Jan Fitze
Ärmel hochkrempeln und mit anpacken
Raus aus Viola Tamis Schatten: Der «Ding Dong»-Sidekick darf seine gute Laune bald in einer eigenen Sendung versprühen. In «Fitze übernimmt» schlüpft er in unterschiedliche Rollen.
Mit fast 40 Jahren wechselt Jan Fitze von seinem Job als Redaktor hinter der Kamera auf den Platz vor die Linse. Er erhält seine eigene Sendung: «SRF bi de Lüt – Fitze übernimmt». Die GlücksPost trifft ihn auf dem Tierlignadenhof in Kaisten AG zum Dreh der letzten von vier Folgen. In jeder schlüpft der Ostschweizer in die Rolle von anderen und führt deren Job aus.
Zu seinem neuen Amt sagt Jan Fitze: «Ich mache eigentlich Ähnliches wie schon zuvor als Redaktor, wo ich die Geschichten recherchierte und beim Dreh vor Ort war. Ich habe immer mit den Protagonisten der Sendungen gesprochen und für gute Atmosphäre auf dem Set gesorgt – allerdings kann ich jetzt nicht bloss mehr Sprüche klopfen, sondern muss richtig anpacken.»
Seine Kameratauglichkeit fiel schon früher auf. Seine Chefinnen wollten etwas mit ihm ausprobieren und machten ihn zum «Ding Dong»-Sidekick. Seit drei Jahren schickt Jan Fitze in dem Format als Redaktor Moderatorin Viola Tami (41) in die ausgefallensten Häuser der Schweiz, um deren Bewohner kennenzulernen. «Viola und ich sahen uns erstmals bei ‹Ding Dong›, und es funktionierte gut zwischen uns. Das ganze Team entwickelte sich super im Lauf der Jahre. Wir freuen uns immer aufeinander – manchmal überbordet es fast.» In ihrem Schatten habe er sich ausprobieren dürfen: «Es war wie ein Trainingslager. Wir haben nie genau über meine Rolle gesprochen. Das hat sich ganz natürlich entwickelt.» Viola Tami habe ihm dabei nie im Weg gestanden. «Sie sagt, für sie sei es, wie wenn sie mit einem kleinen Bruder unterwegs ist.»
Zurück zu «SRF bi de Lüt – Fitze übernimmt»: «Die Sendung kam wohl schon zustande, weil die Vorgesetzten dachten, ich könnte das Wagnis eingehen.» Die Redaktion habe dann vier Formate aus «SRF bi de Lüt» ausgesucht, bei denen er schon hinter der Kamera dabei war. «Ich fand, es ist ein gutes Experiment für einen Redaktor, der sonst nur doofe Fragen stellt, wenn die Protagonisten im Stress sind.»
Ganz so einfach war die neue Aufgabe aber nicht: In der ersten Folge, einer Wiederaufnahme von «Hüttengeschichten», geht Fitze in eine SAC-Hütte im Kanton Uri und übernimmt für ein ganzes Wochenende allein den Betrieb. «Ich war voll in der Verantwortung, das war recht cool. Mir liegt Authentizität am Herzen. Da kann ich sein, wie ich bin.»
Weil er die Aufgabe möglichst gut erfüllen will, heisst es immer mal wieder «Fitze übernimmt sich», statt «Fitze übernimmt»: Neben dem Frühstück um 7.30 Uhr erwartet die Hütten-Gäste abends ein Vier-Gang-Menü. «Da ich leidenschaftlich gern koche hatte ich schon den Anspruch, dass keine Kartoffelstock-Mischung in mein Menü kommt, sondern frischer Stampf.» Er ging in Zürich einkaufen: viel frisches Gemüse und Früchte. Dabei vergass er, dass er das alles den Berg hochtragen muss.
Der anspruchsvollste Job sei die Folge «Familiensache» gewesen, in der er die drei Kinder eines schwulen Paares hüten musste. Einige Anfängerfehler musste er da ausbaden: So organisierte Jan Fitze Helium-Ballone, um mit den Kindern eine Party zu feiern. «Ich hatte aber nur einen Einhorn-Ballon.» Der Kita-Leiter, dem er es erzählt, meinte: «Du bist wahnsinnig!» Die Kinder stritten sich dann um das Einhorn, bis das Tier ‹schlafen› gehen musste. «Es war eine gute Erfahrung, ich habe jetzt grössten Respekt vor meiner Mutter», meint Fitze lachend.
Beim Tierlignadenhof ging das Konzept mit dem Übernehmen nicht ganz auf: «Die Tierli sind sich so an die Leiterin des Hofes gewohnt, da kann nicht plötzlich ein Fremder ohne Ahnung komplett übernehmen.» Er habe noch nie gross mit Tieren zu tun gehabt. Zu den Hunden fand er allerdings einen guten Draht: «Ich kann langsam nachvollziehen, warum viele Menschen solche Freude an ihnen haben.»
Einen grossen Karriereplan hat Fitze nie gehabt: Mal ist er VJ, mal macht er neben der Redaktionsarbeit die Kamera und schneidet Filme. Solange ihm nicht langweilig werde, mache ihn sein Job glücklich. «Ich mag es, wenn ich Leute unterhalten kann und ihnen zu heiteren Stunden verhelfe.»