«Am meisten wünsche ich mir Gesundheit»

Im Oktober wird sie 95 Jahre alt. Die Bernerin will aber noch viel älter werden. Die legendäre Schauspielerin erzählt, wie ihr Alltag heute aussieht und welche Wünsche sie noch hat.

Von Maike Schuster

Vor 70 Jahren entzückte sie im Filmklassiker «Uli der Knecht» die ganze Schweiz. Lilo Pulver (94) wurde danach zu einem der grössten Stars un­seres Landes. Mit ihren mehr als 50 Kinofilmen feierte sie aber auch im Ausland Riesenerfolge. 32 Jahre nach dem Tod ihres Mannes lebt Lilo Pulver inzwischen in der Berner Altersresidenz Burgerspittel, ihr altes Haus am Genfersee ist aber noch immer im Familienbesitz.

Dass sie in all den Jahrzehnten ihren Humor und ihr erfrischendes Lachen nicht verloren hat, zeigt sich auch im Interview mit der GlücksPost. Sie wolle mindestens hundert Jahre alt werden, sagt sie, «wenn möglich noch mehr».

GlücksPost: Frau Pulver, wie geht es Ihnen? Werden Sie von Zipperlein ­geplagt?

Lilo Pulver: Mir geht es weiterhin gut, ­keine Veränderung gegenüber unserem letzten Interview vor zwei Jahren. Ich habe auch keine nennenswerten Zipperlein.

Wie sieht heute ein normaler Tag bei ­Ihnen aus?

Ich stehe um 7.30 Uhr auf, warte auf das Frühstück, welches mir aufs Zimmer gebracht wird. Nach dem Frühstück mache ich mich zurecht für den Tag, mache meine tägliche Gymnastik. Dann gehe ich den Tagesgeschäften nach, erledige Post, gehe zum Frisör oder habe andere Verabredungen. Nach dem Mittagessen mache ich ein kurzes Mittagsschläfchen. Wenn ich wieder fit bin, gehe ich ein wenig draussen spazieren, bei Wind und Wetter, und dann einen Kaffee trinken. Ich lese dabei Zeitung oder unterhalte mich mit Mitbewohnern. Nach dem Abendessen nehme ich ab und zu an Veranstaltungen des Burgerspittels teil oder schaue etwas fern. Ich freue mich dann darauf, früh ins Bett gehen zu können.

Wie werden Sie Ihren 95. Geburtstag feiern? Und was wünschen Sie sich?

Wir werden wahrscheinlich im kleinen Rahmen feiern, ich mag nicht mehr so viel Trubel um meinen Geburtstag. Die 100 peile ich auf jeden Fall an, wenn möglich noch mehr  … Am meisten wünsche ich mir Gesundheit – und eine Million! (Lacht.)

Was würden Sie mit einer Million ­anstellen?

Die würde ich in mein Haus investieren, es noch schöner machen und vor allem den Garten schöner gestalten.

Wenn Sie an alte Filmzeiten zurück­denken – an wen denken Sie besonders gern als Filmpartner zurück? 

An meinen Mann Helmut Schmid, mit ihm habe ich am liebsten gedreht. 

Wen oder was vergessen Sie, weil er oder es unangenehm war?

Die Schulzeit war nicht immer angenehm für mich, jeden Tag hingehen zu müssen und früh aufzustehen.

In den vergangenen Jahren gab es etliche Schauspielerinnen, die sich über das anzügliche Verhalten von Filmpartnern beklagten. Haben Sie während Ihrer Zeit auch solche Erfahrungen gemacht?

Mir ist nichts dergleichen passiert, im Gegen­teil (lächelnd). Ich hätte mir manchmal sogar etwas mehr Aufmerksamkeit gewünscht, ich sah eher aus wie ein Junge, knabenhaft, habe mich auch so angezogen, als ich jung war.

Was ist Ihre schönste und schlimmste Erinnerung in Ihrem Leben, wenn Sie zurückblicken?

Die schönste Erinnerung ist die Hochzeit mit Helmut, und die Geburt meiner Kinder und Kindeskinder (lacht). Die schlimmste Erinnerung ist der Tod meiner Tochter Mélisande und der meines Mannes Helmut.

Was bereitet Ihnen heute ­besondere Freude?

Der Besuch der Familie im Burgerspittel.

Gibt es einen Mann in Ihrem Leben?

Nein, es gibt momentan keinen Mann in meinem Leben. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Er müsste schön, reich und lustig sein. (Schallendes Gelächter.)