Wenn die Haare schwinden

Glänzendes, volles und kräftiges Haar wünscht sich jeder. Dennoch ist gegen Haarausfall niemand gefeit. Was kann man dagegen tun?
 
Die häufigste Form von Haarverlust ist der hormonellerbliche Haarausfall, vor allem bei Männern. An der Stirn entstehen sogenannte Geheimratsecken, später lichtet sich das Haar auch am Hinterkopf. Bei Frauen dünnen die Haare im Scheitelbereich aus. Ursache ist eine erblich bedingte Überempfindlichkeit der Haare auf die männliche Hormonwirkung.
Zweithäufigste Form ist der kreisrunde Haarausfall, bei dem sich kreisrunde, kahle Flecken am Kopf bilden. Im Extremfall verliert man alle Haare. Ursache ist eine Immunsystem-bedingte Haarwurzelentzündung.
Beim diffusen Haarausfall dünnt das Haar überall aus. Allgemeinkrankheiten wie Schilddrüsenstörungen oder Mangelzustände wie Eisenmangel, aber auch Stress und Alter können hier eine Rolle spielen.
Was hilft bei Haarausfall? Wir befragten den Dermatologen und Haarspezialisten Prof. Ralph Trüeb (www.derma-haarcenter.ch).

GlücksPost: Wann wird Haarausfall krankhaft?
Prof. Ralph Trüeb: Es kann völlig normal sein, dass ein Mensch bis zu 100 Haare pro Tag verliert. Ich halte aber wenig vom Haare zählen, da die Anzahl Haare, die ausfallen dürfen, von der Menge auf dem Kopf abhängt. Betroffene spüren meist richtig, wann es nicht mehr stimmt.

Gibt es einen Unterschied in der Behandlung von Mann und Frau?
Für Männer mit erblichem Haarausfall eignet sich in erster Linie die «Finasterid»-Tablette. Sie stoppt den Haarausfall. Beginnt man früh genug mit der Therapie, wachsen in mehr als 50 Prozent auch Haare nach. Für Frauen hat sich der Wirkstoff «Minoxidil» bewährt. Diese Substanz, die äusserlich aufgetragen wird, stoppt in über 60 Prozent den Haarausfall. Beide Medikamente wirken nur für die Dauer der Behandlung.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Frauen, die Haare verlieren, sollten abklären, ob sie nicht unter Eisenmangel leiden, weil dies zu diffusem Haarausfall führen kann.

Nützen Nahrungsergänzungsmittel?

Man hat solche Produkte belächelt, seit es sie gibt. Mittlerweile gibt es zunehmend Erkenntnisse, dass gewisse Wirkstoffe darin doch hilfreich sein könnten. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Mäuse Haarausfall bekommen, wenn man sie Zigarettenrauch aussetzt. Gab man den Mäusen die essenzielle Aminosäure L-CystinundVitamin B6, liess sich der Haarausfall stoppen. Es wäre interessant, wenn es weitere wissenschaftliche Untersuchungen gäbe, die diese Wirkung auch beim zigaretten- oder altersbedingten Haarausfall beim Menschen belegen.

Wie sieht es mit Hirse aus?

Es gibt keine Studiendaten, die die Wirkung von Hirse überzeugend zeigen. Ob Hirse oder Präparate mit L-Cystin und Vitamin B6: Sie sind als Ergänzung zu sehen.

Fördert Haarfärben den Haarausfall?

Färben hat keinen Einfluss auf das Haarwachstum. Gelegentlich kann es zu einer echten Kontaktallergie auf den Farbstoff PPD (Para-Phenylendiamin) kommen, der Hautausschläge, Rötungen und Schwellungen auf der Kopfhaut auslöst. Zwei bis drei Monate später können Haare ausfallen.

Ist Juckreiz ein Zeichen von Allergie?

Meistens ist es eine Irritation. Sie entsteht aus einem Missverhältnis zwischen dem, was die Kopfhaut erträgt, und den Wirkstoffen, denen sie ausgesetzt wird. Schon 15 Minuten Haarkratzen führt zu Haarbrüchen. Zudem gibt es Hinweise, dass sich Entzündungszustände der Kopfhaut ungünstig auf das Haarwachstum auswirken.

Was hilft dagegen?

Bei Juckreiz, Hautrötungen und trockenen Schuppen können Hamamelis-Produkte helfen, den Haarboden zu regulieren. Die Zaubernuss, wie die Heilpflanze auch genannt wird, enthält zahlreiche Wirkstoffe gegen Entzündung, Infektion und Juckreiz. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit der eines schwachen Kortison-Präparates. Für längeren Einsatz ist Hamamelis eine sehr gute Alternative.
 
Hamamelis bekommt der Kopfhaut
Wild wachsende Hamamelis wird von den Indianern Nordamerikas seit Jahrhunderten als wertvolles Heilmittel geschätzt. Für eine Kur mit Shampoo und Haar-Tonic sollte auf hochwertige Qualität geachtet werden. Denn zahlreiche Hamamelis-Produkte enthalten Allergie fördernde Zusatzstoffe (Cocamide, Parabene), die die Kopfhaut zusätzlich irritieren. Frei von Zusatzstoffen und Pestizid-Rückständen sind z.B. die Erol-Hamamelis-Haarprodukte (erhältlich in Apotheken).
Mehr Infos: www.hamamelis.ch