«Die Schweiz ist jetzt mein Zuhause»

Vom immer weiterziehenden Strassenmusiker zum durchstartenden Sänger: Der Schotte hat es geschafft. Heute lebt er dank der Liebe in unserem Land und hat damit einen Ort ­gefunden, an den er trotz seiner Reiselust immer wieder zurückkehrt.

Von Bettina Wyss-Siegwart

Als Argyle Singh mit 18 Jahren seine Gitarre einpackt, ein Einfach-Ticket in seine Jackentasche steckt und sein Zuhause verlässt, weiss er nicht, wohin seine Reise geht. Er tritt sie ohne Ziel an. Hauptsache weg. Nie hätte er gedacht, dass er einige Jahre später einen ESC-Song für die Schweiz schreiben, einen Plattenvertrag mit Universal Music haben und mit seiner eigenen Musik auf Tournee
gehen würde. 

Argyle landet erst in England und singt dann auf den Strassen Amsterdams, um über die Runden zu kommen. Angst vor der Ungewissheit hat er nicht. «Ich wollte schon immer die Welt sehen», sagt der heute 30-Jährige, der indische und schottische Wurzeln hat. «Ich wusste nie genau, wo ich hingehöre. Es trieb mich umher.» Die Musik ist für ihn Heimat, das Unterwegssein sein Lebensgefühl. 

Und dann kommt eine Frau in sein Leben, die alles verändert: Eine Schweizerin erobert sein Herz. Für die Liebe zieht er nach Zürich. Hier findet er nicht nur einen neuen Wohnort, sondern ein Zuhause. «Ich habe schon immer auf mein Bauchgefühl vertraut und lag selten damit falsch», sagt Argyle. Obwohl die Liebes­beziehung nach einiger Zeit in die Brüche geht, bereut er nichts: «Wir hatten eine schöne Zeit und sind heute immer noch in Kontakt.»

Eine Heimat gefunden

Mit seiner aussergewöhnlichen Stimme und seinen Songs macht er hierzulande schnell von sich reden. Er bekommt nicht nur einen Plattenvertrag bei einem renommierten Label, sondern schreibt auch das Lied «Watergun», das Remo Forrer (23) im Jahr 2023 am Eurovision Song Contest singt. Die Resonanz sei überwältigend gewesen. 

Zerbrechlich und stark

Sein jüngstes Werk «Playgrounds in ­Ruins» ist im Februar erschienen. In diesen Liedern zeigt Argyle alles, was in ihm steckt. Er kämpft mit seinen inneren Dämonen, hinterfragt den Glauben und stellt sich seinen falschen Entscheidungen. Es sind Songs, die echte Gefühle und viel Stärke zeigen. Und genau das ist es, was ihn jetzt wieder auf die Bühne führt. 

Aktuell bereitet sich Argyle auf seine Schweiz-Tour vor. «Wir haben auch ­andere Länder auf dem Schirm», sagt er. Aber selbst wenn er bereits jetzt wieder die ­Flügel ausstreckt: Der Schweiz wird er treu bleiben. Nicht zuletzt dank seiner ­neuen Freundin. Und weil er sich längst in unser Land verliebt hat. «Es ist schön, einen ­Hafen zu haben, in den man immer wieder zurückkehren kann.»