Was bei Osteoporose hilft
Es ist einfacher, Knochen zu erhalten, als verlorene Knochen wiederaufzubauen. Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir vorbeugend etwas für unsere Knochengesundheit tun.
Von Petra Koci
Wenn wir an unsere Knochen denken, dann haben wir meist ein starres, stabiles Material vor Augen. Knochen sind fest, ja. Aber ihr Gewebe ist lebendig: Es gibt Zellen, die für den Knochenaufbau sorgen und Zellen, die für den Abbau zuständig sind. «Das Knochengewebe bleibt zeitlebens aktiv», bestätigt Dr. med. Sven Oser, Facharzt für Rheumatologie am Zentrum für Rheuma- und Knochenerkrankungen der Hirslanden Klinik im Park Zürich: «Wir können also in jedem Alter etwas gegen die Osteoporose unternehmen.»
Etwa nach dem 35. Lebensjahr setzt der natürliche Alterungsprozess mit Abnahme der Knochenmasse ein. Verliert man zu viel Knochenmasse, kann der Knochen den Alltagsbelastungen nicht mehr standhalten, und es kommt zu Knochenbrüchen bei Bagatellunfällen im Alltag. Dann heisst die Diagnose: Osteoporose. «Eine Ursache für die Osteoporose nach der Menopause ist die Aktivierung des Knochenstoffwechsels. Dann arbeiten die knochenabbauenden Zellen schneller als die knochenaufbauenden. Das ursprüngliche Gleichgewicht verschiebt sich in Richtung Abbau, sodass überdurchschnittlich viel Knochenmasse abgebaut wird», so der Facharzt. Den «Knochenschwund» sieht und spürt man nicht, bis es zu Knochenbrüchen kommt. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Abklärung, meist in Form einer Knochendichtemessung. Die Stoffwechselkrankheit des Knochens betrifft das gesamte Skelett und erhöht das Risiko für Knochenbrüche. Das hat Einfluss auf das Überleben, die Lebensqualität und Mobilität.
Laut der Rheumaliga leiden in der Schweiz etwa 400 000 Menschen an Osteoporose, mehr Frauen als Männer. Nach der Menopause ist sogar fast jede zweite Frau von Osteoporose betroffen. Hormonveränderungen (Östrogenmangel) gehören neben der Vererbung zu den Haupt-Risikofaktoren. Männer betrifft es meist erst ab dem 70. Lebensjahr. Auch Rauchen, Alkohol, Übergewicht, zu wenig Bewegung und die Einnahme bestimmter Medikamente wie Kortison können die Knochengesundheit gefährden.
Wir können aber etwas für die Knochengesundheit tun. Unsere Knochen bestehen aus einem Eiweissgerüst mit eingelagerten Mineralstoffen. Mit einer ausgewogenen Ernährung können wir wichtige Proteine zuführen. Ebenso wie Mineralstoffe, die wir für die feste Knochendichte benötigen. «Wir empfehlen eine tägliche Aufnahme von 800 bis 1200 mg Kalzium. Und um das Kalzium aufzunehmen und in den Knochen einzubauen, ist genügend Vitamin D notwendig», so der Spezialist. Vitamin D bildet unsere Haut hauptsächlich mit Hilfe von Sonnenlicht selbst. Kalziumreich sind etwa grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, kalziumhaltige Mineralwasser und Milchprodukte.
Unser Knochengewebe ist fähig, sich anzupassen. Nebst der Mineralstoffzufuhr ist auch Bewegung wichtig. Werden Knochen belastet, werden knochenaufbauende Zellen stimuliert. Erreicht wird das vor allem mit muskelkräftigenden Übungen (Krafttraining, Pilates). Zusätzlich haben moderates Joggen oder Seilspringen einen guten Effekt. Positiv auf die Knochenfestigkeit wirken sich überdies Walking, Treppensteigen, Wandern, Tanzen und regelmässige Spaziergänge aus. Um Stürze und damit Knochenbrüche zu verhindern, ist Gleichgewichtstraining wichtig. Idealerweise gehen wir dafür nach draussen, wo wir Vitamin D tanken können.
Lässt sich die Diagnose Osteoporose rückgängig machen? «Eine Heilung der Osteoporose ist sehr selten, etwa wenn sie durch eine Krankheit oder Medikamente verursacht ist und diese Ursachen behoben werden», sagt Dr. med. Sven Oser: «In der Regel ist unser Behandlungsziel, eine ausreichende Knochendichte zu erhalten.» Je nach Knochenbruchrisiko werden Medikamente für den Knochenaufbau eingesetzt. Oder solche, welche die knochenabbauenden Zellen hemmen.
Am besten jedoch fangen wir schon viel früher mit der Prävention an, nämlich mit knochenfreundlicher Ernährung und körperlicher Betätigung – aktiv bleiben, um im Körper die knochenaufbauenden Zellen zu fördern.