Zu viel um die Ohren
Wenn man sich zu viel zumutet, zieht die Seele irgendwann die Notbremse, der Körper rebelliert. Erschöpfungsdepression nannte man das früher, heute heisst es Burnout – ausgebrannt sein.
Nichts geht mehr. Schon allein das Aufstehen am Morgen ist ein Kraftakt, und was an Aufgaben für den Tag bevorsteht, türmt sich wie ein riesiger Berg, den man nicht bewältigen kann. Dazu diese Müdigkeit, die völlige Leere. Und so soll das jetzt weitergehen?
Wer sein Leben so empfindet, leidet ziemlich klar an einem Burnout. Und es sind längst nicht nur überlastete Manager, die es erwischt. Frauen und Männer können gleichermassen Burnout-Symptome erfahren. Frauen suchen einfach frühzeitiger nach Hilfe und Unterstützung, während Männer teilweise etwas länger damit zuwarten. Sie kommen zuerst wegen der Symptome, weil diese mit der Zeit stärker werden und ihnen kaum mehr erlauben, die Aufgaben des Alltags zu bewältigen. Die Betroffenen stellen fest, dass sie in eine Situation hineingerutscht sind, die sie unerwartet irgendwie überfordert und belastet – gerade in der leistungsorientierten Gesellschaft, die wir kennen, redet man darüber zuerst lieber mit einer aussenstehenden, neutralen Person.
Die häufigsten Symptome: Sowohl körperlich wie psychisch starke Müdigkeit, chronische Erschöpfung, Melancholie, Schlafstörungen, das Gefühl, den Erwartungen des privaten und beruflichen Umfeldes nicht mehr gewachsen zu sein. Der Patient fühlt sich ungewohnt schnell überfordert und nervlich sehr angespannt. Oft ist der Wunsch da, mehr freie Zeit für sich selbst zu haben, einfach mal abschalten zu können und nicht mehr ständig nur leisten zu müssen.
Für die körperlichen Symptome ist die Person meistens bereits in ärztlicher Behandlung, was immer gleichermassen wichtig ist, damit der Mensch die bestmöglichste Unterstützung für seine Gesundheit bekommt.
Jede Lebenssituation ist völlig anders, darum wird zuerst eine genaue und sehr individuelle Standortbestimmung gemacht. Von dort kann man dann Lösungen gemeinsam erarbeiten und bestimmen, wo Schritt für Schritt im Alltag etwas optimiert werden kann, damit vermehrt Entlastung und Freiraum geschaffen werden können.
Die Gründe für ein Burnout sind sehr unterschiedlich und individuell. Einerseits gibt es die Menschen, die permanent in allen Lebensbereichen zu hohe Erwartungen an sich selbst stellen, viel zu streng mit sich selbst sind und sich nie eine Pause gönnen – im Laufe der Zeit führt dies zu Erschöpfung. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, bei denen der zu hohe Leistungsdruck jahrelang von aussen kommt, sowohl vom beruflichen Umfeld wie von der Familie. Da ist ein Burnout einfach die Reaktion des Körpers und der Seele auf jahrelange Überlastung, Stress und Überforderung. Diese Menschen sind nur noch im Leistungs-Modus und haben verlernt, wie es ist, sich in ausgleichenden Tätigkeiten, die Freude machen, wieder zu entspannen und neue Kraft aufzutanken.
Auch Kinder oder Familie können zu Burnout führen. Mütter und Väter, die nonstop immer für andere präsent sein müssen und wochenlang nirgends Möglichkeiten haben, freie Zeit für sich selbst zu finden, können kaum auftanken oder sich richtig erholen. Da ist es wichtig, dass beide Elternteile – oder auch Alleinerziehende – in ihrer Zeitplanung dies für sich irgendwie berücksichtigen und auch mit gutem Gewissen Hilfe einfordern bei Familie und Freunden. Freie Zeit für Musse und Erholung ist auch für Eltern ein wertvoller und heilender Ausgleich zu den täglichen Herausforderungen.