Zeckenabwehr nach Försterart

Zecken können die bakterielle Borreliose übertragen, wogegen man sich nicht impfen kann. Der wichtigste Schutz ist also eine wirksame Prävention. Ein Förster sagt, worauf es ankommt.

 
Wenn Mario Inglin in aller Frühe in seinen Arbeitstag startet, hat er bereits eine kleine Prozedur hinter sich, die über die Morgentoilette hinausgeht. Der Waldförster im Revier «Sense Nord» im Kanton Freiburg muss vor seinem Gang ins Gehölz eine genaue Textilordnung einhalten, um abends auch wieder gesund heimzukehren. Die «tägliche Gefahr» ist winzig klein, hat acht Beine und von April bis Oktober ihren grossen Auftritt. Dann ist Zeckensaison. Mehr als 800 Arten gibt es weltweit, deren 20 sind in Mitteleuropa und der Schweiz heimisch. Stark verbreitet sind die potenziellen Krankheitsüberträger in unseren Wäldern.Deshalb ist es für Förster Inglin selbstverständlich, sich konsequent zu schützen. «Ich trage stets helle Hosen, sodass ich die Zecken gut sehen kann. Dazu immer Gamaschen, damit sie nicht unter der Hose den Weg auf meine Haut finden und zubeissen können», fasst er die wichtigsten Punkte zusammen. Vorteilhaft seien natürlich zudem hautbedeckende Textilien im Oberkörperbereich.

Ein Restrisiko besteht immer

Wenn Inglin einen mehrstündigen Arbeitseinsatz im Wald beendet hat, wirft er vor dem Einsteigen ins Auto stets einen aufmerksamen Kontrollblick nach unten. Häufig entdeckt er dann gleich mehrere Zecken, die sich auf Hose, Schuhen oder Gamaschen festgesetzt und vergeblich eine Bissstelle gesucht haben. «Mit einem Stück Klebstreifen sammle ich die Zecken einzeln ein und klebe sie auf ein A4-Blatt. Dann unterteile ich nach Nymphen und Adulte (erwachsene Zecken), notiere dazu immer das Wetter, die Temperatur sowie den genauen Standort im Wald.» Sehr spannend sei auch die Höhe ab Boden der jeweiligen Zeckenposition. Nymphen befinden sich in der Regel bis 40 Zentimeter ab Boden an seiner Hose, Adulte bis 120 Zentimeter.

Neben dem Tragen von Schutzkleidung trifft Mario Inglin weitere Vorkehrungen, um sich vor Zecken zu schützen. «Ich lege zum Beispiel nie Werkzeug oder meinen Rucksack auf den Boden, sondern hänge diese an Ästen
auf. Ferner beuge ich mich im Gestrüpp nicht vor und setze mich nie auf den Waldboden.» In seiner langjährigen Försterkarriere hat er damit kaum Zeckenstiche eingefangen. Ganz zu verhindern sind sie gleichwohl nicht. «Letztes Jahr war ich an einem Donnerstag im Wald, den Freitag habe ich im Büro verbracht, und am Samstag spürte ich ein Krabbeln auf der Haut. Ich fand eine Zecke, die sich während zwei Tagen genüsslich eine Bissstelle gesucht hatte.»

Trockenheit hält Zecken fern

Seine langjährige Erfahrung mit einem «Gegner, vor dem ich keine Angst, aber grossen Respekt habe», gibt Mario Inglin als Vertreter des Verbands Schweizer Forstpersonal (www.verband-schweizer-forstpersonal.ch) regelmässig in Zecken-Kursen an die interessierte Bevölkerung weiter. Für Personen und Familien, die sich in der warmen Jahreszeit oft draussen aufhalten, fasst er die wichtigsten Ratschläge zusammen:

  • Waldränder und Gesträuche in den Wäldern weitgehend meiden
  • Lange Hosen tragen und Socken über die Hosen ziehen
  • Für Picknicks und Openair-Grillpartys nur die öffentlich installierten Plätze nutzen
  • Kleider nach einem Waldaufenthalt waschen und in der prallen Sonne aufhängen und trocknen
  • Regelmässige gegenseitige Zeckenkontrollen, insbesondere bei Kleinkindern bis 1,20 Meter, die sehr exponiert sind (Kopf)
Als Zeckengebiet gilt heute die ganze Schweiz. In der Höhe, über 1500 Meter über Meer, kommen sie praktisch nicht mehr vor. Sie lieben feuchte Standorte, nehmen die Flüssigkeit durch Poren vom Boden auf und können dann sogar an Sträuchern hochklettern und auf ihre «Opfer» warten. Ist es jedoch zu trocken, müssen sie am Boden bleiben und sind weniger aktiv. In den letzten beiden Jahren war dies der Fall. Davon profitieren auch Försterinnen und Förster wie Mario Inglin.