Unschön oder gefährlich?
Nur jeder zehnte Erwachsene leidet nicht an Krampfadern oder Besenreisern. Hat man sie früher einfach hingenommen, so gibt es heute Methoden, sie zu behandeln.
Es ist ein Mythos, zu glauben, dass nur alte Menschen unter Krampfadern oder Besenreisern leiden. Auch, dass diese Venenleiden keine Schmerzen verursachen, ist nicht richtig, denn sie können durchaus das Wohlbefinden beeinträchtigen. Im allerschlimmsten Fall können Krampfadern Thrombosen auslösen. Darüber hinaus ist bekannt, dass Venenleiden in der Regel auf eine familiäre Veranlagung zurückzuführen sind und sowohl das Hormon Östrogen als auch eine Schwangerschaft die Bildung von Krampfadern und Besenreisern begünstigen.
Krampfadern unterscheiden sich von den Besenreisern durch ihr Aussehen. Meist sind es herausstehende, fingergrosse, knopfartige Venen, die an den Ober- oder Unterschenkeln zu sehen sind. Da oft ein unangenehmes Spannungsgefühl und Schwellungen die Folge sind, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. «Es gibt natürlich bewährte Venenmedikamente, auch das Tragen von speziell angepassten Kompressions- oder Stützstrümpfen sind empfehlenswert», sagt Dr. Janine Dörffler-Melly, Fachärztin für Angiologie in Zürich, «doch mit diesen Möglichkeiten bekommt man das Leiden nur vorübergehend in den Griff, sie sind keine Dauerlösung».
Um Krampfadern nachhaltig zu entfernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die klassische Crossektomie/Stripping Methode wird im Spital meist unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie durchgeführt. Der Eingriff ist oft belastend, die Heilung dauert mehrere Wochen und ist schmerzhaft. «Weit weniger belastend ist die ambulant durchgeführte, minimalinvasive Hitzekatheter Behandlung», erklärt die Ärztin. Bei der wird die betroffene Vene örtlich betäubt und mithilfe eines oberflächlich eingeführten Katheters, an dessen Spitze entweder ein Laserlicht oder eine mit Radiofrequenzwärme erhitzbare Heizspirale sitzt, mittels Hitze verödet. Das klingt im ersten Moment kompliziert, doch gerade diese Methode ist bei Betroffenen beliebt, weil sie ambulant durchgeführt werden kann. Zudem sind die Schmerzen gering, und die anschliessende Heilung erfolgt meist innerhalb kurzer Zeit. Ausserdem verkürzt sich der Arbeitsausfall, je nach Beruf, durchschnittlich von zwei Wochen auf vier Tage. Aber schliesslich entscheidet die Patientin, zusammen mit dem Arzt, welche Behandlung am geeignetsten für die Betroffene ist. Beide Eingriffe werden übrigens von der Grundversicherung übernommen.
«Im Vergleich zu Krampfadern sind Besenreiser die kleinsten, sichtbaren, erweiterten Venen, die oft an den Oberschenkeln, im Bereich der Knöchel oder an den Waden zu finden sind. Sie sind nicht gefährlich und weit weniger aufwendig zu behandeln», sagt Janine Dörffler-Melly. «Es gibt zwei Möglichkeiten, Besenreiser erfolgreich zu veröden: die Laserbehandlung oder die ‹Schaummethode›, auch Sklerotherapie genannt». Beide Behandlungsmethoden sind unkompliziert, und verursachen meist nur geringe Schmerzen. Für ein gutes Ergebnis muss man jedoch für einige Tage Stütz- bzw. Kompressionsstrümpfe tragen, und sollte nicht überrascht sein, wenn man für ein optimales Ergebnis den Vorgang wiederholen muss. Da sich vor allem Frauen Besenreiser oft aus kosmetischen Gründen entfernen lassen, werden diese Eingriffe von den Kassen nicht übernommen. Es ist zudem sehr ratsam, alle Krampfadern- und Besenreiserbehandlungen in der kühlen Jahreszeit vorzunehmen, denn, wenn es heiss ist, ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen für die meisten Menschen besonders unangenehm.
Häufig liest man von Cremes oder Ölen, welche die Bildung von Krampfadern oder Besenreisern verhindern sollen, doch leider halten diese Produkte in der Regel keinesfalls das, was sie versprechen. Fürs Erste hilft es, die Beine hochzulegen, aber auch Gehen und Liegen bringen vorübergehend eine gewünschte Linderung. Hingegen können langes Stehen oder Sitzen durchaus die Venenprobleme verschlimmern. Kühlende Umschläge mit Quark oder Coldpacks, aber auch kühlende, venenstärkende Cremes oder Sprays können vorübergehend Erleichterung bringen. Am besten ist es, zeitnah eine Ärztin aufzusuchen, damit das Venenleiden den Alltag nicht zu sehr beeinträchtigt.