Beni Thurnheer
«Alles ist möglich – auch der WM-Titel»
Während an der Fussball-WM die ersten Spiele anstehen, blickt der pensionierte Sportkommentator auf seine Einsätze zurück und bewertet die Chancen unserer Nati.
Es war an seinem 33. Geburtstag vor 35 Jahren: Bernard «Beni» Thurnheer kommentierte sein erstes Finalspiel einer Fussball-WM. «Im legendären Bernabéu-Stadion in Madrid siegte Italien gegen Deutschland mit 3:1», erinnert sich der pensionierte TV-Sport- und Showmoderator. Bis zum Endspiel 2014 im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro – Deutschland besiegte Argentinien – wurden es sagenhafte acht WM-Finals. Eine sportliche Höchstleistung – und nicht selbstverständlich. «Der damalige Sportchef Martin Furgler gab die Devise heraus: Jeder kommentiert nur einen WM-Final. 1982 bekam ich den Zuschlag. Zu meinem Glück blieb es nicht dabei», erklärt der 68-Jährige, dessen Stimme jeweils noch sonntags in den SRF-Sportmagazinen im Off zu hören ist.
Seit Thurnheers Rücktritt als Kommentator der Nationalmannschaftsspiele hat Sascha Ruefer seinen Job übernommen. Wie wird für den einstigen «Schnurri der Nation» das Gefühl sein, die WM-Spiele nicht vor Ort, sondern vom heimischen Sofa aus oder in einer Public-Viewing-Zone zu erleben? «Ich vermisse es nicht», kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. «Die Nati-Spiele in einem Land wie Russland zu kommentieren, ist ein Riesenstress. Ich habe den Einsatzplan von Reporter Dani Kern gesehen. Er sitzt 25-mal in 35 Tagen im Flieger. Das heisst: Morgens um drei Uhr aufstehen, da das Flugzeug um fünf Uhr geht, Verkehrsstaus brauchen Nerven, und der nächste Match ist bereits um zwölf Uhr.» Es sei heute nicht mehr wie früher. «Live-Kommentatoren sind die ‹ärmschte Sieche›, können froh sein, wenn sie mal wieder sechs Stunden am Stück schlafen können. Sie sind zudem zuvorderst an der Front und bekommen die Kritik um die Ohren geschlagen, wenn sie einen Fehler machen.»
Wie sieht Beni Thurnheer die Chancen der Schweizer Nati? «Von dreimal verlieren bis Weltmeister werden ist alles möglich.» Und fügt eine lustige Theorie an: «Als die Schweiz U17-Weltmeister wurde, haben die gleichen Jungs wie heute zuerst Brasilien geschlagen, dann Deutschland und am Schluss Nigeria. Vielleicht ist das ein gutes Omen. Deutschland ist ja der logische Achtelfinal-Gegner.»
Wie fussballbegeistert ist denn seine Partnerin Kathrin? «Sie ist nicht sonderlich daran interessiert, obwohl sie in ihrer eigenen Familie von Fussballfans umzingelt ist. Sie wird sich während der Matches wohl anderweitig beschäftigen.»