Abflug in ein neues Abenteuer

Über 15 Jahre lang moderierte der Zürcher die Nachrichtensendung «Schweiz aktuell». Nun schlägt der Familienvater ein neues Kapitel in seinem Leben auf: Der Hobbypilot ­widmet sich künftig beruflich voll und ganz der Luftfahrt.

Remo Bernet 

Der dreijährige Luca schaut sich die Flugzeuge am Zürcher Flughafen an, zeigt mit dem Finger auf sie und sagt voller Begeisterung «777» und später «A380» – also die Flugzeugtypen. Sein ­Vater, SRF-Moderator Michael Weinmann (43), muss schmunzeln: «Ganz stimmen tut das jetzt nicht.» Aber: Der Kleine hat die Begeisterung für Aviatik definitiv im Blut. Auf der Flughafenterrasse in Zürich kennt sich Luca bereits bestens aus, hebt ein ­Flieger ab, kann er seine Freude nicht ­verstecken – ganz de Bappe! Denn auch der TV-Mann hat die Begeisterung für die Luftfahrt in die Wiege gelegt bekommen. «Mein Vater arbeitete in verschiedenen Funktionen in der Flugindustrie. Ich war schon als Bub mega begeistert und habe mir mit den Bastelbögen, die es früher in der Schule gab, die neusten Modelle ­zusammengefaltet und geklebt.» Auch er sei als Kind oft auf der Flughafenterrasse gewesen – und nun komme er mit seinen beiden Söhnen regelmässig hierher. 

«Wenn mich früher jemand fragte, was ich mal werden möchte, sagte ich immer: ‹Ich will zur Swissair oder zu SF DRS›», der Traum von der Arbeit in den Lüften ­begleitete ihn über Jahre hinweg. «Auch als ich schon beim Radio arbeitete, hatte ich die Anmeldung ausgedruckt in einer Schublade.» Erst als Weinmann schliesslich am Leutschenbach Fuss fasste und «Schweiz aktuell» moderierte, schloss er damit ab, einst als Pilot bei Linienflügen im Cockpit zu sitzen. «Ich hatte ja einen meiner beiden grossen Kindheitsträume damit erreicht.»

Er ergänzt: «Heute weiss ich, ich hätte es ohnehin nicht zum Linienpiloten geschafft, weil ich eine Farbsehschwäche habe. Es war also ganz gut, dass ich beim Fernsehen gelandet bin», sagt er und schmunzelt.

Immerhin privat hebt Weinmann ab: Vor einigen Jahren hat er die Privatpilotenlizenz gemacht. Mit einer Propeller­maschine macht er dann Rundflüge über die Alpen oder übt sich im Kunstfliegen.

Doch das Hobby kommt bei Michael Weinmann, der vor neun Monaten zum zweiten Mal Papi wurde, aktuell zu kurz. Denn wann immer es geht, teilt er sich mit Ehefrau Martina (38) die Kinderbetreuung auf. Die unregelmässigen Arbeitszeiten, die die Ausseneinsätze bei «Schweiz aktuell» oft mit sich bringen, erschweren das.

Abgang nach 15 Jahren

Diese gehören nun der Vergangenheit an: Nach 15 Jahren bei der abendlichen Nachrichtensendung hat Michael Weinmann am vergangenen Mittwoch zum letzten Mal «Schweiz aktuell» moderiert. «Es ist eine wehmütige Zeit. Aber ich freue mich mega, dass ich in einem Moment gehen kann, wo ich auch sagen kann, ich hätte es auch problemlos nochmals zehn Jahre ­machen können.» Er habe die Arbeit bis zuletzt mit viel Herzblut gemacht – aber sein neuer Job als Leiter der Media Relations bei der Swiss sei ein «zweiter Traumjob» und eine Herausforderung, die ihn gereizt habe. Weinmann betont aber auch, dass sein Abgang nichts mit den Sparmassnahmen und der unsicheren ­Zukunft von SRF zu tun hat. Dafür ver­wendet er eine Metapher aus der Seefahrt: «Viele Leute sagen mir, ich verlasse das sinkende Schiff. Ich glaube: Das Schiff wird nicht sinken, sondern es sind gerade ­einfach stürmische Zeiten.» Diese wird der «Schweiz aktuell»-Moderator und Formel-1-Kommentator nun von aussen mit­verfolgen. 

Ehefrau Martina freut sich darüber, dass der TV-Mann schon bald geregeltere Arbeits­zeiten hat und nicht regelmässig spätabends von Reportagen zurückkommt. «Mir wurde erst jetzt richtig ­bewusst, dass das nicht immer einfach war», fügt Michael Weinmann an. Die ­beiden lernten sich einst über eine Datingplattform kennen. «Für mich war es Liebe auf den ersten Blick», erzählt Weinmann. Damals wollten sie eigentlich zusammen einen Kaffee trinken gehen, vergassen aber beim Spaziergang davor völlig die Zeit. «Er dauerte dann plötzlich drei ­Stunden», erzählt er. 

Und beim zweiten Treffen ging es bereits in die Luft. «Er hat mich auf einen Flug mitgenommen», erinnert sich Martina. «Das hat schon Eindruck hinterlassen.»

Vor drei Jahren gab sich das Paar das ­Ja-Wort und wurde kurz darauf zum ersten Mal Eltern. Die Geburt vom kleinen Jonas krönte ihr Glück vor neun Monaten. «Die beiden sind genauso begeisterungsfähig wie ihr Papi», erzählt sie.

Was die Schwächen ihres Mannes sind? Der Moderator lacht und antwortet für seine Ehefrau: «Ich bin chaotisch.» ­Weniger schnell fällt ihm dann aber eine Antwort auf die Frage ein, was ihn an Martina, die für eine ­Spitalgruppe in der ­Beschaffung arbeitet, störe. «Zählt es, zu sagen, dass sie mich ­darauf auf­merksam macht, dass ich chaotisch bin?», meint er. Er sei allgemein nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. «So schnell kann man mich nicht nerven.»

Aber wenn dann doch mal ein Problem auftaucht, sucht das Ehepaar das Gespräch. «Die Kommunikation ist das ­Wichtigste in einer Beziehung», sagt sie.

Und diese gelingt ihnen, angesprochen auf ihre Träume, ausgezeichnet. Sie seien sehr glücklich, wie das Leben gerade verlaufe, meinen die beiden einstimmig. Er ergänzt: «Aber eine Weltreise gemeinsam mit den Kindern wäre schon etwas ­Schönes.» Martina strahlt und nickt – ­Harmonie pur.