Walter Andreas Müller
Abschied vom Radio mit Wehmut
Ende Jahr moderiert er seine letzte Sendung. Langweilig wird es dem Schauspieler aber danach nicht: WAM ist bis 2019 gut gebucht!
Treffen im Café Felix in Zürich: Walter Andreas Müller (72) spricht trotz Lärm leise, dafür mit aussagekräftigen Handbewegungen. Was er alles wegwische damit, unglaublich … «Im Flieger meist den ganzen Orangensaft!» Er lacht. Lacht er auch, wenn er an Silvester denkt? Da moderiert er seinen letzten «Musikpavillon» – nach 42 Jahren ist Schluss mit Radio. «Klar, verspüre ich eine gewisse Wehmut, aber ich gehe im Wissen, den Leuten grosse Freude gemacht zu haben.»
Zudem hat er so viel vor, dass es gar eine gewisse Erleichterung ist. «‹Du bisch doch en Lappi!›, denke ich manchmal. ‹Wieso machst du so viel?› Aber nichts zu tun haben, wäre der Horror für mich.» WAM zählt seine Engagements auf: Aufnahme einer neuen Globi-CD, Wiederaufnahme der Musikrevue «Trittligasse», Schlossfestspiele Hagenwil, ein Musical in St. Gallen. «Bis Frühling 2019 bin ich fast durchgebucht.»
Trotzdem, wenn er so Sachen sehe wie die SRF-Krimiserie «Wilder» etwa, schmerze ihn das schon etwas. «Es wäre schön, mal wieder bei so einer Geschichte dabei zu sein. Oder in einem Kinofilm.» Aber er mag den Leuten halt nicht nachrennen. «Und sowieso, Stephanie Glaser wie auch Jörg Schneider mussten 80 werden für eine schöne Filmrolle.»
Zurück zum Radio: 1975 fing er als Sprecher dort an, machte u. a. Operneinführungen. «Wenn ich Glück hatte, kam eine Gesamtwiedergabe, und ich konnte mich zwischen den Akten ausruhen auf dem Liegebett im Studio.» Irgendwann sei daraus die Moderation entstanden, ihretwegen sei er dann ins Fernsehen gerutscht.
WAM erwähnt die Sendungen, in denen er mitwirken durfte. Sketche in «Ischtiige bitte» und «Traumpaar», Rollen in «Fascht e Familie» und «Lüthi und Blanc», seine Politparodien wie für «Giacobbo/Müller». Vor lauter Reden hat er den Kaffee vergessen. Er trinkt ihn kalt, mäandert retour zum Radio und erzählt, wie bei einem «Wunschkonzert» einmal gar nichts mehr lief. Das Einzige, was er tun konnte: die Not-CD einlegen und mit dem Techniker telefonieren. «Der sass im Studio Bern … ich habe Blut und Wasser geschwitzt.» Bis alles wieder lief, verstrich eine Ewigkeit. «Selbst nach 42 Jahren ist man nicht der Routinier, der man zu sein glaubt.»