Schmerzen im Unterleib
Krämpfe und Übelkeit: Endometriose ist eines der häufigsten Frauenleiden. Die Erkrankung ist zwar nicht vollständig heilbar, doch gibt es verschiedene Therapien, welche die Beschwerden lindern können.
Olivia F. hat jeden Monat während ihrer Menstruation «höllische Schmerzen». Die 28-jährige Angestellte leidet bereits seit Jahren unter Endometriose. «Eingesetzt hat die Erkrankung kurz nach dem Auftreten meiner ersten Regelblutung.»
So wie Olivia F. geht es vielen jungen Frauen. Es wird geschätzt, dass bis zu zehn Prozent der Frauen im fruchtbaren Alter unter der Erkrankung leiden. «Teils werden auch ältere Frauen bei uns auf Endometriose abgeklärt, da sich diese über Jahre hinweg entwickeln kann und viele Patientinnen bereits einen langen Leidensweg hinter sich haben», sagt Julian Metzler, Oberarzt an der Klinik für Gynäkologie am Universitätsspital Zürich. «Mit dem Einsetzen der Menopause lassen die Beschwerden dann üblicherweise nach.»
Endometriose kann die Lebensqualität der Frauen stark einschränken. Vor allem während der Regelblutung oder des Eisprungs leiden sie unter teils stark ausgeprägten Schmerzen, die in den Unterbauch, den Rücken und die Beine ausstrahlen können. «Diese werden oft als krampfartig erlebt und sind zum Teil von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall begleitet.» Auch werden Beschwerden beim Geschlechts-verkehr, beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang beschrieben. Die Schmerzen können aber auch ausserhalb der Menstruation auftreten und chronisch werden. Einige leiden zusätzlich an Beschwerden im Magen-Darm-Bereich oder unter chronischer Müdigkeit und anderen unspezifischen Beschwerden. Dazu kommt, dass es für manche Endometriose-Betroffene auch schwierig sein kann, schwanger zu werden.
Die genaue Entstehung der Endometriose ist immer noch Gegenstand der Forschung. Es existieren jedoch verschiedene Theorien dazu. «In jedem Fall handelt es sich um Schleimhaut, die natürlicherweise in der Gebärmutter vorkommt, hier aber ausserhalb der Gebärmutter existiert und dadurch zu Beschwerden führt», so Julian Metzler. Betroffen sind unter anderem die Bauchhöhle oder die Eierstöcke. «Möglicherweise kommt die Schleimhaut durch einen Rückfluss von Menstruationsblut durch die Eileiter in die Bauchhöhle.» Der Arzt erklärt jedoch, dass diverse zusätzliche Faktoren für die Entstehung der Erkrankung verantwortlich sein dürften.
Leider vergehen bei vielen Betroffenen oft Jahre bis zur Diagnosestellung. Einerseits ist die Erkrankung trotz der relativen Häufigkeit immer noch wenig bekannt. Andererseits werden Menstruationsbeschwerden noch immer als «normal» betrachtet. Aber auch in der ärztlichen Diagnosestellung gibt es gemäss Metzler teilweise Verzögerungen.
Je nach Beschwerdebild, an dem die Patientinnen leiden, und der Art oder Lokalisation der Endometriose stehen verschiedene diagnostische Massnahmen zur Verfügung. «Grundpfeiler der Behandlung sind die Schmerztherapie, die Therapie mit Hormonen und chirurgische Massnahmen», erklärt Julian Metzler. So kann neben schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten auch mittels kombinierter Pillen und insbesondere mittels Gestagen-Pillen oft eine gute Schmerzreduktion erreicht werden.
In gewissen Fällen ist es notwendig, Endometrioseherde chirurgisch zu entfernen, was heute standardmässig mittels einer minimalinvasiven Bauchspiegelung erfolgt. Weiter können Angebote im Bereich der Physiotherapie, Ernährungsberatung oder Komplementärmedizin hilfreich sein. Um Wege zu finden, mit den Beschwerden umzugehen, sei es zudem wichtig, den eigenen Körper und seine Reaktionen kennenzulernen. Oberarzt Julian Metzler: «Da die Endometriose nicht vollständig heilbar ist, gilt es auch, einen Umgang mit den Beschwerden zu erlernen, sodass diese das Alltagsleben nicht mehr so stark beeinträchtigen.»