichts geändert. Ich arbeitete bis 1998 jeden Tag im Krankenhaus und Hospiz und gab abends und am Wochenende Konzerte. Gott sei Dank hatte ich immer ein normales Leben. Heute ist es die Arbeit im Dörfle. Die Musik blieb ein Hobby und ich deshalb geerdet.
Das «Dörfle», das Andrea seit 2015 mit ihrem Mann, Hotelier und Fussballspieler-Vermittler Ulrich Ferber (54) betreibt, ist ein Erlebnisferiendorf mit Bauernhof, umliegenden Chalets, Wirtshaus und Wellnessbereich. Andrea hat bei der Gestaltung überall mit Hand angelegt und arbeitet mit ihrer ganzen Familie auf dem Betrieb. Auch ihre Mutter Helga (73) und ihre Tochter Lena-Maria (19).
Sie umgeben sich, was Ihre Musik betrifft, nur mit Familienangehörigen oder Personen, mit denen Sie schon lange zusammenarbeiten. Ihr Manager ist Ihr Stiefsohn Andreas. Sie haben auch eine eigene Plattenfirma, nur für Ihre eigene Musik.
Ich brauche Menschen um mich herum, die Familie sind. Es gibt nichts Schlimmeres, als Lebenszeit an falsche Leute zu verschwenden. Deshalb kommen mein Onkel und meine Tante an jedes Konzert, manchmal auch meine Mama oder meine Tochter. In dem Moment, in dem du so wunderbare Dinge erlebst, wie ich auf der Bühne, möchtest du die reflektieren und erzählen. Da brauche ich Menschen um mich, die es ehrlich meinen. Ich kann mich nicht verstellen. René sagt, er merke mir sofort an, wenn jemand den Raum betritt, bei dem ich mich nicht zu Hause fühle. Er ist einer dieser Menschen, die mich beflügeln und Gutes wollen. Deshalb ist unsere Zusammenarbeit so toll und erfolgreich.
Mit René meint sie DJ Bobo alias René Baumann (49). Seit 2011 arbeiten sie zusammen. Bobo ist neben Dieter Bohlen (63) Produzent und Co-Autor von Andrea Bergs Liedern. Zusammen mit seiner Frau Nancy (46) gestaltet er zudem ihre Bühnenauftritte.
Ihre Fans himmeln Sie an. Für viele leben Sie wohl den Traum eines perfekten Lebens mit beständigem Erfolg im Rampenlicht und einer grossen Familie, die Sie liebt.
Ich mag den Ausdruck Fan nicht, denn sein Ursprung ist «fanatisch», und das passt nicht zu den Menschen, die mir folgen. Das sind eher Freunde, Familie. Ich hoffe sehr, dass diese Leute nicht denken, bei mir sei alles perfekt. Ich möchte, dass sie in mir jemanden haben, der auf Augenhöhe ist. Jemand, der erzählt, was alle fühlen.
Sie erlauben Ihrem Publikum mit intimen Einblicken auf Facebook, an Ihrem Leben teilzuhaben.
Es ist schön, aus dieser Wolke herauszukommen, denn sie wird mir nicht gerecht. Ich will authentisch sein. Es fühlt sich für mich gut an, offen zu sein, ich will keine Rolle spielen. Mein Mann sagt oft, ich solle nicht mit offenen Armen auf jeden zugehen. Aber nur, wenn ich mich zu erkennen gebe, können das auch die anderen tun. Wie oft haben mir Leute schon ihre Lebensgeschichte erzählt, bei uns im Restaurant!
Sie nehmen in Ihren Liedern oft Bezug auf mystische Symbole, haben im «Dörfle» eine Kapelle bauen lassen, und Ihr Abschiedsgruss lautet: «Seid behütet». Sind Sie gläubig?
Ich bin ein sehr spiritueller Mensch und glaube an einen Gott oder Schöpfer. Dadurch fühle ich mich aufgehoben. Es geht nicht darum, etwas zu sein, sondern um die Essenz, um Ehrfurcht und Demut. Das haben mich meine Eltern von klein auf gelehrt. Auch, sich nie auf irgendwas etwas einzubilden. Diese Werte habe ich rechtzeitig erkannt und war dadurch immer lebendig.
Teilen Sie diese Werte mit Ihrem Mann? Sie feierten diesen Sommer Ihren zehnten Hochzeitstag.
Ja, und das ist es auch, was uns zusammenhält. Wir sind beide erd- und naturverbunden. Wir finden keinen Gefallen an einem Fünf-Sterne-Hotel, sitzen lieber am
Feierabend zusammen und reden. Oder gehen mit den Hunden raus. Das macht es aus. Auch, dass man dem anderen nie einen Vorwurf macht für die Dinge, die er gern tut. Oder eifersüchtig ist auf den Beruf oder das Hobby des anderen. Ich kann nach drei Tagen unterwegs nach Hause kommen, und Uli sagt: «Ich gehe heute Abend an ein Fussballspiel.» Das ist okay. Wir freuen uns am Glück des anderen, sind beide Familienmenschen und finden es toll, unsere Grossfamilie um uns zu haben.
Können Sie sich vorstellen, nochmals 25 Jahre so weiterzumachen?
Auf jeden Fall. Denn, was ich mache, ist Liebe. Es geht nicht um Rekorde. Heute muss alles immer gigantischer sein. Ich will bei diesem Wettrüsten nicht mitmachen. Ich gehe in die andere Richtung. Dafür muss ich ehrlich und authentisch sein. Wenn ich das nicht mehr kann, höre ich auf.