«Wir erwarten die saisonale Grippe diesmal früher»
Eine Grippe verläuft nicht immer harmlos und kann zu schweren Komplikationen führen. Den besten Schutz bietet die Impfung.
Alle Jahre wieder setzt die Grippe, in der Fachsprache Influenza genannt, viele Menschen für Tage oder sogar Wochen ausser Gefecht. Die infektiöse Atemwegserkrankung tritt vor allem im Winter auf. In der Schweiz gehen jährlich 300 000 Menschen mit Grippe-Symptomen zum Arzt, 1500 Menschen sterben an den Folgen der Erkrankung.
Charakteristisch ist der Husten
Die Krankheit beginnt oft plötzlich mit hohem Fieber sowie Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. «Charakteristisch sind auch ein trockener Husten und ein Gefühl von ungewöhnlich starker Erschöpfung», sagt PD Dr. med. Walter Zingg, Leiter Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich. Die Grippe wird durch Viren verursacht und meist mittels Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen übertragen. Aber auch das Händeschütteln oder verunreinigte Gegenstände wie Türklinken oder Haltestangen in Bus und Tram können eine Viren-Übertragung möglich machen.
Grippe kommt früher
In den letzten zwei Jahren konnten sich die Grippeviren hierzulande schlecht verbreiten. «Wir gehen davon aus, dass die Co-vid-19-Schutzmassnahmen einen grossen Einfluss auf die tieferen Grippefallzahlen hatten», so Zingg. Aber auch die sehr hohe Aktivität von Omikron in der Bevölkerung habe das Influenza-Virus etwas verdrängt. Dieses Jahr sei in der südlichen Hemisphäre eine frühe Grippeaktivität registriert worden – «und dies zusammen mit hohen Covid-19-Fallzahlen.» Walter Zingg denkt, dass sich dieses Szenario auch in der Schweiz abspielen könnte.
Gesundheitliche Komplikationen
Zwar sei es eher unwahrscheinlich, dass diese zwei Virusinfektionen gleichzeitig in einer Person zirkulieren würden, «die Infektionen können aber in rascher Folge auftreten». Das heisst, eine zweite Infektion kommt dazu, bevor die erste Infektion vollständig abgeheilt ist, was das Risiko für gesundheitliche Komplikationen erhöht. Vor allem bei älteren Menschen und Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder einer chronischen Atemwegserkrankung kommt es dann häufig zu einer Lungenentzündung (Pneumonie), die durch das Virus selbst oder durch eine sekundäre Infektion mit Bakterien verursacht wird.
Symptomatische Behandlung
Die Behandlung einer Grippe ist in den meisten Fällen symptomatisch, das heisst, es werden Medikamente gegen die auftretenden Krankheitszeichen eingesetzt. Neben genügend Ruhe und Schlaf helfen Nasensprays, Lutschtabletten, Hustenpräparate, fiebersenkende sowie immunstärkende Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C oder Zink.
Vorbeugen und impfen
Wer einer Grippeinfektion vorbeugen will, sollte auf eine gute Handhygiene achten, Abstand halten oder Maske tragen. «Den besten Schutz bietet jedoch die Grippeimpfung, welche wir vor allem den Risikopatienten dringend empfehlen», sagt Walter Zingg. Mit der Impfung baut der Körper eine Abwehr gegen die Viren auf und bildet Antikörper, welche die eindringenden Grippeerreger bekämpfen und Komplikationen verringern können. Da sich Grippeviren kontinuierlich verändern, legt die Weltgesundheitsorganisation WHO die Zusammensetzung der Grippeimpfung jede Saison neu fest. Die beste Zeit für die Influenza-Impfung ist im November bis zum Beginn der Grippewelle. Wer sich auch gegen eine Covid-19-Erkrankung impfen lassen möchte, kann dies in Kombination mit der Grippeimpfung tun. «Aufgrund der steigenden Covid-19-Fallzahlen und der erwarteten früher einsetzenden Grippewelle empfehlen wir dies sogar.»